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2007 Heilige

Homilie am Fest der Geburt des heiligen Johannes des Täufers in Rödlas

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Lebensinhalt und -aufgabe an Johannes dem Täufer ablesen.

  • Jeder von uns wünscht sich ein Leben, das sinnvoll und erfüllend ist. Das sei eine unerreichbare Utopie, meinen viele. Sicher, nicht alle Träume und Wünsche erfüllen sich. Der Himmel auf Erden öffnet sich immer nur für Augenblicke. Aber das ist kein Grund, frustriert zu sein. „Verkehrte Gedanken“ nennt das Buch der Weisheit, wenn einer zum anderen sagt: „Kurz und traurig ist unser Leben.“[1]

  • Wer das Leben nur vom Schweren her sieht, der nimmt sich selber die Möglichkeit, das in jedem Tun anwesend Sinnvolle und Gute wahrzunehmen. Unser Geschichtslehrer in der Oberstufe des Gymnasium hat uns diese Wahrheit mit einem Sprichwort eingeimpft: „Der Pessimist ist der einzige Mist auf dem nichts wächst.“

  • Darum lenkt die Kirche während des Jahres immer wieder unseren Blick auf Menschen hin, die im Hören auf Gott zu ihrer Berufung und Lebensaufgabe gefunden und darin den Sinn ihres Lebens erkannt haben.
  • Heute ist dies Johannes der Täufer, von dem Jesus sagt, „Unter allen von einer Frau Geborenen hat es keinen größeren gegeben als Johannes den Täufer.“[2] Jesus fährt dann mit einer Aussage fort, die uns Christen an die Größe und Schönheit unserer Berufung erinnert: „doch der Kleinste im Himmelreich ist größer als er.“[3]

1 Was waren Lebensinhalt und -aufgabe des Johannes?

  • "Was wird aus diesem Kinde werden?" diese Frage steht nicht nur im heutigen Evangelium und über dem gerade geborenen Johannes, sondern über der Wiege eines jeden Kindes, stand auch über Deiner und meiner... Das umso mehr, als außergewöhnliche Ereignisse die Geburt des Johannes begleiten:
  • - eine betagte kinderlose Frau wird gegen alle Erwartung Mutter;
  • - Einem Vater verschlägt es die Sprache, er wird stumm.
  • - Seine Zunge löst sich erst wieder, als das Kind geboren ist, um Gott dafür zu danken.
  • - Ein ungewöhnlicher Name gibt Rätsel auf: "Johannes ist sein Name."

1.1 Der Name ist Programm.

  • Der Name Johannes bedeutet: "Gott ist gnädig." Das heißt durch ihn will Gott den Menschen mit seiner Liebe und seinem Erbarmen nahe kommen.
  •  Der Name ist Programm: Die Zeit der Gnade ist im Kommen; die Aufgabe des neugeborenen Kindes wird es einmal sein, diese Zeit der Gnade, da sich Gott liebend den Menschen naht, vorzubereiten.

  • Er selbst ist ein Geschenk an kinderlose Eltern; sein Leben soll die Menschen bereiten, noch Größeres von Gott anzunehmen.
  • Sein Leben wird eine Antwort auf die vom Mutterleib an geschenkte Berufung sein.
  • Gott beruft jeden Menschen für eine bestimmte Aufgabe. Als unser Schöpfer und Erlöser darf er erwarten, dass der berufene Mensch die gestellte Aufgabe erfüllt.

1.2 Die Aufgabe wird sein Lebensinhalt.

  • Die Aufgabe, zu der Gott den Johannes ausersehen hat, wird zu seinem Lebensinhalt. Und dieser Lebensinhalt ist, dem von Gott gesandten Erlöser den Weg bei seinem Volk zu bereiten. Als die Lampe, wie das NT ihn nennt,[4] als der  Rufer in der Wüste,[5] als der Wegbereiter[6] war er ganz auf den kommenden Christus, den Messias ausgerichtet.
  • Seine Größe besteht in den Augen Gottes und der Christenheit darin, dass er ganz für diese Berufung und Aufgabe gelebt hat. Er selber wird angesichts des Messias sagen: "Er muss wachsen, ich aber muss kleiner werden."[7]

2 Unser Lebensinhalt und unser Lebensaufgabe.

  • Jeder Heilige ist eine Anfrage an uns. Vor allem der heilige Johannes der Täufer ist dies, den Jesus ja den Größten von einem Weibe Geborenen nennt. Daraus ergibt sich die Frage an jeden von uns:

2.1 Worin besteht meine Johannesaufgabe?

  • Niemand ist nur für sich selber Mensch. Jeder verdankt sich zuerst Gott, der uns erschaffen hat, und anderen Menschen, aus deren Liebe und Sorge wir hervorgegangen, Mensch und Christ geworden sind.

  • Jedes Leben ist geschenktes und darum verdanktes Leben. Als solches ist es dazu bestimmt, verschenkt zu werden. Es muss zugleich vom Erbarmen Gottes durchdrungenes, gereinigtes und geheiligtes Leben sein, weil es von den Sünden unser Vorfahren wie von unseren eigenen geschwächt ist und mancher Gen-Defekt unser leibliches und seelisches Leben beeinträchtigt.

