Startseite | Predigten
Boxbild
  Druckversion   Seite versenden

Predigten

Übersicht

Lesejahr 2013 (C)

Homilie zu den Texten des 4.Adventssonntag

===>> zu den liturgischen Texten
===>> Gottesdienstvorlage
===>> Predigt im Orginalformat lesen oder herunterladen
===>> Predigt als Podcast nachhören oder herunterladen


 Umkehr und Freude

1 Gerichtsworte mahnen zur Umkehr

  • Im Buch Zefanja gehen dem in der 1.Lesung gehörten Verkündigungsgedicht Drohworte des Propheten gegen Juda und Gerichtsansagen Gegen Jerusalem und die Nachbarvölker voraus. Die Gerichtsdrohungen im 1. und 2. Kapitel des Zefanjabuches lassen einem den Schrecken in die Glieder fahren. Gott will durch seinen Propheten die Gleichgültigen aufschrecken und sie zur Umkehr bringen. Sie sollen sich wieder um Jahwe ihren Gott sammeln.

1.1 Umkehr ist nötig

Wie nötig die Menschen damals und wir heute die Umkehr haben, zeigen die folgenden Wehrufe:
  • „Weh der trotzigen, der schmutzigen, der gewalttätigen Stadt. Sie will nicht hören und nimmt sich keine Weisung zu Herzen. Sie verlässt sich nicht auf den Herrn und sucht nicht die Nähe Gottes.“[2] Deshalb kommen Unheil, Zerstörung und Verbannung über sie. Dies erfahren sie als Zorn Gottes. Das Buch der Chronik beklagt die Treulosigkeit und das böse Handeln Israels: "Sie haben ihn verlassen und ihre Blicke von der Wohnstätte des Herrn abgewandt und ihr den Rücken gekehrt."[3] Ähnliche Entwicklungen beklagen wir auch bei uns heute.
  • Und doch! Trotz Untreue und Abfall hat Gott Heilsgedanken und Heilspläne für Israel und für uns.

1.2 Zukunft für ein armes demütiges Volk

Der Prophet blickt in eine Zukunft, wo Jerusalem nicht mehr eine Stadt der Schande sein wird. „Ich lasse in deiner Mitte übrig ein demütiges und armes Volk, das seine Zuflucht sucht beim Namen des Herrn.“[4] Dieses demütige und arme Volk ist das wahre Israel, die wirkliche Tochter Gottes auf dem Zion und in Jerusalem.

2 Umkehr und Freude gehören zusammen

  • Nur die Menschen, „die kein Unrecht mehr tun, nicht mehr lügen, die friedlich ihr Leben führen“, werden den Aufruf zur Freude und zum Jubel verstehen.
  • Sie wissen sich selber vor Gott arm, angewiesen auf seine Gnade, seine liebende und erbarmende Nähe. Sie werden mit den Armen dieser Welt teilen, weil Gott die Armen liebt. Bei der Adveniat Aktion an Weihnachten werden auch wir mit der armen Kirche in Lateinamerika aus Freude über die Geburt Jesu und über sein Kommen in Herrlichkeit teilen.
  • Was hört ein Mensch in Bedrängnis lieber als die Ansage: Deine Not ist zu Ende. Du hast Grund zur Freude?! Für das Volk Israel, dem der Prophet Zefanja (um 630 v. Chr.) diese frohe Botschaft bringt, ist das Gehörte unglaublich, aber es wird wahr. Es ist keine einseitige menschliche Freude, die in Jubel ausbricht. Es ist vielmehr eine beiderseitige, eine menschliche und göttliche.
  • Auch von Gott wird ausgesagt, er freue sich, er juble, er frohlocke[5] „Er freut sich und jubelt über dich.“ Das ist überraschend und beglückend zugleich. Offenbar ist Heil für Israel von Seiten Gottes nicht nur eine ungeschuldete Gabe, sondern ein Geschenk, das den Geber selbst erfreut und zum Jubeln veranlasst.

