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Predigten

5.Sonntag im Jahreskreis (B)

'..da wich das Fieber von ihr.' Mk 1,31
"..da wich das Fieber von ihr." Mk 1,31
Jesus und die Kranken.[1]

1.0 Worte und Taten sind wichtig

Nicht nur die Worte, die ein Mensch spricht, sind wichtig, sondern auch seine Taten, sie sprechen für sich.
Ja, die Worte bewahrheiten sich in den Taten. Das heutige Evangelium zeigt uns nicht den redenden sondern den handelnden Jesus. In drei Kurzberichten steht der handelnde Jesus vor uns. Wir wollen uns heute den ersten näher anschauen.
1.1 Jesus kommt mit seinen Jüngern gerade aus der Synagoge, aus dem Gottesdienst. Dort haben seine Jünger erlebt, wie er mit göttlicher Vollmacht redend seine Hörer faszinierte, so dass sie außer sich gerieten. Wie er einen Menschen, der nicht Herr seiner selbst, sondern besessen war, befreit und zu einem neuen Selbstsein führte.
1.1.1 Jetzt geht er mit seinen Jüngern in das Haus des Simon und Andreas. dort wird er mit den familiären Problemen des Petrus konfrontiert. Die Schwiegermutter des Petrus liegt mit Fieber im Bett. Sie ist ernsthaft krank. Die Sorge um sie bewegt die Angehörigen. Sie sprechen mit Jesus darüber. Man kann mit Jesus über solche Sorgen sprechen. Und er nimmt sich solcher Sorgen an. Er geht zu ihr, fasst sie bei der Hand und richtet sie auf. Er kümmert sich also ganz persönlich um solche Menschen. Und der Erfolg dieses Sich-Kümmerns wird mit dem kurzen Satz festgestellt: „Da wich das Fieber von ihr und sie bediente sie.“

1.2 Jesus wendet sich der Kranken zu

Beachten wir, was da in großer Kürze und Aussagekraft gesagt wird: „Und er ging zu ihr, fasste sie an der Hand und richtete sie auf.“ Jesus handelt heute in und durch seine Jünger, durch uns. Auch wir müssen wie die Jünger damals mit Jesus über unsere Kranken sprechen und dieses muss dazu führen, dass wir wie er handeln.

1.2.1 Es heißt: „Er ging zu ihr." Das bedeutet, dass wir nicht nur mit ihm über unsere Kranken reden, sondern wie er zu ihnen gehen und sie nicht allein lassen. Unsere Kranken brauchen unsere besondere Aufmerksamkeit und Sorge.
Es heißt weiter: „er fasste sie bei der Hand.“ Das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Die leibhaftige Nähe und Verbindung ist in den Tagen der Krankheit besonders wichtig Wenn wir die Hand eines Kranken halten, dann spürt er unsere Zuwendung und Liebe Und das tröstet ihn, gibt ihm Kraft.
Und darum heißt es weiter "Und er richtete sie auf." Es ist wichtig, dass wir unseren Kranken Mut machen. Es ist nicht damit getan, mehr oder weniger überzeugend, vielleicht zweifelnd zu sagen, "Es wird schon wieder", sondern „Wir wollen alles tun, damit es wieder wird.“

1.2.2 Was sind die Konsequenzen für unser Verhalten?
Das heißt, dass wir bei ernsten oder undurchsichtigen Erkrankungen sofort den Arzt verständigen und nicht auf eigene Faust herumdoktern.
Das heißt zweitens, dass wir etwas für das seelische Gleichgewicht unserer Kranken tun, denn dieses ist für jeden Genesungsprozess von entscheidender Bedeutung.
Neben der liebevollen Zuwendung und Nähe gehört wesentlich dazu, dass wir mit unseren Kranken beten. Wenn wir es uns nicht zutrauen, mit eigenen Worten aus der Situation heraus zu beten, bietet uns das Gotteslob in den Kapiteln 10 -12 eine gute Auswahl Auch eine Reihe von Psalmen, ebenfalls im Gotteslob zu finden, eignen sich sehr gut. Im Miteinander-Beten wird die heilende und rettende Nähe des Herrn besonders erfahrbar. Dafür steht die Verheißung des Herrn "Wo zwei oder drei in meinem Namen beisammen sind, da bin ich mitten unter ihnen."
Eine alte allein stehende Frau sagte einmal zu ihrer Hausärztin 'Gel, Frau Doktor, wenn's mit mir einmal zu Ende geht, dann beten Sie mit mir.'

