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Lesejahr B 2014/15 bis 2015/11

Predigt - Homilie in der Christmette in Rödlas und in der Hirtenmesse in ULF Dormitz

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EIN KIND IST UNS GEBOREN

1 Gott in menschlicher Gestalt

Ein indischer Aushilfspriester sagte einmal zu mir: »Alle frommen Hindus sehnen sich danach, dass Gott in menschlicher Gestalt zu ihnen kommt.« Und er fuhr fort: »Und das ist das Große am Christentum: Was für fromme Hindus nur ein Traum, eine Sehnsucht ist, das ist für uns Christen geschichtliche Wirklichkeit. Gott ist in Jesus Christus in menschlicher Gestalt zu uns gekommen.« „Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung.“ [1]

Weihnachten ist also, wie es am Schluss der Ankündigung der Geburt Christi heißt „Die Geburt unseres Herrn Jesus Christus in unserem Fleisch.“ Es ist die Ankunft Gottes in der Welt, die seine Welt, sein Eigentum ist.[2]

2 Diese Ankunft spricht sich herum

Nach der Auferstehung und Himmelfahrt Jesu und nachdem der Heilige Geist über die junge Kirche gekommen war, macht die Botschaft von der Ankunft des Messias seit 2000 Jahren die Runde bis an die Grenzen der Erde. Jeder Generation wird sie neu gesagt. 2000 Jahre alt ist diese Botschaft, aber mit ihr wird so umgegangen, als sei sie

2.1 die größte und wichtigste Neuigkeit in der Geschichte der Menschheit

Das ist erstaunlich. Denn Schlagzeilen machen normalerweise nur Katastrophen. Aufsehen erregt meist nur das Schreckliche. So auch in diesem Jahr: Die grausamen Anschläge des Terrornetzes IS in Syrien und im Irak, das rätselhafte Verschwinden von Flug MH370 der Malaysia Airlines und der Abschuss der Malaysischen Passagiermaschine über der Ostukraine mit jeweils fast 300 Menschen.

Mitten in dieses Schreckliche hinein verkünden wir

2.2 das Trotzdem der Liebe Gottes, die in Jesus ihr menschliches Antlitz zeigt.

Am Anfang des ruft die Kirche diese Botschaft in die Welt hinein ”Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt.“

Seine Geburtsanzeige! Kurz, prägnant, ohne Sentimentalität, aber voll jubelnder Freude, 

verkündet, hinausposaunt.
Gesungen, geschrieben, gedruckt.Gezeichnet, gepinselt, vergoldet.

In Stein gehauen und in Holz geschnitzt.
Komponiert und dirigiert.
Nacherzählt, gereimt, dramatisiert.
Dargestellt und gespielt. Auf Bühne, Leinwand und Bildschirm.
Gestern, heute, immer von neuem:
„Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt. Man nennt ihn: wunderbarer Ratgeber starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens.“[3]

So hat ihn Jesaja in prophetischem Geist vorausverkündet.

Eines steht fest: Keine andere Ankunft hat so eingeschlagen, wie diese Geburt:

3 Die Geburt Jesu ist ein Weltereignis, eine Zeitenwende

3.1 Wie kommt es, dass diese Geburt immer noch Wellen schlägt?

Nicht so sehr bei den Satten und Besitzenden, aber bei den Armen, Hungernden, Gequälten und Gedemütigten. Wie kommt es, dass man sich noch nach 2 Jahrtausenden noch freut, dass dieses Kind zur Welt kam? Was war los in Bethlehem, das dies so ist? Die Antwort heißt:

3.2  Ankunft Gottes in seinem Messias, in Jesus von Nazareth

Nicht in einer Herberge, sondern in einem Stall. Ankunft des Herrn! Kein roter Teppich, sondern Heu und Stroh. Kein mollig weiches und warmes Bettchen, sondern ein Futtertrog. Keine Blumensträuße, keine Blitzlichter, keine Blasmusik. Still ist es in Bethlehem, bis auf das Gloria der Engel.

Keine Kameraleute, kein Reporter, nur ein paar Männer, die das Vieh bewachen. Und die sind immerhin menschlich genug, sich um die fremde Wöchnerin zu kümmern. Ansonsten merkt niemand, was los ist.

