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2007 (C)

Homilie am 25.Sonntag C in der Filialkirche »Regina pacis - Maria Königin des Friedens« in Rödlas Pfarrei Neunkirchen am Brand

===>> zu den biblischen und liturg.Texten des 25.Sonntags (C)
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Unser wahres Anlagevermögen

1. "Geld regiert die Welt"

So sagen wir es doch! "Ihr könnt nicht zugleich Gott und dem Mammon dienen", sagt Jesus im Evangelium.
Mammon ist nicht unbedingt gleichzusetzen mit Geld. Es wäre auch unsozial und dumm, wollten wir den Umgang mit Geld einfach negativ sehen oder gar ablehnen.
  • Es geht im heutigen Evangelium vielmehr um den verantwortlichen Umgang mit dem Geld und Besitz. "Mammon" ist schon im Griechischen ein Fremdwort. Es bedeutet: "das, worauf man vertraut." Der Gott des Reichtums wurde in Syrien so genannt. Gemeint ist der Sachbesitz, das Vermögen, und das hat immer auch mit Geld zu tun, heute mehr als damals.
  • Das Evangelium macht darauf aufmerksam, dass uns der Sachbesitz, und dazu gehört auch das Geld, letztlich immer fremd bleiben wird. Der Mensch muss es zurücklassen. Wir sagen: "Keiner nimmt etwas mit.“
  • Und doch ist das Geld eine M a c h t, die oft Unsegen stiftet, weil es wie ein Fetisch Menschen hypnotisieren, faszinieren und fanatisieren kann. Deshalb sagen wir: "Beim Geld hört die Freundschaft auf." Es gibt eine Dämonie des Besitzes, die vor allem im Geld greifbar wird.
  • Jeder von uns kennt die zerstörerische Auseinandersetzung von Erben. Geldfragen können Freunde auseinander bringen und zur Ursache manchmal tödlicher Feindschaften werden.
  • Es gibt eine volkstümliche Redensart, die darauf zielt: "Der Teufel hat das Geld gesehen." Geld wird von uns Menschen gern zu einem Fetisch mystifiziert, d.h. in seinem Wert hinaufgespielt, es wird zum Götzen, von dem man sich alles verspricht: Geltung, Selbstdurchsetzung und Macht. Von daher erklärt sich die Hörigkeit ihm gegenüber. Wir alle müssen aufpassen, dass wir nicht dem Habenwollen, der Besitz- und der Geldgier verfallen.
Aber als wirklichkeitsnahe Menschen wissen wir auch,

2. Geld und Vermögen sind Grundlagen unserer Gesellschaft.

  • Es wäre wirklichkeitsfremd von einer aufwendigen Produktionsstätte oder einer kulturellen Institution die Aufteilung des Kapitals unter die Armen zu verlangen. Das Gegenteil von Reichtum darf nicht einfach als Armut an Geldmitteln gesehen werden. Jeder weiß, dass es ohne Kapital keine Investitionen und ohne gesunden Gewinnanreiz keine großen Leistungen gibt.
  • Aber auf der anderen Seite wird die dämonische Macht des Geldes dort in einer unmenschlichen Weise erfahrbar, wo es zu einer Konzentration von Reichtum, Geld und damit Macht in der Hand von nur wenigen Menschen kommt und das Profitstreben zu einem unentrinnbaren System wird, dem Menschen ohnmächtig ausgeliefert sind, vor allem jene, die lohnabhängig sind.
  • Hier liegt unsere politische Aufgabe, dass wir uns für eine Dezentralisierung der Macht, für größere Mitbestimmung und eine wirksame Kontrolle der Mächtigen einsetzen. Als Christ weiß um

3. die Soziale Verpflichtung des Eigentums

  • Jesus spricht im Evangelium wie selbstverständlich vom "ungerechten Mammon", vom Umgang mit dem "fremden Gut". Aber haben wir denn unser Geld nicht sauer verdient, so dass wir damit machen können, was wir wollen? Hat uns der Besitz, den wir uns geschaffen haben, nicht große Mühe und Anstrengung gekostet? Wir zahlen doch auch Steuern, sogar Kirchensteuern. Also müssen uns doch auch möglichst viele Einrichtungen vom Staat und von der Kirche zur kostenlosen Nutzung angeboten werden. Oder sind wir mit dem Evangelium gar nicht gemeint, sondern nur die Millionäre?
  • Das Evangelium zeigt, dass sich im Umgang mit den irdischen Gütern das Wesen des Menschen enthüllt. Der unverantwortliche Gebrauch von Macht und Vermögen bringt Unheil und Ungerechtigkeit über die Menschen. Wer sein Herz daran hängt, verliert sehr schnell den Blick für die Not des anderen und vergisst die soziale Verpflichtung des Eigentums.
  • Der Tenor der Botschaft Jesu heißt: Solange es Armut auf der Welt gibt, hat niemand ein Recht auf Überfluss. Zudem kommt für jeden die Stunde, wo er alles zurück lassen muss. Klug handeln wir, wenn wir uns Freunde machen mit dem, was uns gehört. Sie werden, wenn wir nichts mehr von unseren irdischen Reichtümern haben, bei Gott für uns eintreten, »dass wir in die ewigen Wohnungen aufgenommen werden, wenn es mit uns zu Ende geht«. Als Christ werde ich also ankämpfen

