PredigtenÜbersichtLesejahr 2013 (C) Homilie zuden Texten des 29,So.C2013 in Neunkirchen St. Michael
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Gott schenkt seinem Volk den Sieg durch das unaufhörliche Gebet [1]
In drei eindringlichen Bildern ergeht an diesem Sonntag die Weisung Gottes an uns:
1 Der mit erhobenen Händen für sein Volk betende Mose
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2001/10 29. S. I. Jahreskreis (C) Beter und Kämpfer (Ex 17,8-13) Holzschnitt, S. v. Carolsfeld, um 1860 |
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1.1 Morgen ist bei uns »ewige Anbetung«
Von Pfarrei zu Pfarrei geht der Brauch der »ewigen Anbetung«. Einmal im Jahr ist jede Pfarrgemeinde vom Bischof aufgerufen, einen ganzen Tag lang den im Brot der Eucharistie gegenwärtigen Herrn und Erlöser Jesus Christus anzubeten und durch ihn unsere Bitten für Kirche und Welt vor Gott zu bringen.
1.2 Kirche und Welt von heute brauchen Beter
Vieles geschieht in Kirche und Welt, in unseren Pfarrgemeinden und im Staat, in Wirtschaft und Freizeitindustrie. Viele Predigten werden das Jahr über gehalten, viele Religionsstunden gegeben. - Wo aber sind die Beter, die wie Mose alles Tun des Volkes Gottes und der Kirche, der in Wirtschaft, Politik und Medien tätigen Christen begleiten?
- Was bewahrt davor, dass unser Tätigsein nicht ins Leere geht sondern Segen bringt. Was bringt die Kirche und die Welt auf dem Weg des Heils, der Rettung aus Sünde, Tod und Hölle voran?
- Da sind einige Frauen und Männer in den beschaulichen Klöstern, die mit ihrer ganzen Existenz sich betend Gott darbringen.
- Die Kirche folgt der Weisung Jesus: Bittet und ihr werdet empfangen, klopft an und es wird euch aufgetan. Deshalb verpflichtet sie die Kleriker und Ordenschristen zum täglichen Stundengebet, dass alles Tun auf Gott gegründet unter seinem Segen und in seiner Kraft geschieht und Frucht bringt.
- Für jeden Getauften gilt, dass er ein betender Christ ist, nicht nur am Sonntag sondern jeden Tag. Es gilt nach wie vor "Mit Gott fang an mit Gott hör auf, das ist der beste Lebenslauf!"
1.3 Der Kampf für das Leben
- Er kann nur gewonnen werden durch Gebet und mutiges Zeugnis für die Schwächsten und Wehrlosen. Das sind heute die im Leib ihrer Mutter heranwachsenden Kinder.
- Vor zwei Tagen meldete »Die Tagespost« auf ihrer Titelseite "Lebensschutz auf der Kippe - Das Europäische Parlament soll über ein Recht auf Abtreibung abstimmen."
- "Im Europäischen Parlament tobt derzeit hinter den Kulissen ein verbissener Kampf. Es geht im wahrsten Sinn des Wortes um Leben und Tod - konkret um eine Ausweitung der Möglichkeiten zur Abtreibung in allen Ländern der Europäischen Union." Wer steckt hinter dieser Initiative? Der Ausschuss für Frauenrechte und Geschlechter-Gleichstellung.
- Alle 28 Mitgliedsstaaten der EU sollen aufgefordert werden „aus Erwägungen der Menschenrechte und der öffentlichen Gesundheit hochwertige Dienste im Bereich des Schwangerschaftsabbruchs legal, sicher und für alle Menschen zugänglich“ zu machen. Außerdem soll es eine Bestands- und Finanzierungsgarantie für Abtreibungsorganisationen geben.
- Töten - ein Menschenrecht? Töten der Kinder im Mutterleib - öffentlicher Gesundheit dienend, ein hochwertiger Dienst, mit 240 Millionen schon bisher jährlich von der EU gefördert?
- Jeder vernünftige Mensch und erst jeder an Gott Glaubende erkennt, wie menschenverachtend eine solche Forderung ist.
1.4 Wie können wir sie verhindern?
- Einmal durch unseren Protest bei den Abgeordneten des EU Parlaments und vor allem durch unser Gebet.
