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Lesejahr B 2014/12 bis 2015/11

Predigt - Homilie zum Jahresschluss in St. Michael Neunkirchen und an Neujahr in Hetzles St. Laurentius

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DAS WORT GOTTES IST FLEISCH GEWORDEN
[1]

1 Reden und genießen

Stellen Sie sich vor, die Küchenchefin unseres Altenheimes käme zu ihnen am Morgen in den Speisesaal und würde ihnen von ihrer Kochkunst erzählen. Sie würde ihnen anschaulich vortragen, welche Menüs für die nächsten Tage geplant sind, welch gute Suppen, Hauptgänge und Nachspeisen sie sich hat einfallen lassen.

Ihnen würde das Wasser im Mund zusammenlaufen - satt aber würden sie davon nicht.

Erst wenn die Speisen fein bereitet auf dem Tisch stehen und Sie sich diese einverleiben und munden lassen, erst dann werden sie satt und gestärkt an Leib und Seele; denn Essen und Trinken halten bekanntermaßen Leib und Seele zusammen.

Wir haben im Evangelium heute den Anfang des Johannesevangeliums gehört. Das Lied über die Menschwerdung Gottes stellt der Evangelist als Prolog seinem Evangelium voran. Die Kernaussage dieses Liedes heißt:

2 Das ewige Wort Gottes ist Fleisch geworden

2.1 Vom Göttlichen Wort ist die Rede.

Dieses geht seit Ewigkeit aus Gott hervor, ruft die Schöpfung und den Menschen ins Dasein. Und dieses Wort ist die 2. Person des dreifaltigen und dreieinen Gottes

 Durch dieses sein ewiges - in Jesus von Nazareth Mensch gewordenes Wort hat Gott uns erwählt vor der Erschaffung der Welt.[2]

In seiner Liebe hat Gott uns im Voraus dazu bestimmt durch sein göttliches Wort seine Söhne und Töchter zu werden[3] an der Sohnschaft[4] Jesu teilzuhaben. d.h. wir sind wie Jesus in einer tiefen Beziehung zu Gott und Gott zu uns, Deshalb dürfen wir ihn im Geiste Jesu „Abba - guter Vater“[5] nennen.

Durch sein Wort erreicht Gott unsere Ohren, vielleicht auch unser Herz. Aber Gott wollte mehr.

2.2  Gott hat sich dem Mose als Jahwe - als der Ich-bin-Da geoffenbart

 Das Volk Israel durfte auf seinem Wüstenzug erfahren, dass dieser Gott in mächtigen Zeichen sich ihm offenbarte. Gottes Nähe löste oft Angst und Schrecken[6] aus.

Gott will aber nicht nur im Großen und Gewaltigen zu uns kommen - sondern auch im Kleinen und Unscheinbaren; denn auch in seiner Schöpfung gibt es nicht nur den Makrokosmos, sondern auch den Mikrokosmos, jene kleinen, dem menschlichen Auge nicht mehr zugänglichen kleinsten Bausteine, Erbsubstanzen, die letztlich die Welt zusammenhalten.

Gott hat sich als Jahwe - als der Ich-Bin-Da  und als Immanuel – als Gott mit uns - geoffenbart -

2.3  Gott wollte uns menschlich nahe sein

Deshalb  wurde sein ewiges Wort Fleisch, was in der Bibel so viel heißt wie Mensch. Wie ein Bruder und Freund wollte er uns nahe sein.

 In Jesus von Nazareth will er uns begegnen, heilend, befreiend, Ansehen schenkend.

Deshalb kommt Jesus nicht durch die Zeugung eines Mannes ins Dasein, sondern Gottes Heiliger Geist bewirkt das Wunder seiner Menschwerdung im Schoß Mariens. So ist Jesus der Sohn Mariens, einer menschlichen Mutter, und der Sohn Gottes. "Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt."

 Auf dem menschlichen Angesicht Jesu Christi leuchtet uns Gottes Freundlichkeit auf, durch seine Berührung werden die Kranken geheilt und der Jüngling von Nain und das Töchterchen des Jairus wieder zum Leben erweckt.

2.4 Jesus Christus ist das menschliche Antlitz Gottes, das über uns leuchtet

Jesus Christus ist die segnende, heilende, lossprechende, aufrichtende Hand Gottes, die uns Gottes Liebe spüren lässt. Gott spricht zu uns und er ist bei und mit uns im Leben und im Tod durch Jesus Christus.

Deshalb nennen die Propheten schon den Messias Immanuel - der Gott mit uns. "Gott ist im Fleische. Wer kann dies Geheimnis verstehen?"[7] heißt es in einem Weihnachtslied.

