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Lesejahr 2013 (C)

Predigt in der Christmette in Rödlas und Weihnachtsmorgen in Honings

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Mein Christbaum - Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt: Wer siegt, dem werde ich zu essen geben vom Baum des Lebens, der im Paradies Gottes steht.  Offenb 2,7
Mein Christbaum - Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt: Wer siegt, dem werde ich zu essen geben vom Baum des Lebens, der im Paradies Gottes steht. Offenb 2,7
"Das Christkind kommt!"

1 Erinnerung an unsere Kindheit
Als Kind war für mich das Spannendste am Heiligen Abend der Augenblick da das Glöckchen ertönte und verkündete „das Christkind ist gekommen“. Meine Eltern schienen mit dem Christkind zusammenzuarbeiten. Die Kerzen am Christbaum leuchteten. Neben dem Christbaum stand die Krippe. Auf einem eigenen Tisch lagen die Geschenke. Das Christkind aber war wieder weg.
Größer geworden erfuhr ich, dass meine Mutter und mein Vater alles bereitet hatten. Sie waren gleichsam das Christkind. Aber warum taten sie das? Um uns Kindern eine Freude zu bereiten, uns mit Geschenken ihre Zuneigung zu zeigen? „Das Christkind ist gekommen“ heißt doch, Christus der Messias und Sohn Gottes ist als Kind in die Welt gekommen.
2 Weihnachten offenbart die unantastbare Würde des Kindes
Darum ist Weihnachten das Fest der Geburt Christi ein besonderes Fest für die Kinder. Sie erleben, Gott ist in Jesus nicht nur Mensch geworden, sondern auch ein Kind. Darum hat jedes Kind vom 1. Augenblick seines Daseins an im Schoß seiner Mutter eine besondere unantastbare Würde.
Darum wird eine schwanger gewordene christliche Frau nicht sagen: „Mein Bauch gehört mir.“ Auch nicht, “das in mir gewordene Kind gehört mir“.
  • Es ist vielmehr das besondere Geschöpf Gottes, das nach seinem Bild geschaffen, zur Gotteskindschaft berufen, an der Fülle des göttlichen Lebens jenseits des Todes im Himmel Gottes teilhaben soll. Diese Wahrheit gilt es heute zu bezeugen.
  • Dieser gläubigen Einsicht stehen der heutige Mainstream und das Lebensgefühl vieler moderner Zeitgenossen entgegen.
3 Das durch Medien verstärkte Lebensgefühl der Masse
  • An Wissenschaft und Technik glaubend und sich darin verlierend können viele nur noch rein diesseitig denken und empfinden.
  • Auch wir Christen, Menschen dieser Welt und Zeit können davon erfasst werden, so dass der Glaube an den sich in Jesus Christus offenbarenden Gott verblasst.
  • Je mehr wir die Größe und Weite des Kosmos wahrnehmen und verinnerlichen, desto kleiner und unbedeutender fühlen wir uns als Menschen. Gott scheint in uneinholbare Ferne zu entschwinden. Aber eben nur dann, wenn wir ihn mit den Methoden der Naturwissenschaften fassen möchten. Gott aber ist Geist jenseits alles Geschaffenen. Die Materie ist geistbegabt. Deshalb kann sie sich zum Leben entwickeln. Der Makrokosmos wie der Mikrokosmos sind vom gleichen Stoff und folgen den in sie eingestifteten Gesetzen.
  • Darum kann der große Mathematiker Blaise Pascal bekennen: „Der Mensch trägt in sich eine Spur, die ihn nicht vergessen lässt, dass er woanders herkommt.“