Den Kranken aufrichten bedeutet aber auch, dass wir uns bei Kranken, die nur einen losen Kontakt mit der Kirche haben und nicht besonders religiös sind, um einen Besuch des Seelsorgers kümmern und diesen vermitteln. Es ist immer wieder bestürzend, dass sich Angehörige nach dem Tod eines Familienangehörigen beschweren, der Pfarrer oder der Kaplan, habe diesen Kranken nicht besucht. Die Priester sind nicht allwissend. Es wäre zu allererst die Pflicht der Angehörigen, den Priester zu verständigen. Es ist ein großer Irrtum zu meinen, der Kranke könnte sich aufregen oder Angst bekommen, dass er sterben müsse. Müsste es nicht das Anliegen eines jeden Christen sein, alles zu tun, dass der Kranke sich Gott und Jesus zuwendet?
Für jedes Krankenhaus ist ein Seelsorger zuständig. Wird jemand ins Krankenhaus eingeliefert, so ist es ein wichtiger Liebesdienst, den Krankenhaus-Seelsorger zu bitten, bei ihm vorbeizuschauen, oder wenigstens an der Pforte, diese Bitte zu stellen.

Bei gläubigen, mit der Kirche lebenden Menschen bedeutet das, dass wir darauf achten, dass der Kranke rechtzeitig die heilige Krankensalbung und Kommunion empfängt, so dass er dies auch innerlich vollziehen kann. Es heißt nicht von ungefähr im Ritus der Krankensalbung: 'Das Gebet des Glaubens wird den Kranken aufrichten.' Wie oft habe ich schon erlebt, dass sich nach der rechtzeitigen, und gläubig empfangenen Krankensalbung der Zustand des Patienten gebessert hat, ja dass er wieder gesund geworden ist.
Und es ist eine gute Entwicklung, dass bei den Krankengottesdiensten im Advent und in der Fastenzeit jedes Mal 40 bis 50 ältere und kranke Gemeindeglieder das Sakrament der Kranken empfangen. Sie stellen sich darauf ein, mit Christus ihre Krankheiten zu tragen; in seiner Kraft sich neu zu erheben oder wie er gehorsam bis zum Tod zu werden. Es ist jedes Mal eine bewegende Stunde, wenn wir das Sakrament der Kranken so vielen Gemeindegliedern spenden dürfen. Bedenken wir:
Der Priester ist kein Todesengel, sondern ein Diener Jesu Christi, der gerade den Kranken Heil und Leben schenken will.

