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Lesejahr A 2016/12 bis 2017/11

Predigt - Homilie am 21. So.A2017 in Neunkirchen St. Michael

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DAS BEKENNTNIS ZU JESUS CHRISTUS[1]
1 Wofür halten die Leute Jesus
Ein lateinisches Sprichwort meint:
1.1 Vox populi vox dei - die Stimme des Volkes ist die Stimme Gottes

  • Stimmt das? Wenn die Mehrheit der Abgeordneten des Bundestages die Verbindung zwischen zwei gleichgeschlechtlichen Menschen der Ehe zwischen Mann und Frau gleichstellt, ist das keineswegs der Wille oder gar die Stimme Gottes.
  • Auch demokratische Mehrheitsbeschlüsse sind keine Garantie, dass sie mit dem Willen Gottes übereinstimmen. Sie müssen geprüft werden, ob sie mit dem geoffenbarten Geboten Gottes oder wenigstens mit dem Grundgesetz BRD übereinstimmen - vorausgesetzt, dass dieses in Verantwortung vor Gott beschlossen wurde, wie das Gründungsväter und Mütter unseres Grundgesetzes bekennen.
  • In den Wochen vor den Bundestagswahlen fragen die Meinungsforscher immer wieder das Volk, was sie von Parteien und Politikern halten, wem sie ihre Stimme geben werden.
  • Eigentlich müssten sie fragen, wer von ihnen vertritt eine Politik in Verantwortung vor Gott? Oder welche geistige und moralische Ansichten vertreten die Parteien und welche die künftigen Abgeordneten?
  • Es ist schon eigenartig.

1.2 Selbst Jesus fragt seine Jünger nach der Meinung der Leute

  • "Für wen halten die Leute den Menschensohn?“ - also ihn. Die Antwort fällt recht verschieden aus.
  • Die einen halten Jesus für den wieder auferstandenen Johannes den Täufer, oder den wiedergekommenen Elija, der im feurigen Wagen zum Himmel aufgefahren war, wieder andere für den wieder gekommenen Propheten Jeremia.
  • Die Meinungen gehen also auseinander, aber alle spüren doch den göttlichen Auftrag, der hinter den Worten und Taten Jesu steht.

1.3 Vom Starkult geprägte Menschen nennen Jesu Superstar

  • Es gibt ein Musical mit diesem Titel.
  • - Die revolutionär Gesinnten der 70er und 80er Jahre sahen ihn als Revoluzzer,
  • - Die dem Buddhismus Zuneigenden als einen von den Lehren Buddhas geprägten Menschen und behaupten Jesu sei in Indien gewesen.
  • - Die Muslime sehen ihn als einen dem endgültigen Gesandten Allahs Mohammed vorausgehenden Propheten, dessen Botschaft aber von den Juden und Christen zum Teil verfälscht worden sei. Aus der Wüste kommend verändern sie das Alte und Neue Testament nach den Vorstellungen Mohammeds.
  • - Aufgeklärte Zeitgenossen meinen Jesus sei zwar ein interessanter und großartiger Mensch gewesen, aber manche seiner Aussagen seien nicht mehr zeitgemäß. Im besten Fall bezeichnen sie Jesus als einen Großen der Weltgeschichte, als Religionsstifter wie Buddha, Zarathustra oder Mohammed.
  • - Wir kennen dies alles, so wie die Jünger damals die Meinungen ihrer Zeitgenossen über Jesus kannten.
  • Aber Jesus will vor allem wissen

2 Für wen halten seine Jünger - also auch wir Christen ihn?
2.1 Das Bekenntnis des Petrus

  • Für ihn ist die Frage existentiell. Die Jünger können sich nicht hinter der Meinung der Leute verstecken. Sie müssen Farbe bekennen.
  • Jesus fragt sie »Für wen aber haltet ihr mich?« Und was passiert? Kommt etwa ein einhelliges Bekenntnis der 12 wie aus einem Munde? Nein, aber einer geht voran. Der Petrus. "Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes."[2]
  •  Er spricht nicht über Jesus. Er spricht zu ihm. Der Glaube an ihn und das Bekenntnis zu ihm ist etwas Personales, aus dem Innersten des Menschen Kommendes. Gott bringt sich auf dem Grund der Seele des Menschen Petrus zur Sprache.
  • Jesus bestätigt dies mit den Worten: "Selig bist du Simon, denn nicht Fleisch und Blut haben dir das geoffenbart, sondern mein Vater im Himmel."[3]
  • Das Bekenntnis des Petrus ist also nicht aus menschlicher Überlieferung und Weisheit gewachsen, wurde nicht durch einen Menschen vermittelt, sondern kommt aus dem Innern des Petrus, der sich Gott geöffnet und sich Jesus persönlich zugewandt hat.

2.2 Wie kommt dieses Bekenntnis zustande?

  • Jesus als den von Gott gesandten Messias erkennen und bekennen kann nur, wer an den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs glaubt.
  • Es ist der Gott, der sich als Jahwe, als der Ich-Bin-Da am Sinai geoffenbart und als solcher in der Geschichte des Gottesvolkes als mächtig erwiesen hat.
  • Ohne das Gottesvolk des ersten Bundes finden wir weder zu diesem Gott noch zu Jesus.

