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2007 (C)

Homilie am 31. Sonntag zur 2. Lesung 2 Thess 1,11 - 2,2 in Rödlas "Maria - Königin des Friedens

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Den Namen Jesu verherrlichen

1. Situation der Gemeinde in Thessalonich und die unsrige

  • Ein biblischer Text erschließt sich in seiner Tiefe erst, wenn wir wissen, wer denn die Adressaten und ihre Fragen und Probleme sind.
  • Der 2. Thessalonicherbrief wendet sich an Christen, die behaupten, dass der Tag des Herrn, die Wiederkunft Christi, bereits angebrochen sei. Aufgrund einer solchen Verkündigung erfasste die Menschen auf der einen Seite Angst und Schrecken. Andererseits glaubten einige, dass es sich nicht mehr lohnen würde, zu arbeiten oder noch irgendwelche Ziele zu verfolgen.
  • Der Briefschreiber will seine Gemeinde wieder auf den Boden der Wirklichkeit zurückholen und in diesem Zusammenhang schreibt er: ”Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen ... wir hören aber, dass einige von euch ein unordentliches Leben führen und alles Mögliche treiben, nur nicht arbeiten. Wir ermahnen sie und gebieten ihnen im Namen Jesu Christi, des Herrn, in Ruhe ihrer Arbeit nachzugehen und ihr selbst verdientes Brot zu essen”[2]
  • Das ist eine Grundregel menschlichen Lebens und gilt heute wie damals. Nur wer wirklich arbeitsunfähig ist oder trotz ernsthafter Bemühung keine Arbeit findet, hat das Recht, von anderen den Lebensunterhalt zu beziehen.
  • Der Gedanke an die Wiederkunft Christi beunruhigt heute niemanden von uns. Schließlich sind schon 2.000 Jahre seit dem Tod Jesu vergangen, und noch ist nichts passiert. Der Gedanke an ein Weltende beschäftigte aber antike Menschen Jahrhunderte lang. Schließlich gab es erstaunlich gute Astronomen, die einen Weltenbrand vorhersagten.
  • Auch heutige Astronomen rechnen damit, dass unser Sonnensystem einmal als eine Supernova explodieren wird, allerdings erst in fünf Milliarden Jahren. Freilich kann schon ein großer Meteoriteneinschlag fast alles Leben auf der Erde auslöschen, wie es schon einmal bei den Dinosauriern geschehen ist. Wann eine so große Katastrophe wieder eintreten könnte, ist völlig ungewiss. Wir dürfen uns deshalb nicht in Angst und Schrecken versetzen lassen.
  • Gerade in unserer Zeit hören wir immer wieder, leider viel zu oft, von schlimmen Katastrophen, auch von Menschenhand gemachte. Wie schnell ist ein Menschenleben ausgelöscht! Wie brüchig ist unsere ganze Zivilisation. Solche Nachrichten sollen uns aufrütteln, nach dem Guten zu streben, damit unser Leben ein erfülltes wird.

2. Die Berufung der christlichen Gemeinde

  • Dem Verfasser des zweiten Briefes an die Thessalonicher geht es um die Berufung der christlichen Gemeinde. Er will die Gemeinde in Thessalonich zu einem gottesfürchtigen Leben aufrufen. Nur wenn wir das Gute tun, wenn Gerechtigkeit und Frieden herrscht, wird der Name Jesu durch uns verherrlicht und wir in ihm.

2.1 Die Gemeinde in Thessalonich lebt ihre Berufung

  • Paulus dankt daher Gott, dass bei dieser Gemeinde der Glaube wächst und die gegenseitige Liebe zunimmt. (1,3) Glücklich eine Gemeinde, von der man das sagen kann.
  • Noch mehr! Er verweist in anderen Gemeinden, die er besucht, mit Stolz auf die Gemeinde in Thessalonich, weil sie "bei aller Verfolgung und Bedrängnis standhaft bleibt".
  • So kann die Gemeinde dem Kommen des Herrn in Macht und Herrlichkeit ruhig und gelassen entgegensehen. Ihre Bedränger aber wird die Vergeltung Gottes treffen.

