PredigtenÜbersichtLesejahr A 2016/12 bis 2017/11Predigt - Homilie am 5.Fastensonntag Misereor in Honings und in Neunkirchen St. Michael
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In Jesus ist die Macht Gottes anwesend 1. Von lebensbedrohender Krankheit erfasst
rufen wir nach einem Arzt und erwarten, dass er schnell kommt. Als Jesus von der schweren Krankheit seines Freunde Lazarus erfährt, hat er es nicht eilig, ihm zu Hilfe zu kommen. Er bleibt noch zwei Tage an dem Ort östlich des Jordan. Manche -auch die Jünger - verwundert, ja stört das an Jesus. Gut, er wird den Lazarus auferwecken und in dieses irdische, vergängliche Leben zurückrufen.
1.1 Aber hätte er nicht seinen Freunden diesen Schmerz ersparen können?
Jesus will nicht, dass wir diese Wirklichkeit verdrängen - nach dem Motto "Nur nicht daran denken!" - er will vielmehr, dass wir mit ihm der Wirklichkeit des Todes entgegengehen und sie auf IHN schauend und hörend bestehen; deshalb geht er weder dem Tod seines Freundes, noch seinem eigenen Tod aus dem Weg. Denn zu dem verstorbenen Lazarus zu gehen, heißt auch in den Machtbereich derer zu kommen, die seinen Tod planen. Die Jünger möchten ihn davon abhalten.
1.2 Jesus geht in den Machtbereich des Todes
weil darin erfahrbar werden wird, dass GOTT DER HERR IST ÜBER DEN TOD und dass IN JESUS DIESE MACHT GOTTES ANWESEND UND WIRKSAM IST. Jesus sagt es uns, wozu diese tödliche Krankheit des Lazarus dient: "Sie dient der VERHERRLICHUNG GOTTES: GOTTES SOHN SOLL DURCH SIE VERHERRLICHT WERDEN."[1]
2. Jesus geht es um unseren Glauben an seine Auferstehungsmacht
Es geht ihm nicht darum, dass Lazarus nur irdisch länger lebt. Auch der "auferweckte Lazarus" geht unter Lebensgefahr dem Tod erneut entgegen. Als Freund Jesu wird man wenig später auch ihm nach dem Leben trachten.
Auch wir wünschen uns ein langes Leben in Gesundheit und Glück. Und wissen doch insgeheim, dass wir unaufhaltsam dem Tod entgegengehen
2.1 Viele Menschen in Afrika erleben täglich die Macht des Todes
- „In den Massenmedien lernen wir heute alles darüber, wie Afrikaner sterben, aber nichts darüber, wie sie leben.“ Noch häufig wird das Bild Afrikas durch die „5 K“ geprägt: Krisen, Kriege, Katastrophen, Krankheiten, Korruption. Wir schauen in ein schwarzes Loch, in dem es keine Hoffnung gibt. Und in der Tat, es wird noch immer zu viel gehungert, gedürstet und gestorben in diesem an Möglichkeiten so reichen Kontinent. Es geht häufig noch schlicht um Leben und Tod.“[2]
- Wie in der Geschichte von Lazarus. Nach vier Tagen liegt der Geruch des Todes in der Luft und Tränen und Vorwürfe. Auch gegenseitiger Trost und das bange Bekenntnis der Schwester. Jesus ist innerlich erregt. Er er lässt sich auf die Perspektive der Trauernden ein. Er schaut ins Grab. Doch er winkt nicht ab. Er sagt nicht: „Nichts mehr zu machen.“ Er wusste sich vom Gott des Lebens erhört und ruft mit lauter Stimme:
2.2 Lazarus, komm heraus!
- Das ist der entscheidende Perspektivwechsel: Nicht ins Grab schauen, sondern aus dem Grab herauskommen und dem Leben und seinen Möglichkeiten trauen.
- Genau das geschieht: Der Tote steht auf, blickt ins Licht. Er kommt aus dem Grab heraus und macht vorsichtige Schritte auf Jesus zu. Der dreht sich mit ihm um, schaut mit ihm ins Licht und bittet die Umstehenden sich an dieser Auferstehung zu beteiligen:
2.3 „Löst ihm die Binden und lasst ihn weggehen“
- In dieser Geschichte steckt der wesentliche Perspektivwechsel der Entwicklungszusammenarbeit, die MISEREOR mit den Partnern in Burkina Faso betreibt: Gemeinsam mit den Betroffenen schaut MISEREOR solidarisch auf die dunklen Stellen, auf die scheinbar ausweglosen Situationen. Aber dabei bleibt es nicht. Irgendwann muss man dann die Perspektive wechseln und nicht nur auf das schauen, was nicht geht. Irgendwann muss man aufstehen, sich umdrehen, ins Licht schauen und aus dem Tod heraustreten.
