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Lesejahr B 2014/12 bis 2015/11

Predigt - Homilie zum Jahresschluss in St. Michael Neunkirchen und an Neujahr in Hetzles St. Laurentius

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 Das Reich, die Königsherrschaft, Gottes steht vor der Tür [1]

1 In welcher Zeit leben wir?

Jesus verkündet am Anfang seines öffentlichen Wirkens

1.1 die Zeit ist erfüllt.

1.1.1 Welche Zeit?

Nicht etwa die von Menschen veranstalte oder regierte ist gemeint, sondern die von Gottes Geist, von seiner Barmherzigkeit und Liebe erfüllte. In der Menschwerdung Gottes ist die Zeit des von Gott geschenkten Heils in seiner ganzen Fülle angebrochen.

Diese Zeit des Heils erfüllt sich überall dort, wo Menschen sich dem Heilsplan Gottes öffnen und mithelfen, dass er sich verwirklicht. "Das Reich Gottes - die Basileia tou Theou" - die Königsherrschaft Gottes steht vor der Tür.

1.1.2 Vor welcher Tür?

Vor der Tür des Volkes Gottes, der von Jesus angesprochenen Menschen, die  seine Wunder als Zeichen der heilenden und befreienden Nähe Gottes erleben.

Das Reich Gottes klopft an die Tür der Menschen unserer Zeit durch die Kirche. Vom Auferstandenen Herrn bevollmächtigt und gesendet verkündet sie heute und zu allen Zeiten Jesus Christus als die Menschgewordene und befreiende barmherzige Liebe Gottes.

1.1.3 Was sind die Kennzeichen der erfüllten Zeit - der Zeit des Heils?

Sie zeigen sich in der Heilung von den Gebrechen des Leibes. Aber auch und vor allem in der Befreiung des Geistes und der Seele des Menschen von den bösen ihn versklavenden teuflischen Mächten. Darum sagt Jesus im Lukas Evangeliums "Wenn ich aber die Dämonen durch den Finger Gottes austreibe, ist das Reich Gottes schon zu euch gekommen."[2]

Kennzeichen der erfüllten Zeit ist die in der Vollmacht Jesu geschenkte Vergebung der Sünden. Der Auferstandene erteilt am Tag seiner Auferstehung seinen Aposteln die Vollmacht Sünden zu vergeben, in dem er sie anhaucht und spricht: "Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert."[3]

Dieser befreiende und mächtige Finger Gottes ist der durch Jesus wirkende Heilige Geist.

Wie sich dies im praktischen Leben auswirkt zeigt Paulus im Römerbrief: "Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, es ist Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist."[4]

Wir dürfen also in der vom Heil Gottes erfüllten Zeit leben.

2 Leben wir in der Endzeit?

Heute wird in manchen religiösen Kreisen gesagt, wir würden in der Endzeit leben, oder gar kurz vor dem Ende der Welt. Jesus sagt ausdrücklich: "Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel nicht einmal der Sohn sondern nur der Vater."[5] Aber jeder soll bereit sein, denn der Herr kommt zu einer Stunde, in der wir es nicht erwarten.[6]

2.1 Als endliche Menschen leben wir alle in der Endzeit.

Denn unser irdisches Ende kommt früher oder später unaufhaltsam auf uns zu. Ja mancher sehnt sich sogar nach dem baldigen Ende, wenn die Probleme sich mehren, Krankheiten zunehmen, Beziehungen scheitern, aller Einsatz der Liebe nichts fruchtet.

Vielleicht mussten sie sich schon einmal in der Beichte anklagen: Ich habe mir den Tod gewünscht. Diese Versuchung wird angesichts der zunehmenden Diskussion über das sog. selbstbestimmte Sterben noch mehr Menschen anfechten.

Es gibt also für jeden von uns eine ganz persönliche Endzeit, die mit dem Tod endet. Und so hoffen wir – Es möge uns dann die ewige Seligkeit im Himmel als immerwährende Gegenwart der Fülle des Lebens und der Beziehung geschenkt werden.

Es aber gibt auch

2.2  Eine durch geschichtliche Ereignisse herbeigeführte Endzeit

Der heilige Ambrosius - Bischof in Mailand - spricht im 4. Jht. in einer Predigt angesichts der durch die Völkerwanderung entstandenen chaotischen Verhältnisse von Endzeit.

Eine solche erleben heute die Christen in Syrien und im Irak, in Niger und im Süd-Sudan. Aber auch die vom Ebola Virus betroffenen Menschen in Afrika. Christen erlebten in vielen Jahrhunderten durch schreckliche Verfolgungen und kriegerische Ereignissen ihre Endzeit.

Durch die Invasion des Islam wurde im 8. Jahrhundert das Christentum im Norden Afrikas an der Küste des Mittelmeeres fast völlig vernichtet.

Schließlich kommt

2.3 Das Ende aller Zeiten am Ende der Tage

Der 2. Petrusbrief spricht vom Kommen des Herrn und dem damit verbundenen Untergang unserer Erde ja sogar unseres Sonnensystems. Nach den Berechnungen der Wissenschaft ist da noch weit hin. Aber vielleicht führen die Menschen selbst in einem atomaren Supergau das Ende herbei.

