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Lesejahr 2013 (C)

Homilie zur Enzyklika »Lumen Fidei« und den Texten des 17.Sonntags C

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Wer im Licht des Glaubens lebt hat Zukunft
1 Das Licht des Glaubens erleuchtet das gesamte Sein des Menschen
  • Freilich unser Sein ist ein räumlich und zeitlich begrenztes. Unsere Bewegungsfreiheit ist trotz der modernen Verkehrsmittel eingeschränkt. Schon deshalb, weil uns die nötigen finanziellen Mittel fehlen.

  • Unserem Erkennen und unseren Einsichten sind viele Grenzen gesetzt, weil selbst große Geister nur Teile der Wirklichkeit erfassen und keiner alle Zusammenhänge der Dinge durchschauen kann.

  • Keiner von uns schafft es trotz allem Bemühens jedem gerecht werden und immer ein Liebender und Verstehender sein.

  • Die erste Lesung ermutigt den wie Abraham Glaubenden: Gott rechnet anders als die Menschen, er kennt nicht unsere Mengenlehre: Wenige Gerechte genügen, um viele Gottlose zu retten[1].

  • Am Ende wird es ein einziger Gerechter sein  der die Vielen rettet: der geliebte Mensch gewordene Sohn Gottes, der sich für alle opfert.
 
2 Worin gründet das Licht des Glaubens das unser ganzes Sein erleuchtet?
  • Der Papst weist in seiner Enzyklika auf die ursprüngliche Gabe[2] Gottes hin: Der Glaube, den wir von Gott als eine übernatürliche Gabe empfangen, erscheint als Licht auf dem Pfad, das uns den Weg weist in der Zeit.[3]

  • Mit dem Glauben ist es wie mit dem Licht. Es kommt aus der schöpferischen Tat Gottes: "Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht."[4] Wir sind also aus Eigenem keine Lichtgestalten. Nur wer geboren wird, erblickt das Licht der Welt. Dieses Licht ist vergänglich. Es erlischt wenn wir sterben.

  • Nur wer wiedergeboren wird aus Wasser und Geist und das Wort Gottes hört, dem geht auf dem Antlitz Jesu Christi das ewige Licht Gottes auf,[5] von dem jedes irdische Licht nur ein schwacher Abglanz ist.

  • Jesus Christus - der Mensch gewordene und bei Vater verherrlichte Christus - "ist der Abglanz der Herrlichkeit Gottes und das Abbild seines Wesens"[6] In ihm ist uns das unvergängliche im Glauben geschenkte Licht aufgegangen. Darum begleiten wir unsere Verstorbenen mit dem vor Gott ausgesprochenen Wunsch "Und das ewige Licht leuchte ihnen."

  • Das Licht der Glaubensstärke kommt nicht aus dem Menschen selber „es muss aus einer ursprünglicheren Quelle kommen, es muss letztlich von Gott kommen."[7] Wir werden daher
3 Gott, dem Geber aller guten Gaben, um den Glauben bitten
  • Der Glaube ist kein Selbstläufer. Man muss sich darum bemühen, darum bitten, dass Gott ihn uns schenkt. Er "keimt in der Begegnung mit dem lebendigen Gott auf, der uns ruft und uns seine Liebe offenbart, eine Liebe, die uns zuvorkommt und auf die wir uns stützen können, um gefestigt zu sein und unser Leben aufzubauen. Von dieser Liebe verwandelt, empfangen wir neue Augen, erfahren wir, dass in ihr eine große Verheißung von Fülle liegt, und es öffnet sich uns der Blick in die Zukunft."[8]

  • Der Glaube bewahrt uns davor, zu resignieren, wenn viele den Weg des Unglaubens gehen und den Götzen dienen. Er bewahrt uns davor, Jammerchristen über die böse Welt zu werden.

  • Der uns mit Gott verbindende Glaube spornt uns an Fürbitter der für die sich selbst vergötzende und daran zugrunde gehende Welt zu sein, so wie Abraham der Vater des Glaubens für Sodom und Gomorrha bittet.
4 Durch Glauben sind wir gerettet
  • Wer im Licht des Glaubens lebt, wird die Rettung der Welt und des eigenen Lebens nicht von Wissenschaft und Technik, nicht von Politik und Wirtschaft erwarten, sondern von der Macht der Liebe und Barmherzigkeit Gottes.