- In der diesjährigen Fastenaktion begegnen wir Bäuerinnen und Bauern und Viehhirtinnen und Viehhirten in Burkina Faso, die diesen Weg gehen. Sie sind allerdings noch gehemmt durch vielerlei Binden. Entwicklungszusammenarbeit heißt: Diese Binden lösen helfen. Jeden Schritt, den die Menschen selbst gehen, fördern, mit ihnen die Hindernisse aus dem Weg räumen und sie selbst weggehen lassen – wie den Lazarus. Das erzeugt Glauben, bis heute, und macht Mut, neue Ideen, neues Leben wachsen zu lassen.
- Wer die Erfahrungen von Auferstehung im diesseitigen Leben macht, in dem wird auch die Hoffnung wachsen auf eine Auferstehung jenseits des irdischen Todes. Martha bekennt ihren Glauben an die Auferstehung der Toten am Jüngsten Tag.
2.4 daraufhin offenbart sich Jesus als die Auferstehung und das Leben
- Jesus ruft den Lazarus ins irdische und vergängliche Leben zurück. Die Auferweckung des Lazarus ist gleichsam als Symbol und Stärkung des Glaubens an die Auferweckung der Toten durch Gott nach dem irdischen Tod.
3. Gott will keinen blinden Glauben
Ein blinder Glaube wäre genauso gefährlich wie eine blinde Liebe.
3.1 Gott zeigt uns durch Jesus - es ist vernünftig zu glauben
- dass Gott die Toten auferweckt zur Teilhabe an seinem Leben oder zum Gericht. Deshalb mahnt der heilige Augustinus, zwischen Tod und Tod zu unterscheiden:
- "Den Tod des Leibes fürchtet jeder Mensch, den eigentlichen Tod fürchten hingegen nur wenige."
Gott zeigt uns durch Jesus:
3.2 Die URSEHNSUCHT DES MENSCHEN NACH BLEIBENDEM LEBEN kann nur in Christus ihre Erfüllung finden
- Die zum wahren und endgültigen Leben befreiende Macht Gottes wird in der Auferweckung Jesu an Ostern ganz offenbar.
- Er nimmt den irdischen Tod auf sich, damit wir an unsere Auferweckung durch den Tod hindurch glauben können.
- Nur in diesem Glauben an ihn, der den Tod besiegt hat, können wir die TODESFURCHT ÜBERWINDEN. Dies ist uns Christen aufgegeben.
Denn nur
4 Wer die Todesfurcht überwindet, kann das LEBEN BESTEHEN.
4.1 Die Lazarus-Geschichte schildert uns die Realität von Tod, Grab und Verwesung
- Sie ist aber nur ein Symbol, eine Hinführung zum eigentlichen Auferstehungsglauben. Denn die Erweckung des Lazarus war eine Auferstehung "hinein in Schwäche und Tod“.[3]
4.2 Wie also die Todesfurcht überwinden?
- Wir leben in der Spannung zwischen der Tatsache, das wir sterben müssen, und dem Anruf, das Sterben nicht zu fürchten. Diese Spannung wird nicht gelöst dadurch, dass wir uns einreden: Es wird irgendwie nachher weitergehen, sondern indem wir unsere Gedanken und unsere ganze Liebe auf den Gott ausrichten, der sich in Jesus Christus als die Hoffnung des Menschen offenbart.
4.3 Wenn ich in dieser den Tod überwindenden Hoffnung lebe, - werde ich das Meine nicht festhalten, sondern mit denen teilen, die im Elend sind
- Ich werde nicht nur Christus sagen lassen: „Misereor – mich erbarmt des Volkes“, sondern ich werde mich selber erbarmen. Ich kann hergeben, weil ich darauf vertraue, dass mir Gott am Ende alles schenken wird - das Leben in Fülle unverlierbar, ewig.
[1] Joh 11,4 [2] Misereor-Bericht 2017 [3] Przywara.
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