- Maria - Mutter Jesu und Mutter der Kirche - legte in Fatima 1917 das Rosenkranzgebet für die Bekehrung Russlands den Christen ans Herz. Heute müssen wir um die Bekehrung Europas beten. Dieses Gebet ist dringend.
- Schauen wir dabei auf Mose. Was bringt Israel den Sieg über Amalek, das ihm die Wasserstellen in der Wüste vorenthält? Nicht das Schwert der unter Josuas Führung Kämpfenden, sondern das unablässige mit Leib und Seele und Geist Gott dargebrachte Gebet des Mose.
- Der Psalm 121 antwortet mit dem Bekenntnis "Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn, der Himmel und Erde geschaffen hat."
2 Die Heilige Schrift macht uns Mut, Gott gefällig zu leben und unaufhörlich zu beten.
In einem 2. Bild zeigt uns Paulus auf seinen Schüler Timotheus blickend, wie das geht.
2.1 In die Heilige Schrift vertieft - vor Christus sein, dem Richter der Lebenden und der Toten
- Timotheus "kennt von Kindheit an die Heiligen Schriften".[2] Sie verleihen ihm eine das irdische Leben übersteigende Weisheit mit dem Ziel: "Damit du durch den Glauben an Jesus Christus gerettet wirst."[3]
- Das Hören auf die Heilige Schrift lässt uns die Versuchung bestehen und hilft uns die Angriffe des Teufels abzuwehren.
- Es schenkt uns Glaubenskraft, eine unerschütterliche Hoffnung auf die künftigen Güter.
- Das Hören auf das Wort Gottes bewirkt in uns die Liebe zu Gott, zum Mitmenschen und zur Schöpfung.
- Zugleich ist die Heilige Schrift "nützlich zur Belehrung zur Widerlegung zur Besserung zur Erziehung in der Gerechtigkeit".[4]
- Sie hilft so zu leben, dass wir und unser Leben Gott gefallen. "So wird der Mensch Gottes zu jedem guten Werk bereit und gerüstet sein."[5]
- Jeder, der zur Verkündigung des Wortes ausgesandte Christ - das sind zuerst die dazu geweihten Bischöfe, Priester und Diakone, - aber auch alle vom Bischof beauftragten Laien, das sind die Eltern für ihre Kinder, aber auch alle Getauften und Gefirmten - jeder ist vor Gott und Jesus, dem kommenden Richter der Lebenden und Toten, verantwortlich für die Weitergabe des Glaubens.
- Das geht aber nur, wenn ich selber mit der Kirche lebe, mit ihr die Bibel lese und auf Gottes Wort höre. Für jeden gilt "Verkünde das Wort, tritt dafür ein, ob man es hören will oder nicht; weise zurecht, tadle, ermahne, in unermüdlicher und geduldiger Belehrung."[6]
2.2 Im Evangelium ruft Jesus auf, allezeit und unablässig zu beten
Er tut es mit einem 3. Bild - dem Gleichnis
2.2.1 der unablässig um ihr Recht kämpfenden Witwe.
- Dieses Gleichnis ist Sondergut des Lukas, dessen Fest wir am Freitag dieser Woche gefeiert haben. Im vorausgehenden Text geht es um das plötzliche und unerwartete Kommen des Menschensohnes.
- Durch sein Gleichnis vom ungerechten Richter und der unablässig um ihr Recht kämpfenden Witwe will Jesus seine Zuhörer ermutigen "allezeit zu beten und darin nicht nachzulassen".
- Bedrängnis durch Unglauben und Unverständnis ist das Schicksal der Christen seit der Urkirche. Diese Bedrängnis kann zur Mutlosigkeit und dem langsamen Absterben des Glaubens führen.
- Die Witwen und Waisen waren in der antiken Gesellschaft die Schwächsten und Schutzlosesten. Aber sie konnten wenigstens um ihr Recht kämpfen. Nicht nachlassendes Bemühen führt schließlich sogar bei einem gottlosen ungerechten Richter zum Erfolg.
