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Lesejahr B 2014/12 bis 2015/11

Predigt - Homilie

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Der Auferstandene ist im Heiligen Geist in unserer Mitte

Christus stellt die Menschen vom Rand in die Mitte. Der erste Eindruck des heutigen Pfingstevangeliums ist:
1 Angst macht alle Türen zu.
1.1 Die Türen nach draußen und die Türen nach drinnen.
Viele Christen leben auch heute in Angst vor den Feinden Jesu und des christlichen Glaubens. Millionen von von Christen werden auf der Welt verfolgt. Im syrischen Aleppo fürchten in diesen Tagen 70.000 Christen um ihr Leben und ihre Zukunft..
1.2 Dürfen wir uns also ängstlich zurückziehen - sollen wir die Türen zumachen?
Ja nicht auffallen, niemanden provozieren? Das hieße doch, heidnische Lebensart einfach hinnehmen und durch Schweigen gutheißen.
Wird doch das fünfte Gebot »du sollst nicht morden« bei uns täglich hundertfach missachtet durch die Tötung der Kinder im Mutterleib. Haben wir die Gewaltherrschaft der Nazis und Kommunisten schon vergessen, die sich zu Herren über Leben und Tod machten? In den KZ's und Gulags wurden Millionen Menschen auf grausame Weise um ihr Leben gebracht.

 1.3 Jedes menschliche Leben ist kostbar und schützenswert

Kein Mensch hat sich selber das Leben gegeben, sondern Gott hat es jeden von uns durch die Liebe seiner Eltern geschenkt. Kein Mensch hat das Recht, sich das Leben selber zu nehmen oder einem anderen dabei zu assistieren.
Es ist ist erschreckend, wie der anonyme Tod durch Tabletten um sich greift - bei den Ungeborenen wie in der Euthanasie- und Sterbehilfedebatte. Der anonyme Tod, für den letztlich dann alle Beteiligten die Schuld von sich weisen, ist die verlogene Flucht vor jeder Verantwortung, weil die Menschen ja durch die Wirkung des Medikamentes sterben.
Gott ist der Herr unseres Lebens und nicht der Mensch. Wichtig ist, Schmerzen zu lindern und Kranke und Sterbende liebend zu begleiten.
Es macht mir Angst, dass in unserem Land 60 % der Bevölkerung die Selbsttötung unter mithilfe des Arztes gutheißen. Dennoch: „Angst ist ein schlechter Ratgeber.“
Die Kirche macht uns heute mit einem Wort des Papstes Franziskus Mut in der Kraft des Heiligen Geistes
1.4 „an die Ränder, an die Grenzen der menschlichen Existenz zu gehen.“
In diesem Jahr führt uns die Kirche in der Pfingstaktion Renovabis zu den ausgegrenzten Menschen an die Ränder Europas - nach Albanien und Moldavien - zwei Länder die bis heute schwer unter den Folgen der kommunistischen Gewaltherrschaft leiden.
Ich erinnere an die Worte Benedikt XVI, die er 2009 bei der Herausgabe seiner Enzyklika DEUS CARITAS EST uns ans Herz gelegt hat: „Wir wissen, dass sich die Echtheit unserer Treue zum Evangelium auch in der Aufmerksamkeit und konkreten Sorge erweist, die wir dem Nächsten entgegenbringen, insbesondere den Schwachen und Ausgegrenzten.“