  • Das Wunder der Menschwerdung Gottes bleibt jenen verschlossen, die geistlos denken und urteilen. Die weltweit agierende Organisation »Pro Familia« – sollte sie sich nicht eher »Anti Familia« nennen? - vertritt eine solche geistlose Sicht des im Mutterleib heranwachsenden Kindes. Der Geschäftsführer des Saarbrücker Familienplanungszentrums Heinz Krämer schrieb im Spiegel "Kindesabtreibung gibt es nicht. Es gibt die Abtreibung einer Leibesfrucht, den Schwangerschaftsabbruch, die Entfernung von Embryonalgewebe. Aber wir sollten aufhören, Embryos durch Ultraschallgeräte... oder Verfassungsgerichtsurteile zu personalisieren, sie zu eigenständigen, lebensfähigen Personen hoch zu stilisieren."[1]
4 Als Christen bekennen wir Gottes schöpferische Anwesenheit vom ersten Augenblick des Lebens an
  • Nach 9 Monaten Schwangerschaft wurde Jesus geboren. Im Ave Maria sagen wir zu Maria "Du bist gebenedeit unter den Frauen und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus."
  • Wird Gott als der Schöpfer des Menschen geleugnet, ist nicht nur der im Mutterschoß heranwachsende Mensch sondern auch der alte und kranke Mensch der Willkür des Menschen ausgeliefert.
  • Weihnachten bedeutet für uns auch Gott, der Geist ist, als den Schöpfer, Erlöser und Vollender, als den ICH-BIN-DA anzuerkennen und anzubeten.
  • Gott hat uns in Jesus sein menschliches Antlitz gezeigt. Darum sagt Jesus von sich: "Wer mich sieht, hat den Vater gesehen."[2] Der große Gott, Schöpfer des Alls kommt an Weihnachten ganz klein. Er will uns damit zeigen, auch das Kleine, Hilfsbedürftige, Werdende ist vor Gott ganz groß.
  •  Als Menschen werden wir uns fragen: Wer ist hilfebedürftiger und schützenwerter als das heranwachsende Kind im Mutterleib als das neugeborene Kind in den ersten Jahren seines Lebens? Ja, das Wichtigste in der Schöpfung, das Leben, fängt im Kleinsten im Zellkern an. Er birgt den ganzen Plan der Entwicklung in sich. Wir sprechen daher mit Recht vom Wunder des Lebens.
  • Zum Mysterium der Menschwerdung Gottes spricht Benedikt XVI in seinem neuesten Jesusbuch über Prolog und Kindheitsgeschichten vom „tiefgreifenden Unterschied“ zu verwandten außerbiblischen Vorstellungen.
  • „Bei Matthäus und Lukas finden wir nichts von einer kosmischen Wende, nichts von physischen Berührungen zwischen Gott und Menschen: Es wird uns eine ganz demütige und doch gerade so umstürzend große Geschichte erzählt. Es ist der Gehorsam Marias, der Gott die Tür öffnet. Gottes Wort, sein Geist schafft in ihr das Kind. Er schafft es durch die Tür ihres Gehorsams. So ist Jesus der neue Adam, Neubeginn ab integro - aus der Jungfrau, die ganz dem Willen Gottes zur Verfügung steht. So geschieht Neuschöpfung, die sich aber doch an das freie Ja des Menschen Maria bindet.“[3]
Und doch gerade deshalb ist für den modernen Geist die Menschwerdung Gottes aus Maria der Jungfrau
5 Das Zeichen Gottes, dem widersprochen wird
  • An Karl Barth erinnernd spricht der Papst von zwei Punkten, „an denen Gottes Wirken unmittelbar in die materielle Welt eingreift: die Geburt aus der Jungfrau und die Auferstehung aus dem Grab, in dem Jesus nicht geblieben und nicht verwest ist.“
  • Gerade daran stößt sich der moderne Geist, der sich als Beherrscher der Materie und als der große Macher versteht.
  • Der Papst fährt fort: „Diese beiden Punkte sind ein Skandal für den modernen Geist. Gott darf in Ideen und Gedanken wirken, im Geistigen - aber nicht an der Materie. Das stört. Da gehört er nicht hin. Aber gerade darum geht es: dass Gott GOTT ist und sich nicht nur in Ideen bewegt. Insofern geht es bei beiden Punkten um das Gottsein Gottes selbst. Es geht um die Frage: Gehört ihm auch die Materie?“
