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Lesejahr B 2014/12 bis 2015/11

Predigt - Homilieam 22.So.B2015 in der Sonntagabendmesse in Neunkirchen St. Michael

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Gott will unser Herz – Gott aus ganzem Herzen lieben[1]
Herz meint nicht nur das Organ

  • das durch sein regelmäßiges Sich zusammen ziehen und Entspannen das Blut durch unseren Körper pumpt, sondern auch die Personmitte des Menschen. Solange das Herz schlägt, leben wir. Herz und Seele hängen innig zusammen. Bei freudiger Erregung schlägt das Herz schneller. Großer Kummer kann uns das Herz brechen.
  • Wir erinnern uns, was Albert Einstein einmal sagte: „Nicht die Atombombe ist das Problem, sondern das menschliche Herz.“
  • Im heutigen Evangelium sagt uns Jesus, wie wichtig die Hygiene unseres Herzens ist: „Denn von innen aus dem Herzen der Menschen kommen die bösen Gedanken, Unzucht, Diebstahl,, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Verleumdung, Hochmut und Unvernunft.“ [2]
  • Jesus greift im Evangelium den Vorwurf Gottes an sein Volk auf, das zwar peinlich genau äußere Traditionen und Vorschriften hochhält und befolgt, aber sein Herz ist weit weg von ihm seinem Schöpfer und Erlöser. [3]
1.1 Gott will aber nicht nur unser äußeres Tun - Er will unser Herz
Darum beginnt das Hauptgebot: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken.“[4] Wie geht das? Wie kommen wir zur Hingabe unseres Herzens an Gott? Als Erstes ist zu bedenken:
1.1.1 Gott aus ganzem Herzen lieben ist nicht zuerst eine menschliche Leistung, sondern ein Geschenk, um das wir Gott bitten
Es ist eine »eingegossene göttliche Tugend«. So lehrt uns auch das Tagesgebet dieses Sonntags: „Von dir kommt alles Gute. Pflanze in unser Herz die Liebe zu deinem Namen ein.“
Am Beginn des Rosenkranzgebetes bekennen wir zuerst unseren Glauben an den dreifaltigen und dreieinen Gott und gleich danach bitten wir mit Maria um diese drei Göttlichen Tugenden: Glaube, Hoffnung und Liebe. „Der in uns den Glauben vermehre, die Hoffnung stärke und die Liebe entzünde.“ Um zur Hingabe unseres Herzens an Gott zu gelangen bedenken wir:
1.1.2 Gott hat uns das Gehör und den Verstand gegeben
Nur der hörende und denkende Mensch findet zu einer lebendigen Gottes Beziehung. Liebe ist nicht ein unbestimmtes Gefühl. Sie blüht im Hören und Bedenken des Gehörten auf. Darum sagt Gott seinem Volk in der 1. Lesung aus dem Buch Dtn: „Hört und ihr werdet leben.“ Ja wenn Israel auf Jahwe hört, dann werden seine Verheißungen an ihm wahr werden.
Es soll ein wohlwollendes Hinhören auf den sein, der uns das Gehör eingepflanzt hat.
Nicht auf äußere Opfergaben legt Gott wert, wie der Psalm 40 besingt: „An Schlacht- und Speiseopfern hast du kein Gefallen, Brand- und Sündopfer forderst du nicht. Doch das Gehör hast du mir eingepflanzt; darum sage ich: Ja, ich komme.... Deinen Willen zu tun, mein Gott, macht mir Freude, deine Weisung trage ich im Herzen“[5].
Der Apostel Jakobus mahnt die Christengemeinde: „Nehmt euch das Wort zu Herzen, das in euch eingepflanzt ist.“ [6] Von Maria ist uns überliefert, dass „sie alles, was geschehen war, in ihrem Herzen bewahrte und darüber nachdachte.“[7]
Alles hängt davon ab, dass wir »Meditierende« sind, d.h. uns Zeit nehmend in der Stille Gottes Wort in unsere innerste Mitte, in unser Herz hineinlassen, und es vor seinem Angesicht in unserem Herzen hin und her bewegen. Damit wir uns im Herzen Gott hingeben können,