3.3  Gott fängt ganz leise, ganz klein in seiner Welt an

Aber gerade das ist es, was uns alle Furcht nimmt und uns froh macht, was nicht nur die Hirten, sondern auch uns staunen lässt, so dass wir mit dem Johannesprolog in der 3. Weihnachtsmesse bekennen „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“

Wir spüren, diese Geburt ist für uns, die wir heute leben, wichtig. Sie gibt unserem Leben Sinn, Zukunft und Hoffnung. Seit 2000 Jahren hören es die Menschen, hören es wir:

„Heute ist euch der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr.“

4 ER ist das Zeichen, das Gott der Menschheit gibt

bevor er in Macht und Herrlichkeit als Richter kommt: das Kind in der Krippe, Jesus, der Christus, der Messias.

„Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das in Windeln gewickelt in einer Krippe liegt.“

Dieses Zeichen Gottes fasziniert uns immer wieder neu. Es ist, als wollten wir uns anstecken lassen von seiner Kindheit, von seiner Frische, seiner Jugend.

Vor kurzem sagte mir jemand: „Das schönste Geschenk, dass meine Tochter und unser Schwiegersohn uns machen konnten, ist unsere kleine Enkelin.“ Ja, jedes auf die Welt kommende Kind ist eine neuer Anfang, eine neue Hoffnung, ein Zeichen neuen Lebens, das Gott uns schenkt.

Gott ist also nicht nur hinter den Tagesmeldungen der Presseagenturen und in den Erkenntnissen der Naturwissenschaft zu finden. Er will vielmehr seit der Heiligen Nacht in Bethlehem in diesem Kind entdeckt werden, das den Namen Jesus – Gott ist Heil – trägt.

Das Kind von Bethlehem ist nicht nur ein Zeichen Gottes, weil aus diesem Kind später der Prophet aus Nazareth wurde, der am Kreuz starb und von Gott auferweckt wurde.

4.1 Dieses Kind eben nur als Kind, ist ein großes, wunderbares Zeichen Gottes.

Durch den Propheten Jesaja  schon hat Gott dieses Zeichen für das Gottesvolk angekündigt:

„Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns geschenkt. Die Herrschaft liegt auf seiner Schulter; man nennt ihn: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens.“

Das ist es, was wir sehen wollen:

Den Friedensfürsten ohne Schwert und ohne Soldatenstiefel, ohne tödliche Waffen. Wir brauchen diese Dinge ja nur deshalb, weil die Menschheit noch nicht von der Liebe und Gerechtigkeit Gottes durchdrungen ist.

Was wir brauchen ist der  Vater in Ewigkeit, bei dem wir wirklich und für immer Kinder, Söhne und Töchter und Erben mit Christus sein dürfen.

Wir wollen den Rat des göttlichen Kindes annehmen, der das Wunder wirkt, trotz der Last des Erwachsenseins und des Altwerdens vor Gott wie ein Kind zu werden und zu sein.

4.2 Was rät uns dieses Kind?

Wage doch zu denken, dass du auch dann ein Recht hast zu leben, auch wenn du noch nichts oder nichts mehr leisten kannst. Schon allein deine Person, die Gottes Lebensodem in sich trägt, ist liebenswürdiger und wertvoller als deine vorweisbaren Taten.

Einen Säugling können wir nicht für seine Tüchtigkeit und seine Leistung lieben, er kann ja noch gar nichts außer Schreien, Trinken, in die Windeln machen und schließlich mal lächeln.

Durch dieses Kind sagt Gott uns:

Allein schon weil du da bist, bist du für mich schon wichtig und von mir geliebt. Durch das Kind von Bethlehem trifft dich der Blick meiner Liebe, meiner Gnade, meines Wohlgefallens. Dieses Kind in der Krippe sagt uns weiter:

4.3 Ich bin nicht das einzige Kind Gottes.

Alle ein menschliches Antlitz Tragenden sind zu Gotteskindschaft berufen. „Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen..“ So hat es Jesus später gelehrt.

Er hat nie vergessen, dass ihm für immer aufgetragen war, Kind zu sein, Kind Gottes, Sohn des ewigen Vaters. In der Aktion Adveniat helfen wir an Weihnachten mit, dass Kinder und Jugendliche in Lateinamerika eine gute Zukunft haben.

4.4 Kind-sein kann man sich nicht verdienen

Man braucht es nur anzunehmen. Kinder lassen sich das Dasein, das Menschsein und unsere Liebe einfach nur schenken. Niemand kommt auf den Gedanken, sie müssten sich unsere Liebe erst verdienen. Wir lieben sie zuerst auf Hoffnung hin, dass sie durch uns zur Liebe befähigt einmal selber zu Liebenden werden.