  • Die Beter der Psalmen haben dies immer betend und singend vor Gott bekannt: „Dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt, der Erdkreis und seine Bewohner.“[4] „Sein ist das Meer, das er gemacht hat, das trockene Land, das seine Hände gebildet.“[5] Der moderne Mensch sagt: Unser ist die Erde und ihre Schätze machen uns reich. Doch der Kampf um die Rohstoffe ist bereits im vollen Gange.
  • Vergisst der Mensch, dass er Hüter der Schöpfung und verantwortlich dem Schöpfer ist, ja leugnet er diesen, dann muss man um unsere Erde fürchten.
  • Wir Christen müssen noch mehr bezeugen, dass „Gottes schöpferische Macht, das ganze Sein umfängt.“[6]
  • Benedikt XVI nennt die Jungfrauengeburt und wirkliche Auferstehung aus dem Grab „Prüfsteine des Glaubens. Wenn Gott nicht auch Macht über die Materie hat, dann ist er eben nicht Gott. Aber er hat diese Macht, und er hat mit Empfängnis und Auferstehung Jesu Christi eine neue Schöpfung eröffnet. So ist er als Schöpfer auch unser Erlöser. Deswegen ist die Empfängnis und Geburt Jesu aus der Jungfrau Maria ein grundlegendes Element unseres Glaubens und ein Leuchtzeichen der Hoffnung.“ [7]
6 Durch diesen Glauben will das Christkind heute zu uns kommen.
  • Christmette in Rödlas »Regina Pacis«
    Christmette in Rödlas »Regina Pacis«
    Durch sein Kommen in unser Denken und Wollen, in unser Anschauen und Fühlen können wir freudig singen: "Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt." Das Christkind kommt auch heute zu uns, wenn wir die Frohe Nachricht des Boten Gottes in der Gestalt des Engels hören: "Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: „Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr." Ja, jedes Kind, das angenommen und geboren und ihm in der Taufe anvertraut wird, trägt die Zukunft in sich, die Gott durch Jesus schenkt.
Als wir Kinder waren, kam das Christkind durch unsere Eltern zu uns. Eltern sind die guten Hirten ihrer Kinder, Großeltern die ihrer Enkel. Darum werden sie wie die Hirten von Bethlehem ihren Kindern, Enkeln und allen, die es hören wollen, erzählen "was ihnen über dieses Kind gesagt worden war." "Es ist der Messias", der Gesalbte Gottes ganz und gar durchdrungen von Gottes Heiligem Geist. Und es ist "der Herr". In ihm ist Jahwe der ICH-BIN-DA gegenwärtig, bei uns und durch den Glauben in uns.
  • So kommt das Christkind auch heute in die Welt. Es weist uns den Weg in die Zukunft, die sich nicht im Irdischen erschöpft, sondern im Ewigen erfüllt, in der Fülle des Lebens und der Beziehung, in der Anschauung Gottes.
  • Das wird uns durch Jesus, dem Messias Gottes zuteil. Er ist der Herr! Er ist das große Geschenk Gottes an Weihnachten für uns heute und für unser ganzes Leben.
Das Christkind kommt. Das Christkind ist da. Das Christkind bleibt.
  • Darüber freuen sich Himmel und Erde, Engel und Menschen. Darum singen wir: „Der Himmel freue sich, und es jauchze die Erde denn der Herr ist uns geboren. Halleluja."
  • Johann Sebastian Bach fordert uns im Weihnachtsoratorium mit mächtigem Chor und Orchester zum Lobpreis Gottes auf:
Jauchzet, frohlocket,
Auf preiset die Tage,
Rühmet,
Was heute
Der Höchste getan!
Lasset das Zagen,
Verbannet die Klage,
Stimmet voll Jauchzen
und Fröhlichkeit an!
 
Dienet dem Höchsten
mit herrlichen Chören,
Lasst uns den Namen
des Herrschers verehren!

[1] Wie sieht Pro Familia ein ungeborenes Kind? in http://www.pro-leben.de/abtr/taktiken_profamilia.php#8
[2] Joh 14,9
[3] Josepf Ratzinger,Benedikt XVI, Jesus von Nazaret , Porlog, Die Kindheitsgeschichten S.64
[4] Ps 24,1
[5] Ps 95,5
[6] Bednedikt XVI ebd. S. 65
[7] Bednedikt XVI ebd. S. 65