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Lesejahr 2013 (C)

Homilie zu1. L Gen 18,1-10a; 2. L Kol 1,24-28; Ev Lk 10,38-42 in Rödlas

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Die Gemeinschaft mit Christus Jesus
In dem Buch »das Senfkorn-Prinzip« steht über zwei Seiten mit Fragezeichen und Ausrufezeichen:
1 Informationsinfarkt?!
Wir wissen so viel und setzen so wenig um.
Wir wollen immer mehr Informationen, Daten und Fakten.
Wir denken, je mehr wir wüssten, umso lebensfähiger würden wir.
Irrtum! Wenn du das Bisschen, was du weißt und erkannt hast, einübst, umsetzt und trainierst, wirst du immer mehr Lebensweisheit gewinnen.[1]
2 Worum geht es in unserem christlichen Glauben?
Im Tagesgebet bitten wir Gott „Mach uns stark im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe.“
Das ist es, was Gott uns durch seinen Sohn Jesus Christus schenken will. Diese drei göttlichen Geschenke waren das Anliegen Benedikt XVI, das Papst Franziskus im Jahr des Glaubens mit der Enzyklika »Lumen fidei - Licht des Glaubens« vollendet hat.
2.1 Abraham der Vater unseres Glaubens
  • Unter dieser Überschrift sagt Papst Franziskus in seiner Enzyklika: "Der Glaube öffnet uns den Weg und begleitet unsere Schritte in der Geschichte." [2] Um zu verstehen, was der Glaube ist und wie er verläuft, müssen wir uns zuerst den im AT bezeugten Weg der gläubigen Menschen ansehen. Dabei kommt Abraham als Vater des Glaubens ein außergewöhnlicher Platz zu.

  • "In seinem Leben ereignet sich etwas Überwältigendes: Gott richtet sein Wort an ihn, er offenbart sich als ein Gott, der redet und ihn beim Namen ruft. Der Glaube ist an das Hören gebunden. Abraham sieht Gott nicht, aber er hört seine Stimme. Auf diese Weise nimmt der Glaube einen persönlichen Charakter an."

