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2009 (B) Pfingsten

Pfingstgottesdienst und Pfingstpredigt in Rödlas mit einer Firmgruppe der Pfarrei St. Michael Neunkirchen und am Pfingstmontag in leicht veränderter Form in Rosenbach gehalten

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Der heilige Geist kommt auf Maria und die Apostel herab
Der heilige Geist kommt auf Maria und die Apostel herab
Offen werden - offen sein für den Heiligen Geist.

 Jesus öffnet Ohren und Mund

Das Markus Evangelium berichtet von einem Taubstummen, einem Menschen der weder hören noch sprechen kann.[1] Man bringt ihn zu Jesus und bittet, er möge ihn berühren. Jesus nimmt ihn beiseite, seine Ohren und seine Zunge berührend sagt er zum Taubstummen seufzend zum Himmel schauend - Effata! Das ist Originalton Sprache Jesu und heißt: Öffne dich!
"Sogleich öffneten sich seine Ohren, seine Zunge wurde von ihrer Fessel befreit und er konnte richtig reden."
Außer sich vor Staunen sagen die Leute: "Er hat alles gut gemacht; er macht, dass die Tauben hören und die Stummen sprechen."
  • Ihr könnt euch das nicht vorstellen, gehörlos zu sein. Schwerhörig geworden werden Menschen oft misstrauisch, weil sie nicht mehr mitbekommen, was gesprochen wird.
  • Aber sind wir nicht manchmal auch schwerhörig, ja taub? Weil wir nicht hören wollen, stellen wir die Ohren auf Durchzug. Wir machen uns zu. Oder wir schädigen unser Gehör durch Lärm, durch überlaute ohrenbetäubende Musik. Die leisen Stimmen, die feinen Töne werden dann nicht mehr gehört. Was der Beter des Psalms 38 vor Gott ausspricht, kann auch uns passieren: "Ich bin wie ein Tauber, der nicht hört, wie ein Stummer, der den Mund nicht auftut."[2]
  • Also Ohren auf, damit der Heilige Geist durch das Wort Gottes die Seele, den Geist, das Herz erreicht. "Wer Ohren hat zu hören," sagt Jesus immer wieder, "der höre."[3] In der Offenbarung des Johannes spricht der auferstandene Christus am Schluss der Botschaft an die Gemeinden:"Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt."[4]
  • Immer ist dieses Hören auf den Geist Gottes und des auferstandenen Christus mit einer Verheißung verbunden. Der Gemeinde in der damaligen Weltstadt Ephesus wird, wenn sie das Böse in ihrer Mitte überwindet, verheißen: "Wer siegt, dem werde ich zu essen geben vom Baum des Lebens der im Paradies Gottes steht."[5]

Wie werde ich offen für den Geist Gottes, der Leben schafft?

1) Ich werde mich darum bemühen ein Freund Jesu zu sein und sein Gebot der Liebe zu leben. Im Evangelium verheißt er seinen Freunden und Freundinnen, er werde ihnen vom Vater den Heiligen Geist senden.[6] Dieser wird bei ihnen bleiben und sie alles lehren und an alles erinnern, was Jesus auf dieser Erde lebend ihnen gesagt hat.[7]

2) Habe ich mich verrannt, bin ich schuldig geworden und in Sünde gefallen, werde ich mich im Sakrament der Sündenvergebung davon befreien lassen. Der Auferstandene hat den Aposteln seinen Geist zugehaucht und gesagt: "Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben."[8]
Die Apostel haben diese Vollmacht an die Bischöfe und diese an die Priester weitgegeben. So dürfen Du und ich in der Beichte erfahren, dass uns unsere Sünden bei Gott vergeben sind. Und so wird das Einwohnen Gottes durch den Heiligen Geist in dir, in mir wieder voll hergestellt.

3) Und als drittes lerne ich von den Jüngerinnen und Jüngern Jesu, dass wir um die Gabe des heiligen Geistes miteinander einmütig beten müssen. Nach der Himmelfahrt Jesus "gingen sie in das Obergemach, also den Abendmahlsaal hinauf, wo sie nun ständig blieben: Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen und mit Maria, der Mutter Jesu, und mit seinen Verwandten."[9]
  • Als Gemeinschaft der Jünger- und Jüngerinnen, der Freunde und Freundinnen Jesu, als Kirche verheißt uns der auferstandene Herr den Heiligen Geist, durch den die Liebe Gottes in unsere Herzen ausgegossen ist.
  • Daher sind wir heute am Pfingsttag im Hause Gottes  zusammen gekommen, um miteinander einmütig um den Heiligen Geist zu bitten. Aber mit einmal ist es nicht getan. 9 Tage lang haben die Apostel zusammen mit den Frauen und Maria, der Mutter Jesu und seinen Verwandten um den Geist Gottes gebetet. Wenn wir den Sonntagsgottesdienst mitfeiern, kommt es auf jede Stimme und jedes Herz an, kommt es auf dich und jeden an.
Es ist wichtig zu erkennen,

Augen und Ohren sind die Zugänge in mein Innerstes - Beispiel

Geöffneter Krug
Geöffneter Krug
Ein Krug mit Deckel in meinen Händen will uns zeigen, was Offenwerden und Offensein bedeuten.