4. Gegen jede Form von Verschwendung und Geiz

  • Geld darf uns nicht beherrschen, es soll ein Mittel bleiben, das Leben in Ordnung zu halten. Geld macht nicht glücklich, aber es beruhigt. Dieses Sprichwort stimmt sogar, solange es unseren Lebensunterhalt sichert und wir unseren finanziellen Verpflichtungen nachkommen können.
Wehe, wenn wir Geldfragen zum Anlass nehmen, menschliche Bindungen zu stören oder zu zerstören. Zwei Extreme dürfen im Leben des Christen nicht die Oberhand gewinnen:
  • V e r s c h w e n d u n g, die Geld ausgibt, nur um zusammenzuraffen was die Welt bieten kann, und
  • G e i z, der zusammenhält und auf dem Geld hockt, als ob die ewige Seligkeit von Summen abhinge, als ob darauf wahre Sicherheit gegründet werden könnte.
  • Die Botschaft des Verderbers der Menschen, des Teufels, lautet: Geiz ist geil! Das Adjektiv „geil“ und das davon abgeleitete Substantiv „Geilheit“ gehen wahrscheinlich auf eine indogermanische Wurzel mit der Bedeutung »aufschäumend«, »heftig«, »übermütig«, »ausgelassen« und »lustig« zurück. Im Althochdeutschen (seit dem 8. Jh.) wurde geil im Sinne von »übermütig«, »überheblich« verwendet. Geiz und Verschwendung machen schnell süchtig, d.h. sie beherrschen und versklaven den, der ihnen verfällt.
  • Verschwendung und Geiz sind das Gegenteil von dem, was das Evangelium »den zuverlässigen Umgang mit dem ungerechten Reichtum und dem anvertrauten fremden Gut« nennt. Der Geizige rafft und rafft zusammen, er ist gierig nach immer mehr. Er bekommt nicht genug. Der Verschwender braucht und verbraucht alles für sich allein. Die Armen und Hungrigen interessieren ihn nicht. Er wird beim Gericht vor dem göttlichen Richter keine Fürsprecher haben.
  • Der Versuchung auf Kosten anderer alles zu Geld zu machen, wie es die erste Lesung schildert, geben nicht wenige nach. Ihnen droht Gott mit dem Gericht: "Keine ihrer Taten werde ich jemals vergessen." Es sei denn sie kehren um und teilen mit den Armen und machen ihr Unrecht wieder gut, wie der Zöllner Zachäus.
  • Natürlich ist Geld zum Rechnen da, zum Ausgeben, zur Sicherung von Zukunft. Aber es darf nicht Besitz ergreifen von uns, so dass es an die Stelle Gottes tretend zum Götzen wird, den wir anbeten und allein dienen.

5. Wer klug ist, legt sein Geld, sein Vermögen richtig an.

  • Der Herr sagt uns im heutigen Evangelium, dass wir darauf aus sein sollen, mit unserem Geld und Besitz Gutes zu tun, um uns dadurch die Freundschaft der Menschen und Gottes zu sichern. Mit dem Geld, das wir erübrigen, mit dem Gewinn, den unser Besitz abwirft, werden wir Gutes tun, und zwar denen, die sich nicht hier in diesem Leben schon dafür revanchieren können, denn sonst hätten wir unseren Lohn ja schon dahin.
  • Dom Helder Camara, der Erzbischof von Recife in Brasilien gründete 1962 in Rio die »Bank der Vorsehung«. Er hat damit viele gewonnen, wenigstens ihre Zinserträge für die Armen und damit im Himmel anzulegen.
  • Diese Bank leiht nicht denen Geld, die Sicherheiten vorweisen können, sondern armen Leuten und solchen, die in Schwierigkeiten geraten sind. Das Werk unterhält eine Reihe weiterer Dienste in den Bereichen Gesundheit und Erziehung, es hilft bei Transporten und bei der Wohnungssuche, leistet Berufsberatung und Rechtsbeistand, vermittelt Stellen an Arbeitslose. Schon 1963 konnten 1500 Arbeitsplätze an Familienväter vermittelt werden.
  • Unser Erzbistum hat anlässlich des Bistumsjubiläums die Initiative „Ausbildung – Arbeit – Zukunft“ ins Leben gerufen und dafür einen Solidaritätsfond eingerichtet. In vier ausgewählten Projekten soll jungen Menschen die berufliche Orientierung erleichtert werden, zusätzlich sollen Ausbildungsplätze geschaffen und Langzeitarbeitslosen eine neue berufliche Chance ermöglicht werden. (Spendenkonto Kto.Nr.: 797979 BLZ 750 903 00 Liga-Bank Bamberg Stichwort: Zukunft)
  • Vermögens- und Anlageberater raten uns nicht gerade uneigennützig, wie wir unser Geld gut anlegen und unser Vermögen vermehren können. Mancher Gutgläubige hat dabei auch schon viel verloren.
  • Jesus rät uns heute im Evangelium, dass wir unser Vermögen so anlegen sollen, dass es weder Rost noch Inflationen aufzehren. Es wäre jammerschade, wenn wir am Ende mit leeren Händen dastünden, weil wir unser Geld nur bei den Banken dieser Welt anlegt hatten, oder nur für uns arbeiten ließen, oder nur unseren irdischen vergänglichen Besitz vermehrten. Darum sagt uns Jesus nochmals eindringlich: „Macht euch Freunde mit Hilfe des ungerechten Mammons, damit ihr in die ewigen Wohnungen aufgenommen werdet, wenn es (mit euch) zu Ende geht.“