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2007 (C) Osterzeit

Predigt am Fest Patrona Bavariae - Maria Schutzfrau Bayerns in der Pfarrkirche St. Michael

 

Maria Schutzfrau Bayerns - Marienverehrung noch zeitgemäss?

1 Die Katholiken Bayerns schauen heute am 1. Mai auf MARIA.

  • SCHUTZFRAU BAYERNS nennen wir sie: PATRONAE BAVARIAE.
  • Evangelische Christen würden uns sicher fragen, von wem wir uns denn Schutz erwarten, von GOTT oder von Maria? Wie kommt es, daß die Kirche den Monat Mai, der doch in die OSTERZEIT fällt der Mutter des Herrn weiht? Wird dadurch nicht der Blick auf den Auferstandenen Herrn verdeckt?
  • Wir kennen alle die besondere Liebe und Verehrung unseres Papstes Johannes Paul II zur Gottesmutter hatte. Als er heute vor 20 Jahren in seiner Neujahrspredigt 1987, also am Hochfest der Gottesmutter, ein Marianisches Jahr angekündigte, freuten sich die orthodoxen und altorientalischen Kirchen darüber, aber die evangelischen Kirchen fühlten sich unwohl und protestierten.
  • Es ist schon etwas Eigenartiges, das uns zu denken gibt: Gott selber spricht durch den Engel Maria mit ehrenden Worten an: "Sei gegrüßt Maria, du bist voll der Gnade, der Herr ist mit dir", Dürfen dann Christen daran Anstoß nehmen, wenn katholische oder orthodoxe Christen Maria mit denselben Worten ansprechen. Das ist für einen katholischen oder orthodoxen Christen kaum zu verstehen.
  • Die Angst evangelischer Christen ist groß, wir könnten Maria an die Stelle Gottes setzen und Christus den Platz in der Mitte des Glaubens streitig machen. Wir werden daher versuchen, deren Vorbehalte gegenüber der Marienverehrung zu verstehen und ernst zunehmen. Und wir sollten auch unser religiöses Verhalten überprüfen, ob es nicht doch manchmal den Anschein erweckt, daß Maria in unserem Leben mehr bedeutet als Gott und Jesus Christus.

2 Wie soll sich unsere Marienverehrung darstellen?

  • Sollen die Bedenken evangelischer Christen uns dazu bringen Marienmonat Mai aus dem katholischen Kalender zu streichen? Dürfen wir von Maria keinen Schutz erbitten? Sollen wir unsere Marienverehrung nicht mehr öffentlich zeigen?

2.1 Ich meine, die ganze Christenheit müsste nüchtern und ohne Vorbehalte mit dem beginnen, was Romano Guardini vor über 60 Jahren festgestellt hat.

  • Er sagt: Wenn man einen Baum in seiner Art verstehen wolle, dann sei es notwendig, den Blick auf den Boden zu werfen, auf dem er stehe, und auf die Wurzeln, aus denen er lebe. Und das gelte in einem bestimmten Sinn auch von Jesus Christus. So sei es wohl gut, "in den Boden und Grund zu blicken, aus welchem sich die Gestalt des Herrn erhebt: Maria, seine Mutter." Und wir dürfen hinzufügen, auch Josef, sein Pflegevater, dem Jesus viel verdankt. Waren es dich in Israel die Väter, die den Glauben an die Söhne weitergaben.
  • Wer den ganzen Christus ernst nimmt, kommt an seiner Mutter und auch an seinem Pflegevater Josef nicht vorbei. Wer den Heilsplan Gottes erkennt, dem geht auch auf, wie wichtig darin Maria ist. Christen können sie weder abtun noch links liegen lassen. Sie müssten ihr wenigstens mit derselben Ehrerbietung begegnen wie der Engel Gottes im Lukasevangelium.

2.2 Alle Hinweise der Schrift und alle dogmatischen Aussagen der Kirche über Maria dienen letztlich ihrem Sohn, unseren Herrn und Erlöser Jesus Christus.

  • Alle marianischen Dogmen wollen das Geheimnis Christi absichern oder abgrenzen. So sichert das Dogma von der GOTTESGEBÄRERIN, von der JUNGFRAUSCHAFT MARIENS, von der OHNE ERBSCHULD EMPFANGENEN ab, dass in Jesus, dem Sohn Mariens, GOTT MENSCH GEWORDEN IST, JESUS ALSO WAHRER MENSCH UND WAHRER GOTT IST.
  • Das letzte Dogma von LEIBLICHEN AUFNAHME IN DEN HIMMEL aber markiert unsere eigene Zukunft, die Zukunft der Erlösten: Auch wir werden mit Leib uns Seele an der Herrlichkeit unseres Herrn Anteil bekommen, wie Maria daran Anteil bekam.
  • Maria hat ihren Platz im innersten Geheimnis Christi und seiner Kirche. Sie ist weder ein verzichtbares Anhängsel und noch eine Randerscheinung.