2.2.2 Die ungeborenen im Mutterleib heranwachsenden Kinder
- Sie können nicht einmal selber für ihr Recht auf Leben kämpfen. Wie die Vorgänge in der EU zeigen, soll ihre Tötung sogar ein Menschenrecht werden, wird als „hochwertiger Dienst“ an der „öffentlichen Gesundheit“ gepriesen. Das Fünfte Gebot "Du sollst nicht morden" - gilt für Menschen, die Gott leugnen, nicht.
- Madelene Debrêl - eine der bedeutendsten Frauen des 20. Jht. war in ihrer Jugend Atheistin geworden. Ihren Lebensweg kann man beschreiben: »Vom Tod zum Leben«. Wir nennen sie eine »Pionierin des Glaubens in einer Gesellschaft ohne Gott«.
- Mit 18 schreibt sie einen Artikel "Gott ist tot. Es lebe der Tod." Darin preist sie "die Allmacht des Todes, die in ihren Augen die Allmacht Gottes ersetzt hat. Gott dauerte, jetzt dauert der Tod. Gott war allmächtig. Jetzt wird der Tod mit allen und allem fertig."
- Wundern wir uns also nicht, wenn Atheisten das Töten der Kinder im Mutterleib und die Selbsttötung als Menschenrecht fordern. Setzten wir dagegen die Liebe Christi und das inständige Gebet.
- Nach ihrer Bekehrung ging Madeleine Debrêl mit zwei Gefährtinnen als Sozialarbeiterin in ein kommunistisch geprägtes Arbeiterviertel von Paris "um dort für jeden das zu sein, was Christus war." Zeichen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe – Zeichen der Auferstehung.
2.3 Allein den Betern kann es noch gelingen, das mörderische Denken und Planen aufzuhalten
2.3.1 In den dunklen Jahren der Nazi-Herrschaft
- Wurde in Deutschland heimlich ein Gedicht weitergegeben, das so beginnt „Allein den Betern kann es noch gelingen, das Schwert ob unseren Häuptern aufzuhalten...“ Es stammt von Reinhold Schneider
- Er hat durch illegale Schriften im 3. Reich viele Menschen getröstet und gestärkt. Inmitten aller Zerstörung hat er zum Glauben an Christus und sein kommendes Reich aufgerufen. Die wirksamste Waffe des Christen ist das Gebet.
- Gott ist auch in den dunklen Stunden der Geschichte dem Glaubenden ganz nahe.
2.3.2 Diese Nähe verdichtet sich in der Menschwerdung Gottes.
- In der Eucharistie schenkt uns Christus seine intime Nähe, wird er eins mit uns.
- Er ist und bleibt bei uns in dem im Tabernakel aufbewahrten Brot des Lebens - das Er selber ist. Im ausgesetzten Allerheiligsten schaut er uns liebevoll an. Wir dürfen mit allem, was uns bewegt und Sorgen macht, bei ihm sein.
- Teresa von Avila leitet uns zum Gespräch mit Jesus an "Das Gebet ist meiner Ansicht nach nichts anderes als ein Gespräch mit einem Freund, mit dem wir oft und gern allein zusammenkommen, um mit ihm zu reden, weil er uns liebt."
- In der reifen Phase ihres Lebens wurden Gebet und Leben eine Einheit - die persönliche Gott-Verbundenheit und der apostolische Dienst am Nächsten.
- Wir dürfen und sollen mit allen Problemen in Welt und Kirche und im persönlichen Leben zu ihm kommen.
2.3.3 Sein göttliches Herz ist ganz für uns geöffnet.
- In seiner Liebe redet er zu uns "Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern zögern? Ich sage euch: Er wird ihnen unverzüglich ihr Recht verschaffen."[7]
- Dies geschieht, wenn der in den Problemen unserer Zeit kommende Herr bei uns Glauben findet[8] - einen Glauben, der in nicht nachlassendem Gebet Tag und Nacht zu Gott ruft.
[1] Homilie zu 1. L Ex 17,8–13; 2. L 2 Tim 3,14 – 4,2; Ev Lk 18,1–8 [2] 2 Tim 3,15 [3] 2 Tim 3,15b [4] 2 Tim 3,16 [5] 2 Tim 3,17 [6] 2 Tim 4,2 [7] Lk 18,7f. [8] Lk 18,9
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