So macht es Gott auch mit uns. Im Kind von Bethlehem sagt er uns: Ihr könnt und müsst nicht alles selber machen. Ihr könnt nicht selber Götter sein. Das Erste und Wichtigste habe ich schon getan, bevor ihr etwas tun konntet. Ich habe Euch erschaffen und liebe euch von Ewigkeit her bis in Ewigkeit.

4.5 Versucht wieder wie Kinder zu sein.

Kommt mit euren Sorgen und Freuden zu mir, wie ein Kind zu seiner Mutter, zu seinem Vater. Als Kinder werdet ihr die Freude wieder finden, die meine Engel auf Bethlehems Fluren jenen verkündeten, die wach sind und hören konnten.

Wer dieses mein Zeichen annimmt, das ich in dem Kind von Bethlehem gegeben habe, dem ist heute der Heiland geboren; ich heile ihn von der zwanghaften Vorstellung, groß sein zu müssen. Bei mir darf er oder sie wieder Kind sein, das so vieles nicht kann und nicht fertig bringt. Sie dürfen lebenslang Lernende bleiben.

Bin ich vor Gott wie ein Kind, nehme ich seine Liebe an, antworte ich darauf mit Liebe und Vertrauen,  dann wird sein wahres Herr-sein, seine Herrlichkeit - die seine Barmherzigkeit und Liebe ist - sichtbar.

Tiefer Friede kehrt ein, denn ich weiß mich in der Gnade, in Gottes liebender Nähe geborgen. Und ich darf in den Lobpreis der Engel einstimmen: ”Verherrlicht ist Gott in der Höhe und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade.“[4]

===>> In der Hirtenmesse wurde 4.5 durch folgende Geschichte ersetzt:
Eine Klosterfrau aus eurer Pfarrei - ihr kennt sie sicherlich Sr. Teresa - hat mir zu Weihnachten einen Brief geschrieben und sie hat mir eine kleine Geschichte mitgeschickt.

Die kleine Geschichte zeigt, worum es in dem gerade Gesagten geht.

Es ist bitter klar. Die Hirten wärmen sich am Feuer. Die Nachricht vom neugeborenen König beschäftigt sie. Sie möchten ihn sehen. Von dem sie Rettung und Frieden erwarten. Auch der kleine Hirte Phillip tritt näher und hört zu.

Sie überlegen, was sie dem Kind in Bethlehem schenken können. Aber wer bleibt bei den Schafen. Sie innen sie doch nicht alleine lassen. Da kommt einer der Hirten auf eine Idee. Der muss dableiben dessen Geschenk am leichtesten ist. Sie stellen eine Wage bereit. Einer bringt einen Krug mit Milch und legt noch einen Käse dazu. Ein anderer bringt einen Korb mit duftenden Äpfeln. Der Dritte schleppt ein Bündel mit Holz herbei, damit sich alle im Stall wärmen können.

Bleibt nur noch der kleine Philipp übrig.

Phillip hat nur eine Laterne mit einem winzigen Licht. Das wiegt nicht viel. Er überlegt. Dann aber steigt er mit der Laterne in der Hand auf die Waage und sagt: "Ich komme als Geschenk hinzu! Der neugeborene König wird vor allem welche brauchen, die sein Licht weitertragen."

Es wird still ums Feuer. Die Hirten schauen nachdenklich auf den kleinen Philipp. Sie denken über seine Worte nach. Sie spüren: der darf auf keinem Fall zurückbleiben.

... den brauchen sie. Aus zwei Gründen. Jemand der sich schenktest kostbarer als alles andere. Sie brauchen ihn ferner dazu, dass er sie immer wieder dran erinnert, dass auch wir uns immer wieder geben müssen - wenn schon Gott es tut.

Und wir können es letztlich auch nur tun, weil wir Gott so erfahren dürfen, dass er sich schenkt im Kind von Bethlehem, in Jesus, in seinem Sohn, in dem Liebsten und Kostbarsten, was er hat, schenkt er sich uns, auch jetzt in der Eucharistie, im Brot des Lebens, das ER selber ist. Und er sagt: das bin ich, das ist mein Fleisch, das bin ich als Person, als Gott und Mensch.

[1] Kol 1,15

[2] Ex 19,5

[3] Jes 9,5

[4] LK 2,14