2  Christus stellt Menschen vom Rand in die Mitte
so sagt es Heiner Koch, der Bischof von Dresden-Meißen in seinem Aufruf zur Pfingstaktion Renovabis. Er fragt sich und uns:
2.1 Sind wir die Mitte?
Sind wir mittig, zumindest mittendrin? Oder halten wir uns für die Mitte?“
Die katholische Kirche ist in den ostdeutschen Ländern eine kleine Minderheit von ca. 5%. Sie lebt „am Rand einer Gesellschaft, in der Gott für viele oftmals nur eine Randbemerkung ist.“
„Wir kommen damit“ - meint Heiner Koch – „ganz gut zurecht. Wir stehen nicht am Rande des Grabes. Oder vielleicht doch, aber dann am Rande des Grabes, aus dem Christus auferstanden ist: Christus der Menschen am Rande in die Mitte gestellt hat, so wie er ein Kind in die Mitte seiner Jünger rief. Und plötzlich sind die, die meinen in der Mitte zu stehen, am Rande, und die am Rande in der Mitte.“[1]
2.2 Der Auferstandene ist die Mitte seiner Jünger[2]
Bei verschlossen Türen kommt zu ihnen und tritt in ihre Mitte. Keine Angst und Verschlossenheit kann ihn aufhalten.
Er bringt ihnen seinen Frieden. Einen Frieden, den die Welt nicht geben kann. Seine Gegenwart vertreibt die Furcht vor seinen Feinden aus ihren Herzen. Die todbringenden Wunden sind zu Zeichen des Sieges über den Tod und über seine Mörder geworden. „Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen.“
Wann und wo immer wir uns als seine Jünger und Jüngerinnen in seinem Namen und Auftrag versammeln, ist er mitten unter uns, vertreibt er die Furcht vor seinen Feinden, erfüllt es die Herzen mit Freude.
Er ist in besonderer Dichte mitten unter uns, wenn sein Evangelium verkündet und ausgelegt wird, die heiligen Sakramente empfangen und sein Opfer und Mahl in der Eucharistie feiern.
Er ist aber auch in den geringsten seiner Brüder und Schwestern, in den schutzlosen, kranken, behinderten und an den Rand gedrängten Menschen bei uns und will in ihnen erkannt werden und unsere Liebe erfahren. Er stellt sie in unsere Mitte.
2.3 Der Auferstandene will uns und der Wellt seinen Schalom - seine Heilsgaben - mitteilen.
Darum sagt er ein zweites Mal zu ihnen „der Friede seit mit euch!“ Dazu hat ihn der Vater in die Welt gesandt und dazu sendet er seine Jünger in die Welt. „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.“ [3]
Jeder getaufte und gefirmte Christ steht unter diesem Sendungsauftrag des Auferstandenen Herrn. Jeder ist berufen, die Sendung Jesu in seiner Zeit und in seinem Lebensumfeld fortzusetzen. Dazu sind viele Dienste und Charismen nötig.
Keiner kann alles. Aber jeder Dienst hat einen Ursprung und eine einzige Kraftquelle: den einen Gott und den einen Geist. Jede Begabung und jedes Charisma ist vom Geist Gottes geschenkt, damit sie anderen nützt.[4]
2.4 Den Zwölfen gibt der Auferstandene im Heiligen Geist die Vollmacht der Sündenvergebung[5]
Die Sünde, das Sich-Absondern von Gott und seinen Geboten, das Sich-Absondern vom Nächsten und von sich selbst verhindert, dass Gottes Heil und Leben den Menschen erfüllen und vergöttlichen kann.
In sakramentalen Vergebung der Sünden befreit und heiligt uns der Heilige Geist, erneuert er unser Herz im Kern unserer Person die Liebe Gottes, belebt er die Teilhabe an der Sohnschaft neu, so dass wir ohne Furcht uns wie Jesus dem Vater nahen und in innigem Verhältnis mit ihm sein dürfen.
3 Wozu werden uns die Gaben des Heiligen Geistes gegeben?
Renovabis – die Solidarität Aktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel und Osteuropa – nimmt besonders jene Menschen in den Blick, die aus unterschiedlichen Gründen nicht am gesellschaftlichen und auch kirchlichen Leben teilhaben. Auch sie haben ihre je eigene Sendung von Gott. Es gilt, auch in ihnen das Wirken des Heiligen Geistes zu erkennen. Papst Franziskus erinnert uns daran, dass uns gerade die Armen vieles zu lehren ja er schreibt sogar: „es ist möglich, dass wir alle uns von Ihnen Evangelisierung lassen.“ [6]
„Der Heilige Geist will keinen übertriebene Aktivismus in Gang setzen“ - meint der Heilige Vater -  sondern „vor allem eine aufmerksame Zuwendung zum anderen indem man ihn ‚als eines Wesens mit sich selbst betrachtet.“
Die Liebe, die der Heilige Geist schenkt, ermöglicht Verstehen und Begegnung über alle Sprachgrenzen hinweg.
 Die Gaben des Heiligen Geistes werden von Gott nicht zur Selbstbefriedigung geschenkt sondern immer, dass sie anderen nützen.[7] Gottes Geist ist schöpferisch und durch ihn erneuert Gott das Antlitz der Erde.
So soll die Herrlichkeit Gottes in jedem Land und zu jeder Zeit erfahrbar werden und der Herr Freude haben an seinen Werken, die aus seinem Geist hervorgehen.[8]

[1] Renovabis Themenheft S.5
[2] Joh 20,20
[3] Joh 20,21
[4] 1 Kor 12,7
[5] Joh 20,22 f.
[6] EG 198
[7] 1 Kor 12,7
[8] Ps 104,31.34