2.5 Die Fleischwerdung des ewigen Wortes Gottes setzt sich bis heute fort.

In jeder heiligen Messe wird dies offenbar: Im Wortgottesdienst oder in der Wort-Gottes-Feier verkündet uns Gott sein Heil. In der Auslegung des Wortes will er es uns schmackhaft machen.

In der Eucharistie: im Opfer und Mahl des Herrn gibt er sich uns im Brot und Wein. Diese Früchte der Erde durch die Arbeit des Menschen zu Brot und Wein geworden, werden durch Gottes Geist zum Leib und Blut des Mensch gewordenen Sohnes Gottes Jesus Christus.

Dabei bedient sich Gott als Werkzeug des geweihten Priesters, der an der Stelle Jesu handelt. Christus will uns in sein Opfer – in seinen Tod und seine Auferstehung mit hineinziehen. Er will im heiligen Mahl ihn genießend mit uns eins werden. Kommunion ist die intensivste Form des Einswerdens.

Durch unsere Ohren kommt er in unseren Geist und in unser Herz, durch Essen und Trinken seines Leibes und Blutes kommt er in unser Fleisch.

Und so hält er Leib und Seele zusammen, schenkt er dem Glaubenden die Gewissheit, ich bin als ganzer Mensch mit Leib und Seele von Gott angenommen, erlöst und geheiligt bin, um am Hochzeitsmahl des ewigen Lebens teilnehmen zu können.

In der hl. Kommunion lässt er uns dies bis in unser Fleisch und Blut hinein spüren. Deshalb singen wir mit Recht: "Dich wahren Gott ich finde in meinem Fleisch und Blut; darum ich fest mich binde an dich, mein höchstes Gut."[8]

So geschieht von Gott her an uns

3 Die Vergöttlichung des Menschen

Diese in der Heiligen Schrift bezeugte Wahrheit[9] gründet in der einmaligen Tat Gottes:

3.1 In Jesus Christus ist Gott unser Menschenbruder geworden

Er ist als Gott in menschlichem Fleisch und Blut. Nehme ich ihn den von ihm gestifteten Heilszeichen, in den heiligen Sakramenten auf, werde ich vergöttlicht, trage ich den Keim des ewigen Lebens, „seinen erlösenden Tod und seine seligmachende Auferstehung“ in mir, nicht nur in meiner Seele, sondern auch in meinem Leib.

In Jesus Christus wird Gott niedrig und gering, nimmt er Knechtsgestalt an. Dadurch ermöglicht er es, uns und unsere Mitmenschen mit der Hinfälligkeit, den Defekten und dem Unvermögen uns als von Gott geschaffenes Geschöpf und unsere Mitmenschen als unsere Brüder und Schwestern im Herrn zu erkennen und zu lieben.

Durch seine Menschwerdung ist er jedes Menschen Bruder geworden. Er solidarisiert sich mit jedem Menschen so, dass er sagt: „Was du dem geringsten meiner Brüder und Schwestern Gutes tust, das hast du mir getan.“[10] Und wenn du ihm die Hilfe, die Annahme verweigerst, dann bedeutet dies, du verweigerst sie mir. Dann gehörst du nicht mehr zu mir.

3.2  Gott nimmt seine Menschwerdung radikal ernst

 In seiner Rede vom Endgericht zeigt uns Jesus mit der Liebe zu unseren Mitmenschen steht und fällt unsere Verbindung mit ihm.

Dieses radikale Ja Gottes zum Menschen ist die Herrlichkeit Gottes. Sie wurde durch Jesus sichtbar und erfahrbar. Darin zeigt sich sein Herr-Sein, seine Herrlichkeit. "Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater voll Gnade und Wahrheit."[11]

Die beiden letzten Worte zeigen nochmals deutlich, worum es bei der Menschwerdung Gottes geht.

"Voll Gnade" heißt, der ewige heilige Gott will uns liebend nahe sein in seinem Menschgewordenen Sohn Jesus Christus.

"Voll Wahrheit" bedeutet, die Wirklichkeit Gottes, sein wahres Wesen wird uns in dem Gott-Menschen Jesus Christus erfahrbar.

Deshalb steht über dem Kommuniongang am Neujahrstag „Christus gestern Christus heute, Christus in Ewigkeit.


[1] Joh 1,15
[2] Eph 1,4
[3] Eph 1,5
[4] Röm 9,4; Gal 4,5
[5] Gal 4,6
[6] Hebr 12,21
[7] NGL 251/4
[8] NGL 239/5
[9] Ps 82,6; Joh 7,34 ff.
[10] Mt 25,40
[11] Joh 1,14