Die Bibel spricht aber auch von einer Verwandlung der Erde, die Gott herbeiführt. Sowohl der Prophet Jesaja wie auch die prophetische Schrift des Neuen Testaments, die Offenbarung des Johannes, schauen einen "neuen Himmel und eine neue Erde".[7] Es ist die Erde und der Himmel Gottes, auf die Gott seinen Namen schreibt, der seine lebendige Gegenwart bezeichnet.

Auf dieser neuen Erde und neuen Himmel wird man nicht mehr "an das Frühere denken, es kommt niemand mehr in den Sinn."[8]

3 Wie sollen wir uns auf das Ende Zeit vorbereiten?

Die zwei Lesungen und das Evangelium sprechen von Abkehr und Umkehr.

3.1 Die Abkehr vom Bösen bewahrt Ninive vor dem Untergang

Die Leute, groß und klein, nehmen die Untergangspredigt des Jona ernst. Auf Grund des prophetischen Wortes des Jona von der Möglichkeit des Untergangs haben sie Buße getan.

Sie glaubten Gott. Ihre Umkehrbereitschaft zeigt sich im Fasten und Bußgewändern. Aber noch wichtiger ist die Umkehr zu Gott und seinen Geboten und die damit verbunden Abkehr von ihren bösen Taten. Die Katastrophe kann also abgewendet werde.

Der Naturforscher und Priester Prof. Karl Philberth sagt, unsere Erde ist nicht nur bedroht durch einen von uns Menschen ausgelösten atomaren Supergau, sondern „Der Hauptgreul unserer Tage ist die Abtreibung. Die 50millionenfache Abtreibung von Kindern weltweit im Jahr.“[9]

Er sagt weiter: „Diesem Menschenmorden muss ein Ende gesetzt werden, weil es einfach eine Unverschämtheit ist, wenn wir uns vor Gott hinstellen und sagen: ‚Herr rette mein Leben!’ Aber ich selber nehme mir heraus, von dir geschaffenes Leben nach eigenem Gutdünken zu töten. Das ist eine Unverschämtheit.“[10]

3.2 Die Gestalt dieser Welt vergeht

In der zweiten Lesung zeigt Paulus den Korinthern einen Weg, der ein sich Festbeißen im Irdischen verhindert. Der Apostel weist jede Missachtung des Leibes und der Geschlechtlichkeit zurück. Aber er zeigt, dass die Zeit zwischen der Ersten Ankunft Christi und seiner Wiederkunft, des Menschen Zeit kurz ist.

Dieses  „leben als nicht" will uns offen halten für das, was nach diesem irdischen Leben kommt. Weder die Ehe, auch nicht die erlebte Freude noch die vergossenen Tränen sind letzte Erfüllung oder letzter Schmerz; denn "die Gestalt dieser Welt vergeht." [11]

Unser Interesse muss auf das gerichtet sein, was jenseits des Vergänglichen, uns durch Jesus Christus in seiner Nachfolge geschenkt wird: Das Reich Gottes in seiner vollendeten Gestalt. Zwei göttliche Impulse sollen unser Leben begleiten und formen: "Kehrt um" und "Glaubt an das Evangelium".[12]

 Jesus selbst, der Gekreuzigte und Auferstandene, ist der Inhalt dieses Evangeliums; er selbst ist das „Evangelium Gottes“, die gute Botschaft, die uns von Gott her zugesprochen wird und lebendig gegenwärtig ist.

3.3 Endlich damit anfangen

Der heilige Franz von Assisi sagte am Ende seines Lebens „Meine Brüder, lasst uns endlich anfangen, Gott zu dienen. Bisher haben wir es noch nicht getan.“

Alle haben wir die Bekehrung nötig, die fortwährende Bekehrung: von den vielen Formen unserer Selbstgerechtigkeit, Lieblosigkeit, Herzenskälte, Kleinlichkeit. Solange wir leben, sind wir unterwegs zu Gott.

Christliches Leben ist ein Weg beständiger Befreiung, Ablösung von allem Gottwidrigen und aller Lieblosigkeit, ein Weg beständiger Hinkehr zu Gott und den Menschen, ein Weg beständiger Vertiefung und Liebe. Das ist die wichtigste Möglichkeit drohende Katastrophen abzuwenden.

[1] 1. L Jona 3,1–5.10; 2. L 1 Kor 7,29–31; Ev Mk 1,14–20

[2] Lk 11,20

[3] Joh 20,22

[4] Röm 14,17

[5] Mk 13,32

[6] Lk 12,40

[7] Jes 65,17

[8] ebd.

[9] Ktv Fernsehsendung: Begeistert von Gott (Teil 2); Gedanken des Naturforschers und Priesters Prof. Dr. Karl Philberth

[10] ebd.

[11] 1 Kor 7,21

[12] Mk 1,14