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Lesejahr B 2014/12 bis 2015/11

Predigt - Homilie in St. Michael Neunkirchen

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"Ihr seid von Gott geliebt."[1]
Kol 3,12 „Ihr seid von Gott geliebt, seid seine auserwählten Heiligen.“ Anhand der Messtexte des heutigen Sonntags wollen wir dieser Zusage des Apostels Paulus nachgehen.

1 Die liebende Nähe Gottes
Im Eingangsvers der heutigen Messfeier steht der Vers aus dem Psalm 48 „Deiner Huld o Gott, gedenken wir in deinem heiligen Tempel.“[2]
In der gemeinsamen Feier des Glaubens, die sich schenkende Liebe Gottes - seine Huld - annehmen und darin ruhen. Im Psalm 116 sagt der Beter zu sich „Komm wieder zur Ruhe mein Herz! Denn der Herr hat dir Gutes getan.“[3]
Der Psalm 84 lobt den Menschen, der die Wohnung Gottes liebt und, sich nach dem Tempel des Herrn sehnt.
Wer sich auf einen dreißig Kilometer langen Weg macht und in Gößweinstein das Heiligtum des dreifaltigen und dreieinen Gottes betritt, wird mit einer ganzheitlichen Erfahrung beschenkt: "Mein Herz und mein Leib  jauchzen ihm zu, ihm dem lebendigen Gott."[4]
Zugleich wird ihm gegenwärtige und zukünftige Seligkeit zugesagt: "Wohl denen, die wohnen in deinem Haus, die dich allezeit loben."[5]
Diese liebende Nähe Gottes zeigt sich auch im Tagesgebet.

1.1 Aufgerichtet durch die Erniedrigung Jesu
Auf Jesus schauend, der die Schmach des Kreuzes auf sich nahm und unschuldig den grausamen Verbrechertod starb, werden wir gestärkt in den Enttäuschungen und Grausamkeiten des Lebens.

Menschen - unschuldig unter Unmenschlichkeit des Krieges leidend wie in Syrien, im Irak, in der Ukraine, im Niger und anderen Kriegsgebieten -müssten verzweifeln, würden sie sich nicht durch die Erniedrigung und Auferstehung Jesu aufrichten lassen.

Von dieser Hoffnung geleitet betet die Kirche heute im Tagesgebet zu Gott "Durch die Erniedrigung deines Sohnes hast du die gefallene Menschheit wieder aufgerichtet."

Diese Liebe und aufrichtende Nähe Gottes begegnet uns auch in der 1. Lesung aus dem Propheten Ezechiel
1.2 Aufrecht vor Gott und ansprechbar
Der Glaubende ist nicht einfach den Mächten der Gottlosigkeit, derer sie sich gegen Gott und seinen Gesalbten auflehnen, ausgeliefert. Er ist vielmehr wie der Prophet Ezechiel in der 1. Lesung vor die Herrlichkeit des gegenwärtigen Gottes gerufen. "Stell dich auf deine Füße, Menschensohn; ich will mit dir reden." [6]

Von Gott angesprochen wird er zu den abtrünnigen Söhnen des Volkes Gottes - heute zu den abtrünnigen Getauften der Kirche - gesandt, zu Menschen mit „trotzigem Gesicht und hartem Herzen.“

Durch uns sollen die von Gott und seiner Kirche Abgefallenen erkennen, dass es heute Menschen gibt, die ihre prophetische Aufgabe ernst nehmen, die für Gott und sein Wort Zeugnis ablegen und zur Entscheidung für oder gegen Gott herausfordern.

Weil Gott uns liebend nahe ist, können wir auch

1.3 Unser Prophetisches Zeugnis durchhalten
Dieses prophetische Zeugnis wird nur jener Christ auf Dauer durchhalten, der in einer ständigen Aufmerksamkeit auf Gott und seinen Christus schaut und aus der Freundschaft mit ihm lebt.

So legt es schon der Ps 123 ans Herz: "Wie die Augen der Knechte auf die Hand ihres Herrn, wie die Augen der Magd auf die Hand ihrer Herrin, so schauen unsre Augen auf den Herrn, unsern Gott, bis er uns gnädig ist."[7]

Im aufmerksamen ständigen Schauen auf Gott und auf Jesus Christus kommt er uns liebend nahe. Das meint nämlich Gnade.