  • Gott begegnet dem Abraham als Person. Der Glaube ist also "die Antwort auf ein Wort, das eine persönliche Anrede ist, auf ein Du, das uns bei unserem Namen ruft."[3]
2.2 Die Frucht des Glaubens
  • Die von Gott geschenkte Gabe des Glaubens brachte in der Person Abrahams Frucht als menschlich gesehen keine Hoffnung mehr auf den verheißenen Nachkommen bestand.
  •  Dem gastfreundlichen Abraham begegnet Gott ihn in der Gestalt von drei bei ihm einkehrenden Fremden und verheißt, ihm werde von seiner bis ins hohe Alter unfruchtbaren Frau Sara der verheißene Sohn innerhalb eines Jahres geboren. Glaube an die Verheißung Gottes auf Hoffnung hin erfüllt sich im Vollzug der Liebe Abrahams und Saras.
  • Bei allem Neuen und Überraschenden liegt der von Gott verlangte Glaube dennoch im Erfahrungsbereich Abrahams. "Gott verbindet seine Verheißung mit dem Punkt, an dem das Leben des Menschen sich von alters her hoffnungsvoll zeigt: mit der Elternschaft, das Werden eines neuen Lebens." Sagt der Papst in seiner Enzyklika.
  • Er fährt fort: "Der Gott, der von Abraham verlangt, sich ihm völlig anzuvertrauen, erweist sich als die Quelle, aus der alles Leben kommt. Auf diese Weise verbindet sich der Glaube mit der Vaterschaft Gottes, aus der die Schöpfung hervorgeht: Der Gott, der Abraham ruft, ist der Schöpfergott, derjenige, der »das, was nicht ist, ins Dasein ruft«[4], derjenige, der »uns erwählt [hat] vor der Erschaffung der Welt« und uns »dazu bestimmt [hat], seine Söhne zu werden«“ [5]
3 Die personale Gestalt des Glaubens im Neuen Bund
  • Vom auferstandenen Christus vor Damaskus zum Jünger und Apostel berufen sieht Paulus seine Aufgabe darin, das bisher verborgene Mysterium Christi als Wort Gottes zu verkünden. "Christus ist unter euch, er ist die Hoffnung auf Herrlichkeit."[6]
  • Was Paulus als die Wahrheit seines Lebens erkannt hat und immer tiefer erkennt, das will er den Heiligen - den vom dreieinigen Gott in der Taufe Geheiligten - mitteilen. "Christus will ich erkennen und die Macht seiner Auferstehung und die Gemeinschaft mit seinen Leiden; sein Tod soll mich prägen."[7] All sein Verkünden, Ermahnen und das aus der Schrift gewonnene Belehren hat ein Ziel: "Alle in der Gemeinschaft mit Christus vollkommen zu machen."[8]
  • Paulus erinnert an die Treue Gottes zu seinen Verheißungen und Heilsabsichten: "Treu ist Gott, durch den ihr berufen worden seid zur Gemeinschaft mit seinem Sohn Jesus Christus unseren Herrn."[9]
  • Der Epheserbrief preist den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus: "Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel."[10]
  • Jesus Christus beim Vater im Himmel ist zugleich mit der Fülle der Gaben Gottes mitten unter uns. Noch mehr hat Gott durch Christus für uns getan: "Er hat uns mit Christus Jesus auferweckt und uns zusammen mit ihm einen Platz im Himmel gegeben."[11]
  • Diese enge Nähe zu Jesus, dem auferstandenen Messias Gottes, ist der stärkste Antrieb für unser Streben das ewige Ziel zu erreichen. "Ihr seid mit Christus auferweckt; darum strebt nach dem, was im Himmel ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt."[12]
  • Paulus lebt auf, weil die Christen in Philippi „fest im Herrn stehen."[13] Aber auch mit Verfolgung müssen alle rechnen, "die in der Gemeinschaft mit Christus ein frommes Leben führen wollen."[14] 
Die personale Gestalt unseres christlichen Glaubens findet ihren Höhepunkt in der Begegnung mit Jesus Christus.
4 Durch Jesus Christus spricht uns Gott persönlich an.
Jesus selber zeigt uns im heutigen Evangelium, wie wichtig die hörende Begegnung mit ihm für den Glauben ist. Viele Dinge und Aufgaben warten täglich auf uns, wollen getan werden. Wie aber kommt Jesus zu uns und mit ihm die Fülle des Lebens, das ewige Leben?
4.1 Durch unsere Gastfreundschaft
  • Wie Abraham die drei Fremden, wie Marta und Maria Jesus müssen wir Gott und Jesus Christus seinen menschgewordenen Sohn hereinlassen und hereinbitten in unser Leben und ihm unsere Aufmerksamkeit schenken.
  • Oft aber merken wir, kaum haben wir Jesus hereingebeten in unser Leben, da sind wir mit den Gedanken schon ganz woanders, bei unseren Sorgen und Aufgaben, bei unseren Plänen und Werken. So vieles beschäftigt uns, nimmt uns gefangen, lenkt uns ab, macht sich wichtig.
  • Das geht vielen so, wenn der Sonntag vor der Tür steht und mit ihm Gott, der Schöpfer des Himmels und der Erde, und Jesus, der Auferstandene, der uns Gottes Liebe und Erbarmen schenken will.
  • Vieles macht sich da wichtig, stellt sich uns in den Weg, so dass für den Wichtigsten keine Zeit zur Begegnung, kein den Glauben, die Hoffnung und die Liebe nährendes Zuhören möglich wird. Droht nicht vielen heute der Informationsinfarkt, der Verlust des Gehörs für das Wort des ewigen Lebens, von dem ich am Anfang der Predigt sprach?
Zum Hereinbitten und Einlassen Jesu muss eine zweite Bereitschaft dazukommen
4.2 Auf Jesus zu hören
  • Jesus sagt zu Marta: "Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat das Bessere gewählt, das soll ihr nicht genommen werden." [15]

  • Auf Jesus hören schenkt also etwas Bleibendes, Ewiges, was uns nicht einmal der Tod nehmen kann.