2.3 Wir ehren sie zu Recht, weil auch Gott sie geehrt hat.

  • Wir rufen sie zu recht um ihre Hilfe an, weil wir um die Kraft ihrer Fürbitte wissen und ungezählte Christen diese erfahren haben. Wir nennen sie unsere Patronin, weil wir uns mit ihr in der Nähe Jesu, in der Nähe Gottes wissen. Wir ehren sie besonders in der Osterzeit und im Monat Mai, weil an ihr sichtbar wird, was Gottes Gnade, seine schöpferische und erlösende Zuwendung aus uns Menschen gemacht hat und noch machen will. An Maria erkennen wir, das neue Leben, welches uns Christus durch seinen Erlösertod und seine Auferstehung erwirkt hat.
  • Darum mündet jede Marienverehrung in das Christus- und Gotteslob. Jede Maiandacht mündet in das Christuslob, wenn wir ihn im eucharistischen Brot anbeten. In jedem Vespergottesdienst singt Maria mit uns ihren Lobgesang auf Gott, das Magnifikat.
  • Und deshalb ist der Höhepunkt eines jeden Marienfestes in der katholischen Kirche die MESSFEIER, das Testament Jesu, wo er uns sein erlösendes Wort zuspricht und wir durch IHN und mit IHM und in IHM den VATER ANBETEN, und ihn ALS SPEISE DES EWIGEN LEBENS empfangen. Wir danken Gott durch Christus für Maria, für das was er an ihr „Großes getan“ hat.

2.4 In Maria erkennen wir die Frau, zu der alle Frauen aufschauen und an der alle Männer erkennen können, was eine Frau ist.

2.4.1 Die Frauen erleben an ihr, daß sie unabhängig vom Mann Ansprechpartner Gottes sind.

  • Die Jungfrauschaft Mariens ist wirklich mehr als bloßer Ausdruck einer bestimmten Form von sexueller Enthaltung. Sie verweist auf eine menschliche Grundhaltung: Maria, diese Frau voll der Gnade, hat ihre vielfältigen Abhängigkeiten gesprengt und ist fähig geworden, sich einzig Gott, der in ihr Leben dazwischengefahren ist, und seinem Wort zur Verfügung zu stellen.
  • So wird sie zum Typus des neuen, befreiten Menschen, der ganz zu sich selber gefunden hat, einzig gebunden an Gott. Da verstehen wir auf einmal, was der Papst Johannes Paul II meinte, wenn er in einem Weltrundschreiben sagt: "Maria ist an der Seite ihres Sohnes das vollkommenste Bild der Freiheit und der Befreiung der Menschheit und des Kosmos."
  • Wo der Mensch sich ganz Gott öffnet, kommt er ganz zu sich selber, findet er zu seiner Bestimmung, seinem wahren Wesen.
  • Zugleich aber ist bedeutsam, daß diese in Gott und in sich selbst ruhende Frau, ganz offen ist für andere, für Jesus, für die Menschen, die in Schwierigkeiten geraten wie auf der Hochzeit zu Kana, für die junge Kirche, in deren Mitte sie um die Gabe des Geistes bittet.
  • Edith Stein, die der Heilige Vater 1987 als heute vor 20 Jahren im Müngersdorfer Stadion in Köln selig und 1998 und am 11 Okt. 1998 auf dem Petersplatz heilig gesprochen hat, war von dieser Bedeutung Mariens ganz durchdrungen und hat diese marianische Haltung in ihrem Leben verwirklicht. Sie ermutigt alle Frauen und Mädchen, das JUNGFRAU-MUTTER-IDEAL zu leben. Ganz offen für Gott zu sein, um ganz offen für die Menschen zu werden.

2.4.2 Aber auch die Männer können zu Maria aufschauen und von ihr lernen, daß die Frau nicht ein Anhängsel des Mannes ist,

  • sondern ein eigenständiger, von Gott geliebter und gerufener Mensch, ein Mensch, der Heil vermitteln kann. Und der Mann, vor allem der junge Mann soll erkennen, daß nur jene Frau ihm wirklich Partnerin und Hilfe sein kann, die ganz in Gott und in sich selber ruht. Ja, daß eine solche Frau in besonderer Weise die Stimme Gottes wahrnimmt und der Mann gut daran tut, gerade in religiösen Dingen eine solche Frau ganz ernst zu nehmen, ja auf sie zu hören.

4.3 Wir dürfen und sollen zu Maria aufschauen,

  • von ihr Schutz erbitten und sie um ihre fürbittende Hilfe anrufen, denn die Heilige Schrift hat uns ihre prophetischen Worte überliefert: "Siehe von nun preisen mich selig alle Geschlechter."
  • Maria, größter Gipfel menschlicher Höhe.
  • Unwiderstehlicher Anziehungspunkt für die göttliche Liebe.
  • Der allein Gute wollte zur gütigen Jungfrau.
  • Der allein rettende Heiland wollte zur immer bereiten Helferin der Menschen.
  • Der durch unsagbares Leid in seine Herrlichkeit ein gehende, wollte zu ihr, deren Seele ein Schwert durchdrang, damit die Gedanken vieler Herzen offenbar werden.
  • Damit sie sich entscheiden für das Zeichen des Widerspruchs, für Christus und die Auferstehung zu neuem Leben.
  • O Maria, Bewahrerin der Herzen, bitte für uns.
  • O Edith Stein, Tochter Israels, Schwester der Mutter Gottes, bitte für alle, die den Glauben verloren haben, daß sie heimfinden zum gekreuzigten und auferstandenen Herrn.

 

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