Predigten
Übersicht2007 (C) OsterzeitVespergottesdienst am 2. Ostersonntag 2007 in St.Michael Neunkirchen
Vision und Auftrag1 Text Offb 1,9-20
Lesung aus der Offenbarung des Johannes Die Beauftragung des Johannes: 1,9-20
Ich, euer Bruder Johannes, der wie ihr bedrängt ist, der mit euch an der Königsherrschaft teilhat und mit euch in Jesus standhaft ausharrt, ich war auf der Insel Patmos um des Wortes Gottes willen und des Zeugnisses für Jesus.
Am Tag des Herrn wurde ich vom Geist ergriffen und hörte hinter mir eine Stimme, laut wie eine Posaune. Sie sprach: Schreib das, was du siehst, in ein Buch und schick es an die sieben Gemeinden: nach Ephesus, nach Smyrna, nach Pergamon, nach Thyatira, nach Sardes, nach Philadelphia und nach Laodizea.
Da wandte ich mich um, weil ich sehen wollte, wer zu mir sprach. Als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter und mitten unter den Leuchtern einen, der wie ein Mensch aussah; er war bekleidet mit einem Gewand, das bis auf die Füße reichte, und um die Brust trug er einen Gürtel aus Gold. Sein Haupt und seine Haare waren weiß wie weiße Wolle, leuchtend weiß wie Schnee, und seine Augen wie Feuerflammen; seine Beine glänzten wie Golderz, das im Schmelzofen glüht, und seine Stimme war wie das Rauschen von Wassermassen.
In seiner Rechten hielt er sieben Sterne und aus seinem Mund kam ein scharfes, zweischneidiges Schwert und sein Gesicht leuchtete wie die machtvoll strahlende Sonne.
Als ich ihn sah, fiel ich wie tot vor seinen Füßen nieder. Er aber legte seine rechte Hand auf mich und sagte: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, doch nun lebe ich in alle Ewigkeit, und ich habe die Schlüssel zum Tod und zur Unterwelt. Schreib auf, was du gesehen hast: was ist und was danach geschehen wird.
Der geheimnisvolle Sinn der sieben Sterne, die du auf meiner rechten Hand gesehen hast, und der sieben goldenen Leuchter ist: Die sieben Sterne sind die Engel der sieben Gemeinden und die sieben Leuchter sind die sieben Gemeinden. Homilie zu Offb 1,9-20 - In jeder Zeit steht der christliche Glaube in der Auseinandersetzung mit den Mächten dieser Welt, mit der Politik, dem Zeitgeist, mit der Moral einer ganz bestimmten Epoche. Jede Zeit braucht daher ihre Propheten, welche die geistigen Strömungen einer Epoche vom Evangelium her kritisch durchleuchten, und ihren Zeitgenossen den christlichen Weg aufzeigen. Ein solch prophetischer Christ ist Ende des 1 Jhts. nach Chr. der Verfasser der Apokalypse. Er hieß Johannes.
- Nach der einleitenden Selbstvorstellung Gottes lässt der prophetische Seher zur eigenen Legitimation seine Berufungsvision folgen. Johannes empfängt den prophetischen Auftrag, das, was er sieht, sieben Gemeinden zu schreiben. Es dürfte kein Zufall sein, dass sich in den sieben genannten Städten Kleinasiens die staatlichen Behörden fanden, denen die kleinen Gemeinden von Christusgläubigen besonders ausgeliefert waren.
- Prophetische Visionsberichte bedürfen mit ihrer Bilderwelt der Deutung. Einige Einzelzüge seien herausgegriffen: Der Titel »Menschensohn« wird in den Evangelien vielfach auf Jesus übertragen, um seine richterliche Kompetenz auszusagen. Das ist auch für den Visionär Johannes die entscheidende Sinnspitze. Die Beschreibung der Menschensohn-Gestalt mit einem bis zu den Füßen reichenden Gewand und der Umgürtung mit einem goldenen Gürtel versinnbildlicht seine Hoheit.
- Seine Macht aber sagt vor allem die Beschreibung seiner Rechten aus, denn das Siebengestirn ist das Symbol für die Weltherrschaft. Damit überträgt Johannes die Funktion des Jahwe-All-herrschers auf Jesus. Das scheint für ihn die vorherrschende Frage zu sein: Wo liegt die Weltherrschaft - bei der imperialen römischen Macht oder beim biblischen Gott bzw. Christus?
- Indes - so triumphal der Apokalyptiker von Christus mit seiner göttlich-herrscherlichen Kompetenz spricht, so zerbrechlich sieht er sich selbst. Es ist eine prophetische Erfahrung, sich dem Auftrag Gottes nicht gewachsen zu fühlen."Als ich ihn sah, fiel ich wie tot vor seinen Füßen nieder."
- Ebenso übermächtig ist aber auch die Überwindung des menschlichen Vorbehalts durch Gott. Er beginnt mit dem Ruf: "Fürchte dich nicht!" Dem scheinbar Toten ruft der Auferstandene seinen eigenen Weg ins Gedächtnis: » Ich war tot, doch nun lebe ich in alle Ewigkeit, und ich habe die Schlüssel zum Tod und zur Unterwelt.« und: »Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige«.
- In ganz anderer Situation fühlen auch wir uns mitunter überfordert im Beruf, im Umgang mit unseren Nächsten, in der Vermittlung und Weitergabe des Glaubens. Da haben wir oft einen schweren Stand: Johannes gibt uns die Erfahrung weiter, dass der Glaube an den Menschensohn Jesus allen Kleinmut überwindet und Berge versetzen kann.
1 Quelle: Freitag, 11. Oktober 2002 Mit der Bibel durch das Jahr S.284
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