  • Aber dennoch, Gott hat uns unsere Fähigkeiten und Charismen verliehen, dass sie anderen nützen.[8] Der sich uns zugewandte Gott möchte, dass auch wir zugewendet leben, damit andere Menschen durch uns zu ihm finden. Und zugewandt leben kann man in jedem Stand und jedem Beruf. Im 1.Brief an die Korinther schreibt Paulus: „Auch ich suche allen in allem entgegenzukommen; ich suche nicht meinen Nutzen, sondern den Nutzen aller, damit sie gerettet werden.“[9]

  • Die Rettung der Mitmenschen in dieser Zeit und in der Ewigkeit ist der wichtigste Handlungs- und Lebensimpuls für die Freunde Gottes, für die Jünger- und Jüngerinnen Jesu.

  • Die Frage, die wir uns daher Tag für Tag neu stellen werden, heißt: bin ich mir bewusst, daß ich ein verdanktes Leben habe und täglich von Gott, seiner Schöpfung und meinen Mitmenschen lebe?

  • Zacharias hat den Lobpreis, den auch wir heute zur Danksagung nach der heiligen Kommunion singen werden, angestimmt, weil er sich durch die Geburt des Johannes beschenkt wusste. Daraus ergeben sich für uns zwei Fragen:

2.1.1 Bin ich Gott dankbar für mein Leben?

  • Dankbar, dass er es gegeben hat und erhält? Noch mehr, dass er uns ewiges Leben, eine ewige Zukunft, die Fülle des Lebens in seinem Reich, in Aussicht stellt?

  • Die Konsequenz daraus ist, daß wir jeden Tag mit dem Danken beginnen:

  • Gott ich danke dir, daß ich lebe. Gott ich danke dir, daß mein Leben durch die von Jesus Christus erwirkte Erlösung voller Hoffnung ist.

  • Aus diesem Grund singt oder betet die Kirche jeden Tag bei der Laudes, dem kirchliche Morgengebet, den Lobgesang des Zacharias. Die zweite Frage lautet:

2.1.2 Bin ich dankbar gegenüber denen, die mich unter großer Mühe und Opfern erzogen, für mich gesorgt haben und noch sorgen?

  • Daraus ergibt sich als Konsequenz, dass wir unseren Eltern öfters unseren Dank sagen und zeigen, vor allem wenn sie alt und krank unsere Zuwendung besonders brauchen. Denn das 4. Gebot meint zuerst das Verhalten der erwachsenen Kinder zu ihren Eltern: „Ehre deinen Vater und deine Mutter, wie es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht hat, damit du lange lebst und es dir gut geht in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt.“[10]

  • Im Buch Jesus Sirach sagt einer von sich: „ Als ich jung und noch nicht unstet war, suchte ich eifrig die Weisheit.“[11] Wie lernbereit und wissbegierig sind doch Kinder! Wie notwendig brauchen sie Lehrer und Lehrerinnen, die nicht nur die Wissbegier der Kinder stillen, sondern mit großer Liebe und Zuwendung sie Weisheit des christlichen Glaubens lehren!

  • Die Schönheit der Weisheit Gottes wird uns durch Menschen vermittelt, darum fährt Jesus Sirach fort: „Sie kam zu mir in ihrer Schönheit und bis zuletzt will ich sie erstreben... Sie ist für mich zur Amme geworden; meinem Lehrer will ich danken.“[12]

  • Wir werden also auch unseren Lehrerinnen, Lehrern und Seelsorgern, und auch denen, die in Treue und Hingabe an unserer Seite sind und mit uns durchs Leben gehen, immer wieder danken.

2.2 Wie Johannes eine Lampe sein in der Finsternis.

  • Die schönste Lebensaufgabe ist die des Johannes: für andere wie eine Lampe sein, welche die Finsternis vertreibt, die Angst wegnimmt, den Weg bereitet für das Gute, für Jesus Christus, der das Licht der Welt ist. Wegbereiter des Lichtes und der Erlösung dürfen wir sein. Jeden Morgen werden wir uns daher dieser Lebensaufgabe neu stellen:
  • "Herr, liebe du heute in mir. Lass mich wie eine Lampe sein, die etwas von deiner Freundlichkeit, deinem Erbarmen, deiner Liebe ausstrahlt auf die Menschen, denen ich begegne." Das können die Kinder genauso wie die Erwachsenen, die Jugendlichen ebenso wie die Älteren.

3 Jeden Morgen neu

  • Gott wird das Wunder der inneren Erneuerung in uns wirken, wenn wir jeden Morgen neu vor seinem Angesicht unseren Lebensinhalt das Danken und unsere Lebensaufgabe Wegbereiter Jesu Christi, seiner Liebe und seines Lichtes zu sein, im Gebet ergreifen.

  • 1989 habe ich dazu ein kleines Gedicht, ein Lied verfasst. Es könnte auch für Sie Vorsatz und Wegweiser am Beginn eines Jeden Tages sein.

Jeden Morgen neu - fang ich an zu danken.
Jeden Morgen neu - will ich Wegbereiter sein.
Geh in Christi Liebe - ohne alles Wanken
zu den Menschen neu - nur mit Heilsgedanken.


[1] Weish 2,1
[2] Mt 11,11a
[3] Mt 11,11b
[4] Joh 5,35
[5] Mt 3,3
[6] ebd.
[7] Joh 3,30
[8] 1 Kor 7,12
[9] 1 Kor 10,33
[10] Dtn 5,16
[11] Sir 51,13
[12] Sir 51,14.17
 

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