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Lesejahr 2013 (C)

Homilie zu Joh 10,27-30 am 4. Ostersonntag im Pflegeheim St. Elisabeth und in Hetzles St. Laurentius

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Hirte und Hüter [1]
1 Gott, der Hirt und Hüter seines Volkes Israel
  • Der sterbende Jakob - so berichtet das AT - segnete seinen einst von den Brüdern als Sklaven nach Ägypten verkauften, aber dort zum Vizekönig aufgestiegenen Sohn Josef. Er begann den Segen mit einem Glaubensbekenntnis: "Gott, vor dem meine Väter Abraham und Isaak ihren Weg gegangen sind, Gott, der mein Hirt war mein Lebtag bis heute..."[2]
  • Nomaden, deren wichtigster Schatz ihre Herde war, mussten gute Hirten sein, die sogar ihr Leben einsetzten, wenn Räuber oder wilde Tiere ihre Herde bedrohten.
  • Sie wussten aber auch, ihr Einsatz und ihre Sorge für die Herde kann nur Erfolg haben, wenn sie und ihre Herden unter dem Schutz Gottes standen.
  • Selbst in der schlimmsten Erniedrigung, als Verschleppte und Gefangene, der Willkür der Sieger preisgegeben, der Heimat und der religiösen Mitte des Tempels beraubt, ist Gott ihr Hirte und Hüter.
2 Gottes Hirtsein zeigt sich im Hüten.
  • Durch den Propheten Ezechiel spricht Gott zu den in der babylonischen Gefangenschaft leidenden Israeliten. "Wie ein Hirt sich um die Tiere seiner Herde kümmert an dem Tag, an dem er mitten unter den Schafen ist, die sich verirrt haben, so kümmere ich mich um meine Schafe und hole sie zurück von all den Orten, wohin sie sich am dunklen, düsteren Tag zerstreut haben." [3]
  • Die wegen ihrer Kinderlosigkeit verzweifelte Hanna macht vor dem Herrn das Gelübde, sie werde - wenn ihr ein männlicher Nachkomme geschenkt werde - diesen dem Herrn weihen. Und sie wurde erhört. Als sie Samuel, den Späteren großen Propheten Israels im Tempel Gott weihte sang sie das erste Magnifikat der Bibel. Darin preist sie Gott, der "den Schwachen aus dem Staub emporhebt...und die Schritte seiner Frommen behütet."[4]
  • Der Psalm 31 fordert das erste und das Neue Gottesvolk auf: "Liebt den Herrn, all seine Frommen!" Die Antwort Gottes heißt: "Seine Getreuen behütet der Herr."[5] Gottes hütende Hirtenliebe ist weder beliebig noch zeitabhängig. Er braucht keine ungestörte Nachruhe, keinen freien Tag, keinen Urlaub. Der Psalm 121 bekennt vielmehr. "Er lässt deinen Fuß nicht wanken; er, der dich behütet, schläft nicht."[6] Wichtig ist von unserer Seite her, dass wir ihn lieben und unser Herz ihm gehört. "Der Herr behütet die schlichten Herzen; ich war in Not und er brachte mir Hilfe."[7] "Alle, die ihn lieben, behütet der Herr, doch alle Frevler vernichtet er."[8]
  • Wie die aus solcher Glaubenserfahrung lebenden Frommen Israels können auch wir Gott lobpreisend bekennen: "Der Herr ist mein Hirt, nichts wird mir fehlen."[9] Damit stehen wir an der Schwelle des Neuen Bundes.
2.1 Die Mensch werdende Hirtenliebe Gottes im Messias
  • Die vom Geist Gottes erleuchteten Propheten Israels schauten den Messias als den von Gott eingesetzten Hirten für Israel und die ganze Welt. In ihm nimmt die hütende Hirtensorge Gottes menschliche Gestalt an, zeigt der unsichtbare ewige Gott sein Gesicht.