2.2 Die Berufung der Christen

  • fasst Paulus in einem Satz zusammen: Der Name Jesu soll durch uns verherrlicht werden und wir werden in ihm verherrlicht durch die Gnade unseres Gottes und Herrn Jesus Christus.

2.2.1 Die Wichtigkeit des Gebetes

  • Gott selber muss uns unserer Berufung würdig machen. Er selber muss uns dafür bereiten. Er will von uns darum gebeten werden. Ohne Gebet geht nichts. Darum sagt Paulus von sich, dass er "immer für die Gemeinde betet, dass Gott sie ihrer Berufung würdig mache".
  • Der Glaube ist kein sicherer Besitz. Er ist immer gefährdet und angefochten. Jede Generation muss ihn neu lernen. Gott muss in seiner Macht "allen Willen zum Guten bewirken und jedes Werk des Glaubens vollenden".
  • Wir beten gerne in unseren persönlichen Anliegen. Aber wer betet für unsere Gemeinde, dass ihrer Berufung würdig werde, dass sie im Glauben und in der Liebe wachse?
  • Das fürbittende Gebet um die Erhaltung des Glaubens der Gemeinde ist eine wesentliche Aufgabe der Seelsorger, aber auch aller die in der Gemeinde Verantwortung tragen und aller, denen die Gemeinde Jesu, Kirche am Herzen liegt.
  • Religöser Egoismus bringt uns nicht voran. Das Christsein braucht das gemeinsame Zeugnis und Gebet aller Glaubenden.
  • Bei der Jubiläumswallfahrt der Erzdiözese nach Rom Anfang September anlässlich des 1000 Gründungsjahres unseres Erzbistums durfte ich mit vielen Pilgern dies beglückend erfahren: Höhepunkt eines jeden Tages war die gemeinsame Eucharistiefeier mit unserem Erzbischof Ludwig Schick in einer der großen Basiliken Roms. Durch die Mitwirkung des Domchores war jeder Gottesdienst ein großes festliches Ereignis für uns 400 Pilger aus allen Teilen unserer Erzdiözese.
  • Und schließlich konnten wir bei der Generalaudienz mit Papst Benedikt zusammen mit katholischen Christen aus der ganzen Welt erleben, dass der katholische Glaube Menschen aus allen Völkern und Sprachen vereint.
  • Der Glaube lebt vom gemeinsamen Zeugnis und vom gemeinsamen Gebet. Aber nicht nur bei solchen Sternstunden, sondern auch im Alltag unserer Gemeinde daheim. Deshalb ist das gemeinsame Mitfeiern des Gottesdienstes, für das Leben einer Gemeinde unverzichtbar und lebensnotwendig. Immerwährender Dank und unaufhörliche Fürbitte sind Grundformen apostolischen Gebetes.

2.2.2 Worauf also zielt unser Beten?

  • Der Wille zum Guten und die Vollendung des Glaubens, sind die besonders dringenden Anliegen des Apostels, sagt die heutige 2. Lesung.
  • Wer den Heiligen Geist empfangen hat und in Glaube und Liebe sein Leben führt, der kann das, was Gott gefällt, auch in seinem Leben verwirklichen. So ist „jegliche Freude am Guten“ eine Frucht des Heiligen Geistes.
  • Die Vollendung des Glaubenswerkes ist das Ziel, das Gott in seiner Gemeinde erreichen will. Der einzelne Gläubige und die ganze Gemeinde sollen immer mehr Christus ähnlich werden. Auch im Apostel war der Herr am Werke. Von sei ner Bekehrung bis zu dem Augenblick, da er im Galaterbrief sagen konnte: „Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir,“[3] hat auch er einen Reifungsprozess durchmachen müssen. Nur der reife Glaube kann sagen: „Christus ist mein Leben.“[4]
Das Grundanliegen der Fürbitte des Apostels ist

