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2009 (B) Österliche Bußzeit - Fastenzeit

Homilie zum Misereorsonntag und den Texten des 5. Sonntags der Österlichen Bußzeit. Gehalten im Altenpflegeheim St. Elisabeth und in der Filialkirche »Maria - Königin des Friedens« in Rödlas

===>> Biblische und liturgische Texte des Sonntags
===>> Gottesdienstvorlage
===>> Vorlage für Bußakt und Kredo (Misereor)
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Den Bund erneuern

Gegen das Vergessen

  • Will der 5. Fastensonntag uns mobilisieren. Denn so geht es mit den geliebten und erwählten Volk Gottes und seinen Menschen, auch mit uns: Schnell vergessen sie, dass sie Gott ihrem Schöpfer und Gebieter ihre Existenz und Würde, ihre Befreiung und das Land verdanken, auf dem sie leben. Er gab ihnen die 10, ihre die Menschenwürde und Freiheit sichernden Weisungen. Auf steinerne Tafel hat Mose sie geschrieben zur Erinnerung.
  • Die darauf fußenden Menschenrechte sind auch in das Grundgesetz der Vereinten Nationen und das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland geschrieben. Das ist gut, aber es genügt nicht. Denn der Mensch und die Völker sind immer in der Gefahr den Grund und Garanten ihrer Würde und Existenz zu vergessen, ihre Vorstellungen und Bedürfnisse oder vergängliche Dinge wichtiger zu nehmen als Gott.
Darum verkündet Gott in der 1. Lesung[1] durch den Propheten Jeremia,

Gott werde einen Neuen Bund mit ihnen schließen.

»Seht, es werden Tage kommen in denen ich mit dem Haus Israel und dem Haus Juda einen neuen Bund schließen werde.«[2]
Auf dem Weg nach Ostern geht es in der 1. Lesung darum,

Den von Gott durch JESUS geschlossenen und in der Taufe in uns wirksamen gewordenen Neuen Bund zu erneuern.

  • Wir werden uns daran erinnern, dass Gott in der Taufe durch den Heiligen Geist seine Liebe in unser Herz ausgegossen und durch ihn sein Gesetz der Liebe und der Freiheit in unser Inneres, in unser Herz eingraviert hat. So dass wir spüren, ohne Gott sind wir nichts und mit Gott sind wir eine neue Schöpfung.
  • Auf Jesus schauend spüren wir, er ist der neue Mensch, der dem Neuen Bund entspricht. Gleichzeitig spüren wir die Kluft zwischen dem, was und wie wir sein sollen, und dem was und wie wir tatsächlich sind.
  • Aber dies darf uns weder zur Resignation noch zur Selbstverachtung treiben. Unseren Stolz überwindend, unser Versagen und unsere Schuld erkennend und ihm bekennend hinhaltend gibt sich der Herr des Himmels und der Erde als Liebe und Erbarmen zu erkennen. Der »die Schuld verzeiht und nicht mehr an unsere Sünden denkt«.[3]
  • Gott belehrt uns nicht von oben herab. Am Kreuz hält Gott in Jesus es mit uns ganz unten aus wo Menschen in ihrer Schuldverstrickung unmenschlich und grausam handeln. Er spricht dem bereuenden sich ihm, dem Gekreuzigten, zuwendenden Raubmörder Vergebung und Aufnahme im Paradies Gottes zu.
  • Als Einzelne und als Volk müssen wir bekennen, dass wir durch unser Verhalten mit schuld sind an dem Klimawandel. Dieser trifft die am wenigsten am Klimawandel Schuldigen am härtesten. Darum werden wir wachsamer und sorgfältiger mit der Schöpfung umgehen. Wir werden auf Verhaltensweisen verzichten, die das Klima weiter anheizen.
Auf dem Weg nach Ostern gehen, heißt auch - wie die zweite Lesung[4] zeigt -