  • Von Gott als einziger Hirte eingesetzt wird er auftreten "in der Kraft des Herrn, ihm hohen Namen Jahwes".[10] "Er wird sie weiden" und "sie werden in Sicherheit leben; denn nun reicht seine Macht bis an die Grenzen der Erde."[11] Als dieser prophetische geschaute Hirte Gottes offenbart sich Jesus, der Christus.
2.2 "Ich bin der gute Hirt"[12] für Zeit und Ewigkeit
  • In diesem "Ich bin" leuchtet der Name Gottes JAHWE auf. Das im absoluten Sinn gemeinte "Ich bin" kann kein Mensch für sich in Anspruch nehmen. Jesus aber nimmt es für sich in Anspruch; denn in ihm ist Gott Mensch geworden. In ihm ist Gottes hütende Hirtenliebe auf einmalige unüberbietbare Weise Mensch geworden nicht nur für eine bestimmte irdische Zeit. Durch seine Auferstehung und Verherrlichung beim Vater wird sie für die vielen im Lauf der Geschichte an Jesus Christus Glaubenden und Getauften bis in alle Ewigkeit fortdauern.
  • Gottes Hirtenliebe und Sorge ist also menschlich erfahrbar durch seinen menschgewordenen Sohn Jesus Christus. Durch ihn ist und bleibt Gott unser guter Hirt nicht nur hier in dieser vergänglichen Welt und Zeit, sondern er ist unser guter Hirt bis in Ewigkeit.
  • In der 2. Lesung aus der Offenbarung des Johannes wird diese wunderbare Verheißung mit dem Bild von Quelle und Wasser bestätigt: „Denn das Lamm in der Mitte vor dem Thron wird sie weiden und zu den Quellen führen, aus denen das Wasser des Lebens strömt, und Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen.“[13]
2.3 Wie Jesu hütende Hirtenliebe für uns Wirklichkeit wird
2.3.1 Jesus redet mit uns und kennt uns
„Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie, und sie folgen mir.“[14] Seine Stimme ist heute die lebendige Verkündigung der Kirche, die uns die Bibel überliefert hat und auslegt. „Wer euch hört, der hört mich, und wer euch ablehnt, der lehnt mich ab; wer aber mich ablehnt, der lehnt den ab, der mich gesandt hat.“[15] Mit der Kirche auf ihn hören ist der sicherste Weg, Jesus als den guten Hirten und Hüter unseres Lebens immer tiefer zu erkennen und ihm als seine Jüngerinnen und Jünger zu folgen.
Er kennt uns ja, wie nur Gott uns kennt. Das Johannesevangelium sagt gleich am Anfang „er kannte sie alle und brauchte von keinem ein Zeugnis über den Menschen; denn er wusste, was im Menschen ist.“[16] Zu ihm dürfen wir kommen, wie wir sind. Er kennt uns ja schon. Er will uns heilen und führen.
Er hat schon alles für uns getan. Die Tür ist offen.
2.3.2 Alles ist bereit: „ich geben ihnen ewiges Leben.“[17]
Damit wir es auch endgültig erlangen, hütet er uns. Durch seine Kirche ruft er uns zu: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“[18]
In seiner Hirten Sorge und Hirten Liebe zu den Kranken und zu den Sündern zeigt sich das ganze Ausmaß dieser göttlichen Hirtensorge und Liebe.
Durch die Stiftung der Eucharistie und die Einsetzung des ntl. Priestertums am Abend vor seinem Leiden ist er mit seiner erlösenden Hingabe und Liebe, seiner Auferstehung und Himmelfahrt heilend und tröstend unter uns sakramental gegenwärtig.