1.1.3 Werden wir deshalb vor allem auf unser Herz achten
Die Regungen unseres Herzens ernst nehmend werden wir mit Gott über sie sprechen. Indem vor ihm darüber nachdenken, wird er die Regungen unseres Herzens kultivieren und mit seiner Liebe durchdringen.
Immer wieder werden wir uns vor Gott die Frage stellen: Wie geht es meinem Herzen? Woran hängt es? Was sagt es mir über mich selbst? Wo muss ich es vom Herrn bilden lassen? (Hinweis auf den Herz-Jesu-Freitag in der kommenden Woche!)
Wir werden dabei auf Jesus schauend von im lernen in seiner Art mit Gott und den Menschen umzugehen. Wir werden ihn bitten: „Bilde mein Herz nach deinem Herzen.“
1.2 Die heutigen Messtexte zeigen uns, was zu tun ist, damit unser Herz bei Gott ist
1.2.1 Zuerst muss die Bereitschaft da sein, Gott an mir wirken zu lassen
Ich werde mich ihm öffnen und ihn bitten, dass er mich immer mehr an sich bindet. An jemanden gebunden zu sein, ist heute vielen zuwider. Ungebunden und frei wollen wir sein. Aber um welchen Preis! Am Schluß einer solchen Entwicklung stehen Einsamkeit und Verzweiflung. Wer sich aber an den oder das bindet, was ihn aufbaut, das Gute und Wahre in ihm fördert, der ist auf dem Weg zur Erfüllung des Lebens.
Wenn wir uns an unseren Schöpfer und Erlöser binden, dann wächst in uns – wie das Tagesgebet sagt - , was gut und heilig ist, wächst in uns das Unvergängliche und Ewige, das allein von Gott kommt.
Deshalb ist es vernünftig Gott und sein Wort zum Wächter über unser Leben zu bestellen. Diese Bindung an den Ursprung und Quell unseres Lebens wird durch Schriftlesung, Gebet und Mitfeier des Gottesdienstes in uns lebendig erhalten. Die heutigen Messtexte zeigen uns weiter, dass unser Herz nur dann bei Gott sein und bleiben wird, wenn wir
1.2.2 Die Revision des Lebens ernst nehmen
Auf bestimmte Abschnitte unseres Lebens rückblickend werden wir feststellen können, wie unsere innere Entwicklung verläuft. Geht sie auf Gott zu oder von ihm weg? Wächst die Lebendigkeit der Beziehung oder ist alles religiöse Tun nur noch Routine? Bin ich ein lebendiges Glied am Leibe Christi, an seiner Kirche, oder nur Mitläufer, dem es letztlich gleichgültig ist, was aus der Kirche, was aus unserer Gemeinde wird.
Die tägliche Gewissensprüfung, die eigene Tagesschau ist wichtiger als die m Fernsehen. Das persönliche Sich stellen im Bußsakrament ist immer Revision und Aufbruch zugleich. Die Gnade des Auferstandenen, seine liebende und heilende Nähe ist das in uns neue Kräfte aktivierende Geschenk, das uns dabei zuteil wird. Soll unser Herz sich in Gott verankern, dann ist ein Drittes wichtig:
1.2.3 Learning by doing – Lernen durch Tun
Diese Weisheit ist heute allen geläufig. Wer bleibt in der Nähe Gottes? „Wer makellos lebt und das Rechte tut“, heißt es im Antwortpsalm.[8] Oder in der Sprache des Jakobus in der 2. Lesung:  „Wer für Witwen und Waisen sorgt, wenn sie in Not sind, und sich vor jeder Befleckung durch die Welt bewahrt.“ [9] Oder ganz einfach: „Wer die Gebote hält.“ Die Entfremdung vieler von Gott und der Kirche hat ihre Ursache darin, dass sie nicht mehr nach Gottes Geboten, sondern heidnisch leben.
Das entschiedene Nein zum Bösen und zu seinen Verlockungen das ein Herz für den Nächsten haben, sind untrügliche Zeichen dafür, dass dein Herz für Gott schlägt.
Wir müssen acht geben, dass wir immer wieder nein zum Bösen sagen. Wir tun es in der Osternacht und bei jeder Tauffeier.  Es muss auch im Alltag geschehen „Ich sage im Namen Jesu dazu nein.“ Man muss es sagen, nicht nur denken.