1.4 Die Kraft Christi und unsere Ohnmacht
Dieser prophetische Aufgabe scheinen unsere Ohnmacht und Begrenztheit, unsere Fehler und unsere Schwachheiten im Weg zu stehen. Paulus spricht in der 2. Lesung von solch persönlicher Erfahrung. Er bringt sie vor den Herrn und bittet um Befreiung.

Aber Jesus zeigt ihm, dass gerade in der Annahme der eignen Ohnmacht, seine göttliche Kraft zum Durchbruch kommt.[8]

"Meine Gnade genügt dir; denn sie erweist ihre Kraft in der Schwachheit."

Paulus erkennt, dass er sich nicht der eigenen Leistung rühmen darf; denn das Eigentliche geschieht durch die Kraft des gekreuzigten, auferstandenen und beim Vater verherrlichten Christus.

Darum beschließt er "Viel lieber also will ich mich meiner Schwachheit rühmen, damit die Kraft Christi auf mich herabkommt."[9]

2 Mit Jesus Bewunderung und Ablehnung aushalten
Im Evangelium hörten wir wie Jesus in seinem Heimatort Bewunderung und Ablehnung erfährt.
2.1 Die menschliche Nähe Jesu ist ein Problem für seine Landsleute
Sie machte es seinen Landsleuten schwer, die göttliche Größe in ihm zu sehen. Wenn Jesus wirklich von Gott käme, müsste er göttlicher auftreten, meinen sie. Hier kann er Wunder tun; es ist ja niemand da, der das Wunder sehen und die Kraft Gottes bezeugen könnte.

Außerdem kennen sie seine ganze Verwandtschaft. Mit Brüder und Schwestern sind alle Verwandten Jesu gemeint. Nach biblischem Sprachgebrauch können Brüder und Schwestern Verwandte jeden Grades sein.

Auch gläubige junge Menschen wundern sich über den Unglauben ihrer Mitschüler und Mitschülerinnen.

Erwachsene Christen erleben im Verein oder am Arbeitsplatz Menschen, die mit Religion nichts am Hut haben oder voller aggressiver Ablehnung gegenüber der Kirche sind.

Eltern und Großeltern müssen feststellen, dass die Weitergabe des christlichen Glaubens an ihre Kinder und Enkel gescheitert ist.

Verwandte und Nachbarn mache sich über Kirchgänger lustig oder spotten darüber.

Auch Jesus wundert sich über den Unglauben seiner Landsleute und später auch über seine Verwandten, die ihn für verrückt erklären[10] und ihn mit Gewalt von seiner göttlichen Sendung wegziehen wollen. Am Ende des heutigen Evangeliums heißt es "Und er konnte dort (in seiner Heimatstadt) kein Wunder tun."[11]

Es gibt Zeitgenossen, die bewundern den Papst, aber leben dennoch wie Heiden.

In unserer Gesellschaft überwiegen die Gleichgültigen aber auch nicht Wenige, die der katholischen Kirchen gegenüber ablehnend und aggressiv reagieren. Vor allem im Fernsehen geschieht solches immer häufiger. Und wir sind gezwungen, das noch zu finanzieren.

Wie reagieren wir als Christen, als katholische Christen auf diese Herausforderung? Damit bin beim letzten Punkt der Predigt.

2.2  Befreiung vom Bösen - Verharren in der Danksagung
Das Gaben- und das Schlussgebet zeigen uns, was uns bei unserem prophetischen Zeugnis für Gott, für Jesus und seine Kirche vor Resignation und Kapitulation bewahrt.

Im Gabengebet nach der Bereitung der Gaben und Herzen bitten wir Gott "Das Opfer Christi befreie uns vom Bösen und helfe uns Tag für Tag das neue Leben sichtbar zu machen, das wir von dir empfangen."

Zugleich werden wir nach dem Empfang der heiligen Kommunion - eins geworden mit Jesus Christus und durch ihn untereinander -noch einmal Gott dankend uns bewusst machen, wie groß die Gabe und das Geschenk ist, das uns jetzt zuteil geworden ist.

"Herr, du hast uns mit reichen Gaben beschenkt. Lass uns in der Danksagung verharren und einst die Fülle des Heils zu erlangen."


[1] 1. L Ez 1,28b – 2,5; 2. L 2 Kor 12,7–10; Ev Mk 6,1b–6
[2] Ps 48,10
[3] Ps 116,7
[4] Ps 84,3
[5] ebd 84,5
[6] Ez 1,28b
[7] Ps 123,2
[8] 2 Kor 12,9
[9] ebd.
[10] Mk 3,21
[11] Mk 6,5