Will ich den Krug füllen, werde ich als erstes den Deckel öffnen. Dann gieße ich Wasser hinein. Wasser ist der Grundstoff der Schöpfung. Wasser bedeutet Leben.
Ich werde den Krug nicht offen stehen lassen, denn sonst muss ich damit rechnen, dass das Wasser verunreinigt wird. Dass Staub und Dreck hineinkommen oder sich Fliegen darin ersäufen. Das ist auch der Grund, warum der Priester bei der heiligen Messe den Kelch zudeckt.

Will ich aber Zutaten z.B. Saft zu dem Wasser hinzu tun, oder daraus trinken, muss ich den Deckel aufmachen. Darum decke vor der Wandlung der Gaben den Kelch wieder ab, breite die Hände über Brot und Wein aus und Gott bitte Gott: "Sende deinen Geist auf diese Gaben herab und heilige Sie, damit sie uns werden Leib + und Blut deines Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus, der uns aufgetragen hat dieses Geheimnis zu feiern."[10]
  • Der Priester spricht dann die Worte Jesu über Brot und Wein. In der Kraft des Heiligen Geistes werden Brot und Wein zum Leib und Blut des gekreuzigten und auferstandenen Christus. Dazu muss ich vom Bischof geweiht und beauftragt sein.
  • Behalten wir daher das Bild vom Krug im Gedächtnis. Will ich etwas lernen, in mich aufnehmen, muss ich mich mit allen Sinnen öffnen: Meine Augen, meine Ohren, meinen Verstand, mein Herz. Also Deckel auf. Öffne Dich!
Geschlossener Krug
Geschlossener Krug
Das Empfangene, in mich Aufgenommene muss ich schützen, damit es nicht verdorben, verunreinigt, zerstört wird. Also Deckel zu. Schließ Aug und Ohr!


Ist das Empfangene in mir in Ordnung, dann kann ich es hergeben und weiterschenken. Paulus schreibt an die Christen der griechischen Hafenstadt Korinth: "Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt." Von Gott geschaffen und von seinem Geist bewohnt, wissen wir worauf es ankommt.

Augen auf und zu - Ohren auf und zu!

Gott hat uns so geschaffen, dass wir mit Augen räumlich sehen und mit den Ohren Stereo hören können, und zwar ganz ohne Kopfhörer.
Aber immer kommt es darauf an, wofür ich meine Augen und meine Ohren, mein Sehvermögen und mein Gehör auf- oder auch zumache.
  • Mit den Augen geht das ziemlich einfach. Ich kann sie öffnen und schließen. Bei den Ohren ist es schwieriger. Da muss ich meinen Verstand und meinen Willen einsetzen. Während der NS-Zeit gab es eine Art „Besinnungslied“ unter den verbotenen und damit illegalen Jugendgruppen. Es begann: "Schließ Aug und Ohr für eine Weil
 vor dem Getös’ der Zeit."
  • Du wirst daher lernen, die Augen und Ohren für das Gute, das Schöne, für das Aufbauende, und natürlich auch für das heilende und befreiende Wort, das Gott seinem Volk seit mehr als 3000 Jahren sagt, zu öffnen. Du wirst es Dir zur Gewohnheit machen Gottes Geist um seine Gaben zu bitten. »Komm Heiliger Geist, mit deiner Kraft, die uns verbindet und Leben schafft.«
  • Und du wirst umgekehrt, deine Augen und deine Ohren zumachen, wenn das Böse, Hässliche, Unmenschliche, die Lüge und der Hass in dich eindringen wollen. Du wirst den Mut aufbringen, nein zu sagen zum Bösen in jeder Gestalt. "Ich widersage!"

In 25 Tagen ist Firmung.

  • Sportler wissen, ohne Training geht nichts - die ÜbungsleiterInnen spielen dabei eine wichtige Rolle. Auch der christliche Glaube braucht Training und Einüben. Die Kirche meint es ernst, wenn sie uns das tägliche Beten, das Lesen in der Bibel, das gemeinsam Gottesdienst Feiern ans Herz legt.
  •  Nur wenn ich mich öffne für Gott, für Jesus, für seinen Geist, für die Gemeinschaft der JüngerInnen, für die Kirche, bewahre ich mir den Geschmack, die Freude am christlich katholischen Glauben. Nur so entgehe ich der Gefahr, den modernen Heiden ähnlich zu werden, die entweder gar nichts glauben und damit der Sinnlosigkeit verfallen; oder versklavt abhängig werden von zerstörenden vergänglichen Dingen, von Alkohol und Drogen.
Wir werden daher nicht vergessen, was Jesus bei unserer Taufe durch den Mund und die Berührung des Priesters zu jedem von uns sagte: Effata - Öffne dich! Öffne dich für das Leben und die Freiheit, die Gott in seinem Geist durch Jesus schenkt.


[1] Mk 7,32 ff.
[2] Ps 38,14
[3] Mk 4,9;  Lk 8,8
[4] Offb 2,7.11.17.29; 3,6.13.22
[5] Offb 2,7
[6] Joh 14,16
[7] Joh 14,26
[8] Joh 20,22 f.
[9] Apg 1,13f
[10] Epiklese 3. Hochgebet

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