Augustinus mit dem brennenden Herzen und der zum Licht Gottes deutend über den Satan hinwegschreitend Altar bild  von Joh. Scheubel 1741 in St. Michael Neunkirchen a.Br.
Augustinus mit dem brennenden Herzen und der zum Licht Gottes deutend über den Satan hinwegschreitend Altar bild von Joh. Scheubel 1741 in St. Michael Neunkirchen a.Br.
1.3 Die Bibel verwendet den Begriff Herz realistisch, nicht sentimental

„Der Mensch sieht, was vor Augen ist,  Gott jedoch schaut auf das Herz.“ [10] Die Worte Samuels anlässlich der Erwählung Davids zum König zeigen die Grundbefindlichkeit des Menschen vor Gott.
Das Gewissen und die innerste Gesinnung eines Menschen haben mit dem Herzen zu tun. So wertvoll sind wir ihm. So sehr liebt er uns, dass wir unter seinem liebenden Blick, unter seiner Gnade, leben dürfen.
Das Bild des Hochaltars macht dies sichtbar. Die Mitte des Bildes ist das Auge Gottes. Von ihm geht Licht und Leben aus. Gott sieht uns liebend an.
 Darum ist das Ziel aller Frömmigkeit
1.4 Dass Mitten im Alltag unser Herz für Gott schlägt
An einem negativen und positiven Beispiel will ich das zeigen.
  • Bei der Leichtathletik Weltmeisterschaft in Berlin gewann Robert Harting im Diskuswerfen die Goldmedaille. Wegen seiner provozierenden Sprüche über die Freigabe von Doping wurde er heftig kritisiert. Seinen Sieg genoss er mit der Pose, »ich bin der Größte«.
  • Ein anderer Diskuswerfer, Lars Riedel, hatte bei der Weltmeisterschaft in Tokio im Jahre 1988 – er war kurz zuvor aus der DDR in die Bundesrepublik gekommen – die Goldmedaille gewonnen. Der Fernsehreporter Wontorra fragte den überglücklichen Sieger, wie haben Sie bloß die Nerven behalten, da Sie doch erst ganz wenige große Veranstaltungen hinter sich hatten?
Ich habe es damals mit eigenen Ohren gehört und mit meinen Augen gesehen, was Lars sagte: „Ich danke Gott, dass er mir die Kraft dazu gegeben hat. Das ist es, was mir am meisten Ruhe gibt.“
Strahlend vor Glück sagte er das mitten im Tokioer Stadion vor den Augen und Ohren von Millionen von Zuschauern.
Nicht die eigene Leistung, sondern der Dank an Gott stand bei ihm an erster Stelle. Und das, obwohl er im atheistischen Umfeld DDR als Sportler aufgewachsen war. Aber sein Herz schlug für Gott. Das bedeutet mehr als die gewonnene Goldmedaille und der Titel »Weltmeister im Diskuswerfen«.
Die Zukunft der Erde, der Menschheit und unsere persönliche Zukunft hängt davon ab, wo der Menschen Herz, wo wir als Person uns festmachen, worauf wir unser Leben gründen. Gott will unser Herz. Darum ruft er uns zu, „Hört und ihr werdet leben“.

[1]  Ev Mk 7,1–8.14–15.21–23
[2] Mk 7,11 f.
[3] vgl. Mk 7,6
[4] Mt 22,37
[5] Ps 40,7.9
[6] Jak 1,21b
[7] Lk 2,19
[8] Ps 15,2
[9] Jak 1,27
[10] 1 Sam 6,17