2.1 Der Grund für solchen Jubel liegt also bei Gott.

  • Er hat das Urteil gegen sein Volk aufgehoben, die Fremdherrschaft beendet. Darum kann das Volk sich freuen aus ganzem Herzen: Gott ist als König in seiner Mitte. Das bringt eine neue Heilszeit, hebt seine entmutigende Lage auf.
  • Was ermuntert uns mehr zur Umkehr und Heimkehr als die Zusage „Gott erneuert seine Liebe zu dir. Er jubelt über dich und frohlockt, wie man frohlockt an einem Festtag.“[6]
  • Gottes Gegenwart inmitten der Menschen, das ist auch heute Grund zur Freude. Angst macht eng und lähmt. Darum gilt die Aufforderung: „Fürchte dich nicht …“[7] Nimm dein Leben wieder selbst in die Hand, Gott ist an deiner Seite, um dir dabei zu helfen. Menschen sind oftmals unfähig, vom Unheil zum Heil zu finden. Wir erleben immer wieder bei uns selber und bei anderen. Deshalb werden die Mühe des Tages, die Freuden und Leiden unseres Lebens Gott darbringen für das Heil dieser Menschen.
  • Die ermutigende Zusage des Propheten gilt auch uns: „Lass die Hände nicht sinken“;[8] denn Gott hat sich als der Gott mit uns in Jesus unwiderruflich an uns gebunden. Er ist auch in unserer Mitte. Das feiern wir in jeder Eucharistiefeier. Er will auch unsere Not wenden, darum können wir wieder aufatmen.
  • Wer in Gott und Jesus seine Mitte sucht und findet, der kann singen, jubeln und jauchzen. Er wird auch durch die schweren und dunklen Tages des Lebens mit einem geistlichen Lied auf den Lippen, die Dunkelheit besiegen. Ich erlebe dies selber - Gott sei Dank - so.
  • In seinem Weihnachtsoratorium hat J. S. Bach diesen freudigen Jubel in begeisternde Musik umgesetzt: "Jauchzet, frohlocket, auf preiset die Tage, rühmet, was heute der Höchste getan!" Gottes Liebe nimmt in Jesus Christus Fleisch an, wird Mensch, der mit uns durchs Leben und durch den Tod hindurch geht in die Herrlichkeit Gottes.

2.2 Paulus freut sich in Fesseln

  • Jetzt wird uns auch klar, warum Paulus aus dem Gefängnis schreibend so intensiv zur Freude aufruft.
  • Dazu muss es einen besonderen Anlass geben, wenn ein Gefangener in einem Brief gleich zweimal auffordert: Freut euch! Der Grund liegt nicht in einer evtl. für Paulus angekündigten Entlassung aus dem Gefängnis in Ephesus oder einer anderen frohen Botschaft, die seine missliche Lage verbessern würde. Nein, der Grund liegt allein in Gott: „Der Herr ist nahe.“ [9]
  • Paulus hat die Güte und treue Sorge der Philipper immer wieder erfahren. Jetzt soll ihre Güte - als Kennzeichen der Gemeinde Jesu Christi - allen bekannt werden. Wenn der Herr nahe ist, hat das fruchtlose Sorgen ein Ende.
  • Wer um die Nähe Gottes weiß - und daran will der Advent uns wieder erinnern -, der weiß auch, dass er seine Sorgen Gott übergeben und überlassen darf.[10] Bei den Alltagssorgen hängen zu bleiben, das würde Freude verhindern. Gott sorgt! Er antwortet dem, der sich mit all seinen Anliegen vertrauensvoll an ihn wendet, mit Frieden. Biblisch verstandener Friede meint das Heilsein des ganzen Menschen; Herz und Gedanken sollen von diesem Frieden erfüllt werden, der alles übertrifft, was der Mensch sich vorstellen kann.

2.3 Beten und Teilen als Frucht der Umkehr

  • Johannes ruft die umkehrenden und ihre Sünden bekennenden Menschen auf zu teilen, Gerechtigkeit walten zu lassen, gewaltfrei den Mitmenschen zu begegnen.
  • Und er verheißt seinen Zuhörern, dass die von Jesus gespendete Taufe noch viel mehr in ihnen bewirken wird. Denn er tauft mit heiligem Geist, also mit dem Feuer der göttlichen Liebe. Die durch den Heiligen Geist in uns ausgegossene und anwesende Liebe Gottes ist es, die unserem Leben die Grundmelodie der Freude schenkt.

3 Freut euch! Der Herr ist nahe

  • Paulus selbst ist der Gewährsmann für die Wahrheit einer solchen Aussage. Noch im Gefängnis weiß er um jenen Frieden, der ihn „in der Gemeinschaft mit Christus Jesus“ bewahrt.[11]
  • Freude - Güte - Frieden, das sollten Kennzeichen der Gemeinde Jesu Christi auch heute sein. Wo Christen sich in adventlicher Erwartung betend und handelnd darum bemühen, wird die Nähe Gottes erfahrbar, wird er uns mit Heiligem Geist und Feuer taufen und in uns die Spreu vom Weizen trennen.
  • Was also sollen wir tun, so fragten die umkehrbereiten Menschen den Johannes. Wir sollen uns an Jesus »den Stärkeren« halten und den Alltag in seinem Geist bewältigen.

 

[1] Homilie zu Zefanja 3,14-17; Phil 4,4-7; Lk 3,10-18
[2] Zef 3,1f
[3] 2 Chr 29,6
[4] Zef 2,12
[5] Zef 3,17bc
[6] ebd
[7] Zef 3,16
[8] ebd.
[9] Phil 4,5
[10] vgl 1 Petr 5,7
[11] Phil 4,7