  • Jesus will das Tun Martas und das Hören Marias nicht gegen einander ausspielen. Anerkennend sagt er zu der sich beschwerenden Marta "Du machst dir viele Sorgen und Mühen."

  • Zweimal hinter einander nennt er sie beim Namen "Marta, Marta!" um ihren Geist und ihre Seele für das Wichtigste zu gewinnen: Nämlich auf ihn, das menschgewordene Wort des Vaters zu hören.

  • Über die Fülle des christlichen Glaubens sagt der Papst in seiner Enzyklika: "Der christliche Glaube hat seinen Mittelpunkt in Christus; er ist das Bekenntnis, dass Jesus der Herr ist und dass Gott ihn von den Toten auferweckt hat.“[16]

  • Papst Franziskus zeigt auf: „Alle Linien des Alten Testaments laufen in Christus zusammen; er wird das endgültige Ja zu allen Verheißungen, das Fundament unseres abschließenden „Amen“ zu Gott"[17] Dieser Glaube kommt vom Hören.

  • Möchten doch auch wir Hörende werden und sein wie Abraham, wie Maria die Mutter Jesu, wie Maria, die Schwester Martas – Hörende und durch Jesus Gott gehorchende Menschen.
4.3 Den Verlust der Wahrnehmung Gottes in unserer Welt überwinden
  • Der Glaube an Jesus, den Sohn Gottes, setzt bei Paulus - wie Papst Franziskus sagt - "auch die Verlässlichkeit Jesu voraus, die sich zwar auf seine Liebe bis in den Tod gründet, aber auch darauf, dass er Sohn Gottes ist. Gerade weil Jesus der Sohn ist, weil er ganz im Vater verwurzelt ist, hat er den Tod überwinden und das Leben in Fülle erstrahlen lassen können."
  • Der Papst stellt in einer Art Diagnose fest: "Unsere Kultur hat die Wahrnehmung dieser konkreten Gegenwart Gottes, seines Handelns in der Welt, verloren. Wir meinen, Gott befinde sich nur jenseits, auf einer anderen Ebene der Wirklichkeit, getrennt von unseren konkreten Beziehungen.“
  • Aber so fragen wir mit dem Papst, was hätte das für Konsequenzen für unsere irdische Existenz? Der Papst antwortet: „Wenn es aber so wäre, wenn Gott unfähig wäre, in der Welt zu handeln, wäre seine Liebe nicht wirklich mächtig, nicht wirklich real und wäre folglich nicht einmal eine wahre Liebe, die das Glück zu vollbringen vermag, das sie verspricht. Dann wäre es völlig gleichgültig, ob man an ihn glaubt oder nicht."[18]
  • "Die Christen bekennen dagegen" - sagt Papst Franziskus - "die konkrete und mächtige Liebe Gottes, der wirklich in der Geschichte handelt und ihr endgültiges Los bestimmt — eine Liebe, der man begegnen kann, die sich im Leiden und Sterben und in der Auferstehung Christi vollends offenbart hat."[19]
Diese verlässliche Liebe feiern wir Gott anbetend und dankend jetzt in der Feier der heiligen Eucharistie.
 

[1] Arno Backhaus, Das Senfkorn-Prinzip
[2] LF = Lumen gentium 8
[3] ebd
[4] Röm 4,17
[5] Eph 1,4-5; LF = Lumen Fidei 11
[6] Kol 1,27
[7] Phil 3,10
[8] Kol 1,28
[9] 1 Kor 1,9
[10] Eph 1,3
[11] Eph 2,6
[12] Kol 3,1
[13] Kol 4,1
[14] 2 Tim 3,12
[15] Lk 10,41f,
[16] vgl Röm 10,9
[17] vgl 2 Kor 1,20
[18] LF 17
[19] ebd.