2.3 Die persönliche Beziehung zu Jesus und unser Bekenntnis

  • Die Frage, die das Evangelium dir und mir, jedem von uns stellt, heißt: Ist der Gott Israels, der Gott und Vater Jesu Christi mein Gott, zudem ich eine persönliche Beziehung habe,
  • den ich als den Herrn meines Lebens anbete, als Schöpfer der Himmels und der Erde preise,
  • den ich in mein Leben als Priester, als Laie, als Kind, als Jugendlicher, als Erwachsener einlasse?
  • Versuche ich mich Jesus von diesem Gott her zu nahen, ihm zu begegnen, sein Wort, seine Taten in mich, in meinen Alltag einzulassen?
  • Wann habe ich das letzte Mal Gott mit „Du“ angesprochen? Im Vater unser tun wir es.
  • Wann habe ich mich im  Glauben in die Gegenwart Christi versetzend zu ihm gesagt Herr Jesus Christus - Sohn des lebendigen Gottes - erbarme dich meiner?
  • Nur wer Gott, Jahwe in sein Inneres eintreten lässt, wer sich Jesus persönlich zuwendet, wird fähig wie Petrus sich zu Jesus als dem Sohn Gottes zu bekennen.

2.4 Dieses Bekenntnis ist das Fundament der Kirche

  • Bezeichnend ist, dass Jesus dem Simon einem neuen Namen gibt: »Petrus - Fels«.

2.4.1 Auf diesen Menschen baut er seine Kirche.

  • Ihm vertraut er die Schlüssel des Himmelreiches an. Ihm gibt er die Vollmacht zu binden und zu lösen, so dass es bei Gott gilt.
  • Nicht einem super Gescheiten, der alle mit seinem Verstand übertrifft, nicht einem Makellosen vertraut Christus seine Kirche an, sondern diesem Petrus, der alles andere als felsenfest ist. Er ist Mensch durch und durch - auch mit seinen Schattenseiten. Er wird Jesus verraten, den er als Messias bekennt. Nicht nur einmal, sondern  gleich dreimal.
  • Jesus erwählt also einen Menschen zum Fundament seiner Kirche, der keinen Grund hat sich über andere zu erheben oder gar stolz zu sein auf seine makellose Weste, sondern der allen Grund hat demütig zu sein, der über seine Schuld weinen muss.
  • Ein Künstler hat zu diesem Evangelium ein Bild gemalt

2.4.2 Petrus kniet mit gesenktem Haupt vor seinem Herrn und Meister.

  • Nicht als strahlender Sieger steht er unangefochten vor Christus und über seinen Gefährten, die wie er Jesus auf seinem Weg begleiten. Petrus ist sich seiner Hinfälligkeit und Schwäche bewusst; er schlägt die Augen nieder. So, als wollte er sagen: ”Herr, ich bin nicht würdig, dass du mir all das zutraust.”
  • Es macht mich froh, dass Petrus auf diesem Bild nicht in eine Position gedrängt wird, die ihn über andere erhebt. Zwar erhält er durch die Beauftragung Christi eine leitende Rolle, aber bei all dem erhebt er sich nicht über seinen Meister, sondern ist und bleibt ein Dienender. „Servus Servorum Dei – Diener der Diener Gottes“ nennt sich Papst. Wohl auch aus diesem Grund preist Jesus den Petrus und auch seine Nachfolger selig.

3 Was hat das mit uns, mit mir, mit dir zu tun?

  • Als Christen müssen wir vor Gott und anderen nicht mehr scheinen als wir sind. Das ist - richtig verstanden - eine große Entlastung und befreit von aller Überheblichkeit und jeder Selbsttäuschung. Was wir wirklich brauchen, gibt uns Gott allein. Der Herr lässt Petrus groß und Fels sein.
  • Im 2. Korintherbrief spricht Christus in einer Vision zu Paulus ”Meine Gnade genügt dir; denn sie erweist ihre Kraft in der Schwachheit.”[4] Das, was Gott uns schenkt - seine Gnade, seine Zuwendung, seine Zuneigung, seine Vergebung - können wir uns nicht verdienen oder erarbeiten.
  • Wir sind nicht die Macher, sondern Empfangende. Wenn wir uns auf ihn verlassen und auf seine Kraft bauen, können wir Fels sein, wie Jesus es Petrus zugedacht hat.
  • Auf dem von Gott geschenktem Bekenntnis zu Jesus als dem Messias, als dem Sohn des lebendigen Gottes, ist die Kirche gebaut, hat sie Bestand, nimmt sie ihre dem Heil der Menschen dienende Aufgabe wahr, vor allem auch im Petrusdienst des Bischofs von Rom, des Papstes.
  • Mit Paulus bekennen wir in der Lesung aus dem Römerbrief „Denn aus ihm und durch ihn und auf ihn hin ist die ganze Schöpfung.“[5]

[1] Homilie zu Mt 16,13-20
[2] Mt 16,16
[3] Mt 16,17
[4] 2 Kor 12,9
[5] Röm 11,36