Als hütender guter Hirt mahnt uns Jesus, auf uns aufzupassen und auf der Hut sein, damit wir auf dem Weg bleiben. „Gebt Acht, Hütet euch vor jeder Art Habgier.“[19]
„Hütet euch vor den Schriftgelehrten!“ Es gibt auch heute Gelehrte, die eigenmächtig und nicht im Sinn der Kirche die Bibel auslegen. Schon im Neuen Testament steht die Mahnung „Bedenkt dabei vor allem dies - Keine Weissagung der Schrift darf eigenmächtig ausgelegt werden.“[20]
Die Kirche lebt seit 2000 Jahren aus dieser unerschöpflichen Quelle. Sie hat uns die Schrift überliefert und legt sie durch das Lehramt unter Führung Papstes des Nachfolgers der Apostels Petrus gültig aus.
„Hütet euch vor der Unzucht“, mahnt Paulus die Christen der Hafenstadt Korinth. „Hütet euch vor den Götzen.“ mahnt Johannes[21] Was wird heute alles zum obersten Wert, zum Mainstream, zum Hauptstrom des Denkens und Verhaltens gemacht? Gottlose Menschen machen sich unter der teuflischen Maske der Selbstbestimmung zu Herren über Leben und Tod und wollen uns dazu verführen. Sie setzen sich an die Stelle Gottes.
Täglich werde ich daher als Christ in meinem Denken und Tun nach dem Willen Gottes fragen. Wer sich Jesus anvertraut und mit ihm für Gott lebt, der ist
2.3.3 In besten Händen
Allen, die auf ihn hören und als seine Jünger leben wollen, die in der Freundschaft mit ihm leben, verheißt er „Sie werden niemals zugrunde gehen, und niemand wird sie meiner Hand entreißen.“[22] Der Christ ist nicht nur in guten Händen, sondern in besten Händen, denn Gott - dem jeder Mensch gehört und der größer ist als alle - gab uns Jesus, dass er uns hütet und behütet. In der Hand Jesu sein heißt in der Hand Gottes sein. Sagt er doch: „Ich und der Vater sind eins.“[23]
3 Mit Gott und Jesus Hüter sein
  • Von Papst Franziskus lernen wir „mit Liebe und Zärtlichkeit die gesamte Menschheit anzunehmen, besonders die Ärmsten, die Schwächsten, die Geringsten.“
  • Explizit spricht er alle, die Positionen mit Verantwortung in Wirtschaft und Politik haben, an und fordert, die Umwelt zu achten, weder Zerstörung noch Tod zuzulassen. „Seid Hüter, Beschützer und Bewahrer der Gaben Gottes“.
  • Diese Berufung bestehe darin, „die gesamte Schöpfung, die Schönheit der Schöpfung zu bewahren“.
  • Die Menschen zu hüten heiße, „sich um alle zu kümmern, um jeden Einzelnen, mit Liebe, besonders um die Kinder, die alten Menschen“ und die Schwachen, die „oft in unseren Herzen an den Rand gedrängt werden“.
  • Eng verknüpft der Papst hier die Sorge um die Umwelt mit der Sorge um sich selbst: Friede und Liebe beginnen im Innern des Menschen „Doch um zu behüten müssen wir auch auf uns selber Acht geben! Erinnern wir uns daran, dass Hass, Neid und Hochmut das Leben verunreinigen! Hüten bedeutet also, über unsere Gefühle, über unser Herz zu wachen, denn von dort gehen unsere guten und bösen Absichten aus: die, welche aufbauen, und die, welche zerstören! Wir dürfen keine Angst haben vor der Güte, ja, nicht einmal vor der Zärtlichkeit!“

[1] Homilie zu Joh 10,27-30
[2] Gen 48,15
[3] Ez 34,12
[4] 1 Sam 2,7f.
[5] Ps 31,24
[6]  Ps 121,3
[7] Ps 116,6
[8] Ps 145,20
[9] Ps 23,1
[10] Ez 34,23
[11] Mi 5,3
[12] Joh 10
[13] Offb 7,17
[14] Joh 10,27
[15] Lk 10,16
[16] Joh 2,25
[17] Joh 10,28
[18] Mt 11,28
[19] Lk 12,15
[20] 2 Petr 1,20
[21] 1 Joh 5,21
[22] Joh 10,28
[23] Joh 10,29