Auf den irdischen Christus schauen und hören,

  • »der mit lautem Schreien und unter Tränen Gebete und Bitten vor den gebracht, der ihn aus dem Tod retten konnte, und er ist erhört und aus seiner Angst befreit worden«.[5] Christus lebt in den Armen, Hungernden, von Krankheit und Naturkatastrophen heimgesuchten Menschen und Völkern unserer Erde. Deren Elend und Zukunftsangst schreit zum Himmel.
  • Aber wie Christus sollen diese Menschen nicht verzweifeln. Sie brauchen unsere Solidarität und sie brauchen den Glauben an Jesus Christus, den Gekreuzigten, »den Gott aus seiner Angst befreit und von den Toten auferweckt hat«.
  • Dieser Glaube hilft ihnen, gegen das drohende Unheil alle Kräfte zu mobilisieren, unter dem Kreuz des Lebens und klimatischen Veränderungen nicht zusammenzubrechen. Dieser Glaube muss aber auch uns antreiben, ihnen materiell und mit unserem Gebet beizustehen. Und dazu das Beispiel eines sparsamen und umweltfreundlichen Umgangs mit der Schöpfung, mit unserer Lebensgrundlage, zu geben.
Auf dem Weg nach Ostern zur Auferstehung und zu neuem Leben sagt uns Jesus im Evangelium[6]:

»Etwas muss sterben, damit sich das Leben erneuern kann.«

  • Um klar zu machen, dass Leben mit Leben bezahlt wird, zieht Jesus den Vergleich mit einem Weizenkorn heran. Nur indem es in die Erde gelegt wird und stirbt, kann es Frucht bringen.
  • Dieses »Stirb und werde«, gilt auch für die menschliche Existenz, ob wir es wollen oder nicht. Loslassen ist schwer. Bequemer ist es, einfach dort zu bleiben, wo wir sind; sicherer scheint es zu sein, an dem festzuhalten, was wir haben. Doch dieses sich anklammernde Leben bleibt unfruchtbar wie das Korn, das nicht in die Erde gelegt wird.[7]
Goethe sagt sehr richtig: »Und so lang du das nicht hast, / Dieses: Stirb und Werde! / Bist du nur ein trüber Gast /Auf der dunklen Erde«
  • Darum bittet Jesus angesichts des Todes den Vater nicht, »Vater rette mich aus dieser Stunde«, sondern Gott hat ihn ja in diese Sunde geführt. Deshalb betet er: »Vater, verherrliche Deinen Namen.« Der Name Gottes JAHWE aber bedeutet: Ich bin der Ich Bin Da. Und der Name seines Messias ist Immanuel - Gott mit uns. Ja, Gott ist mit uns auch in den dunkelsten Stunden, auch angesichts des Todes.

In der Stimme Gottes leuchtet vom Himmel her schon Ostern auf:

»Ich habe ihn schon verherrlicht und werde ihn wieder verherrlichen."[8]
  • In diesem Augenblick, da der Menschensohn, der geliebte Sohn Gottes, sich ganz in die Hand Gottes gebend zum in die Erde fallenden Weizenkorn wird "geschieht Gericht über diese Welt; jetzt wird der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen." [9] Stolzes Aufbegehren, Gier nach Geld und Wohlleben ziehen nicht mehr, sondern es zieht, der am Kreuz erhöhte, die Hingabe und Liebe bis zum letzten Atemszug lebende Jesus Christus. Er zieht alle an sich.
  • Solches an sich Ziehen geschieht durch das treue Mitgehen Gottes mit dem unschuldig Leidenden wie mit den ihre gerechte Strafe Empfangenden. Gott geht in Jesus dem Tod, sogar dem unschuldigen Tod nicht aus dem Weg. Er nimmt ihn bewusst und freiwillig auf sich.
  •  Durch das Gehorsamwerden Jesu bis zum Tod am Kreuz zeigt uns Gott, der Tod ist nicht das endgültige Aus des Menschen.
In seiner schöpferischen Liebe auferweckt und verwandelt Gott den vergänglichen und sterblichen Menschen zum neuen herrlichen Leben in seinem Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens. Er zieht uns durch Jesus ganz an sich.[10]


[1] Jer 31,31-34
[2] Jer 31,31
[3] Jer 31,34
[4] Hebr 5,7-9
[5] Hebr 5,7
[6] Joh 12,20-33
[7] vgl. Laach Messbuch 2009 S.278
[8] Joh 12,28
[9] Joh 12,31
[10] Joh 12,32

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