  • Der Epheserbrief verkündet "Denn aus Gnade seid ihr durch den Glauben gerettet, nicht aus eigener Kraft — Gott hat es geschenkt -",[9]

  • "Durch Glauben nicht aus eigener Kraft!" Wir bleiben Gott und den Menschen in Lauf des Lebens viel schuldig. Darum legt Paulus den Christen in Rom ans Herz "Bleibt niemand etwas schuldig; Nur die Liebe schuldet ihr einander immer. Wer den andern liebt, hat das Gesetz erfüllt."[10]

  • Hinter diesem göttlichen Gesetz bleiben wir immer zurück. Wer von uns kann schon sagen, er habe immer Gott über alles und seine Menschen immer genug geliebt? Kann das jemand von euch sagen? Ich nicht!

  • Letzten Endes bleibt nur der Glaube an die rettende Macht Gottes. Dieser Glaube ist möglich, weil Gott Jesus von den Toten auferweckt hat. In der Taufe sind wir mit ihm zu einem neuen Leben auferstanden. Die Schuld ist vergeben, "Er hat den Schuldschein, der gegen uns sprach, durchgestrichen und seine Forderungen, die uns anklagten, aufgehoben."[11] Jesus hat in einem öffentlichen Akt "ihn dadurch getilgt, dass er ihn an das Kreuz geheftet hat."[12]

  • Diese Tat - der sich selbst hingebenden bis zum Äußersten für die Sünden der Welt sich hingebenden Liebe Jesu - hat uns nach Gottes Heilswillen vor dem Bankrott unserer irdischen Existenz bewahrt. Hier geschah die wichtigste Entschuldung in der Menschheitsgeschichte.

  • Wer an die Liebe Gottes glaubt, die im gekreuzigten und auferweckten Christus in ihrer ganzen Tiefe offenbar wurde, der braucht nicht nach Sündenböcken zu schauen. Er muss nicht nach der Maxime leben, "schuld sind immer die anderen."

  • Er muss seine Schuld nicht verdrängen, was letztlich Geist und Seele krank macht. Er kann seine Schuld vor Gott und seiner Kirche bekennen und um Vergebung bitten. Seine ganze Schuld wird ihm geschenkt.

  • Zu diesem Dienst der Vergebung hat der Auferstandene in der Kraft des Heiligen Geistes die Aposteln bevollmächtigt und beauftragt: "Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert."[13]
Was folgern wir daraus?
5 Wer glaubt zittert nicht, sieht nicht schwarz, sondern er wendet sich bittend an Gott
  •  Er hat uns in seinem Sohn Jesus Christus gezeigt, dass er ein Herz für uns Menschen hat. "Lasst uns Lichter der Hoffnung sein, Protagonisten einer neuen Welt", sagte der Papst am Mittwoch Aparecida.

  • Der Christliche Glaube ruht auf einem sicheren Fundament, das sich in der Geschichte bewährt hat. Der Papst sagt in seiner Enzyklika, das Geschenk des Glaubens erhellt nicht nur unseren Weg durch die Zeit, er hat auch seinen Ursprung in einem wirkmächtigen geschichtlichen Geschehen.

  • „Einerseits kommt er aus der Vergangenheit, ist er das Licht eines grundlegenden Gedächtnisses, des Gedenkens des Lebens Jesu, in dem sich dessen absolut verlässliche Liebe gezeigt hat, die den Tod zu überwinden vermag.“[14]

  • „Da Christus aber auferstanden ist und über den Tod hinaus uns an sich zieht, ist der Glaube zugleich ein Licht, das von der Zukunft her kommt, vor uns großartige Horizonte eröffnet und uns über unser isoliertes Ich hinaus in die Weite der Gemeinschaft hineinführt."[15]

  • Daher werden wir den Auftrag Jesu im Evangelium ernst nehmen "Bittet, dann wird euch
    gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet."

  • Solches Bitten hat die Verheißung Jesu: "Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet." [16]

  • Die Worte, die wir zu Gott sagen, sie können leise und arm und schüchtern sein. Wenn sie nur von Herzen kommen. Und wenn sie nur der Geist Gottes mitbetet. Dann hört sie Gott. Dann wird er keines dieser Worte vergessen. Dann wird er die Worte in seinem Herzen aufbewahren, weil er, der die Liebe ist, die Worte der Liebe nicht vergessen kann.[17]

  • Im Licht des Glaubens lebend haben wir unsere Zukunft in Gott. Auf diese Zukunft dürfen wir uns freuen. Denn Gott ist ewiges Erbarmen und immerwährende Liebe.

[1] Gen 18,25
[2] LF 12 (LF = Lumen fidei)
[3] LF 4
[4] Gen 1,3
[5] 2 Kor 4,6
[6] Hebr 1,3
[7] LF 4
[8] ebd.
[9] Eph 2,8
[10] Röm 13,8
[11] Kol 2,14
[12] ebd
[13] Joh 20,23
[14] ebd
[15] ebd
[16] Lk 11,9f.
[17] Schott 17.So. nach Karl Rahner