2.3 die Verherrlichung des Herrn - unsere Verherrlichung

  • Schon im Alten Testament finden wir den Zusammenhang von der Freude der Auserwählten und der Ver herrlichung Jahwes. Wie für das Gottes Volk des ersten Bundes so ist es auch für das Volk Gittes im Neune Bund bedeutsam, was im Buch Nehemia steht: „Macht euch keine Sorgen; denn die Freude am Herrn ist eure Stärke.“[5]
  • So ist das letzte Ziel der Geschichte die endgültige Verherrlichung des Messias, der dann für immer und ewig als Haupt der Menschheit anerkannt werden wird. Der Ruhm des Weltenherrn wird aber auch der Ruhm der Gemeinde sein. Der Name Jesus bedeutet: Gott ist Heil. Sein Name wird in uns verherrlicht, wenn wir dieses von Gott in Jesus Christus geschenkte Heil ergreifen und durch Wort und Tat, also durch unser Leben bezeugen. Zugleich werden wir dadurch in ihm verherrlicht. In IHM kommt unser Leben zum Ziel und zur Erfüllung. Das alles geschieht durch die Gnade, d.h. durch

2.4 Die liebende und rettende Nähe Gottes und Jesu Christi.

  • Diese Gnade schenkt unserem Leben auf Erden und über den Tod hinaus eine glückliche Zukunft. Wer im Buche des Lebens steht und sich auf Erden zum Menschensohn bekannt und ihn verherrlicht hat, der wird dann Bürger in der heiligen Stadt, dem himmlischen Jerusalem, sein dürfen.
  • Alle Angst, Sorge und Klage wird dann von denen genommen werden, die durch ihr Bekenntnis den Herrn verherrlicht haben. ,,Er wird abwischen jede Träne aus ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein noch Trauer noch Klage noch Mühsal wird dann sein. Denn das erste ist vergangen. Und der auf dem Throne sitzt, sagte: Siehe, ich mache alles neu.“[6]
  • Bei der Offenbarung des Herrn wird sich zeigen, daß Gotteslob und Gottesdienst die letzte Sinnerfüllung des menschlichen Lebens sind. Denn der tragende Grund für die Verherrlichung der Gemeinde ist die Gnade Gottes, seine liebende und Leben spendende Nähe.
  • Gott zeigt jedem Geschlecht von neuem sein Wohlwollen, wie es Maria besingt: ,, Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten.“[7] Auf der Höhe der Zeit aber ist die Gnade Gottes sichtbar ge worden; sie hat Gestalt angenommen in „unserem Herrn Je sus Christus“. Mit großer Freude verkündet der Apostel sei nen Gemeinden diese neue Wirklichkeit
  • Wiederkunft Christi beginnt für uns persönlich, wenn uns der Herr im Tod begegnet. Am Ende der Tage aber geht es um das Weltgericht. Wenn wir ”Gericht” hören, dann zucken wir unwillkürlich zusammen. Gericht im biblischen Sinn aber zielt auf Gottes Handeln, der jedem zu seinem Recht verhilft und alles an seinen richtigen Platz rückt.
  • Er deckt allen den Tisch, er richtet das Mahl und trägt die Gerichte auf, ein Bild für die ewige Seligkeit. Gottes Weltgericht ist also ein Grund zur Freude. Freude ist angesagt, für jeden Glaubenden, der den Namen des Herrn hier und jetzt verherrlicht, nicht Angst und Schrecken.
  • Die Ängste und Schrecken, die uns Menschen einjagen wollen, sind ein Werk des Teufels. Gott aber will unser Heil und unsere Glückseligkeit. Er ist der Freund des Lebens. Darum schaut Jesu zu dem Zöllner Zachäus hinauf und holt ihn zu sich herunter, geht in sein Haus und hält mit ihm Mahl. Weil Gott das Heil aller Menschen will, dürfen wir uns ihm rückhaltlos anvertrauen, werden wir ihm und seiner Kirche treu bleiben.


[2] 2 Thess 3,10-12.
[3] Gal 2,20
[4] Phil 1,21
[5] Nehm 8,10
[6] Apk 21,4 f
[7] (Lk 1,50).

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