1.3 Besonders wichtig ist, dass der Kranke mit Gott und seinen Mitmenschen in Ordnung ist.

Ich will das an einem Beispiel zeigen, das ich als Pfarrer in Münchberg, erlebte. Die Begebenheit ist so wichtig und aussagekräftig, dass sie immer wieder erzählt werden muss. Die betroffene Frau hat mir damals ausdrücklich die Erlaubnis gegeben, davon zu sprechen.
Es war vor mehr als 25 Jahren um diese Jahreszeit. Ich war mehrere Wochen über wegen einer Grippe nicht mehr ins Krankenhaus gekommen, welches ich zu betreuen hatte. An jenem Freitagnachmittag machte ich wieder meine Routinebesuche. Gegen 18 Uhr machte ich mich auf den Weg nach Hause.
Ich war müde und ging an der gynäkologischen Abteilung vorbei. An der Ausgangstür angekommen, war es mir als sollte ich umkehren. Ach, ich gehe doch noch geschwind in die Gynäkologische Abteilung und frage die Schwester, ob es etwas Besonderes gibt. Als die Stationsschwester mich erblickte, kam sie auf mich zu und sagte "Gott sei Dank, dass sie kommen, wir haben eine Patientin hier, der geht es sehr schlecht. Sie hat hohes Fieber, das wir nicht in Griff bekommen. Die Eigenabwehr ist zusammengebrochen. Penicillin hilft nicht mehr. Sie wird wohl sterben müssen."
Ich ging ins Zimmer. Ich kannte die Frau. Sie war früher auf dieser Station als Krankenschwester tätig. Sie freute sich, als sie mich sah. Auch ihr Mann war da. Sie stammte aus Polen. Wir sprachen über Papst Johannes Paul II. Ich hatte ein Bild von ihm dabei. Ich gab es ihr. Sie strahlte.
Da ich sie ja auf das Sterben vorbereiten sollte, fragte ich sie gegen Ende meines Besuches, ob ich ihr die Heilige Kommunion bringen dürfte. Sie nahm meine Hand und sagte ganz traurig: Ach, Herr Pfarrer, gerne, aber es geht nicht. Ich bin nämlich nicht kirchlich getraut.
Auf dem Rückzug der Wehrmacht hatte sie 1944 in Polen standesamtlich einen deutschen Offizier geheiratet. Zu einer kirchlichen Trauung war es dann nicht mehr gekommen. Inzwischen waren die Kinder groß und die Enkel waren schon zur ersten heiligen Kommunion.
Nachdem ich festgestellt hatte, dass der Eheschließung vor Gott nichts im Wege stand, sagte ich, da es ja ilig war: Ich komme morgen früh. Wir bringen ihre Ehe in Ordnung. Sie können dann beichten. Ich spende ihnen die Krankensalbung und die heilige Kommunion und dann können Sie ganz ruhig und gelassen sein. Freudig stimmte sie zu und auch ihr Mann war einverstanden.
Am Samstag früh ging ich wieder ins Krankenhaus, sie schlossen jetzt auch ihre Ehe vor Gott, die Frau beichtete, empfing die hl. Krankensalbung und die hl. Kommunion. Sie war sehr glücklich.
Auf dem Gang legte ich dem Mann noch ans Herz, er solle darauf dringen, dass seine Frau auf die immunologische Abteilung der Universitätsklinik in Erlangen komme, wenn sich ihr Zustand nicht bessere.
Am Montag rief ich im Krankenhaus an, um mich nach dem Befinden der Frau zu erkundigten. Die Stationsschwester war außer sich. „Stellen sie sich vor,“ sagte sie zu mir "Sie ist seit gestern Abend fieberfrei. Sie waren unsere Rettung."
Ich wollte die Frau eigentlich auf das Sterben vorbereiten Der Herr hatte mich rechtzeitig zu ihr geführt. Ich habe nur getan, wozu ich gesandt und geweiht bin. Der Herr aber hat die Frau geheilt an Leib und Seele. Als ihre Seele geheilt war, konnte der ganze Mensch wieder gesund werden. Wenige Tage später wurde die Frau aus dem Krankenhaus entlassen.

1.4 Christus heilt auch heute

Der Herr geht auch heute zu den Kranken und richtet sie auf. Uns benutzt er dabei als seine Werkzeuge. Ob wir uns dessen bewusst und dazu bereit sind?
Und der Herr wirkt bis heute durch seine Diener und Dienerinnen. Jürgen Fliege sagte im Sommer beim Evangelischen Kirchentag, er brauche keinen Papst. In der neusten Nummer der von ihm herausgegebenen Zeitschrift[2] bringt er unter dem Abschnitt HEILEN ein Bild des Papstes mit folgender Notiz:
Papst Benedikt ‑ ein Heiler? Millionen sahen zu, als beim Weltjugendtag im August 2005 in Köln Papst Be nedikt XVI. den krebskranken Viktor segnete. Heute hat der Sechsjährige keine lebensgefährlichen Krebszellen mehr. Die Ärzte fanden keine Erklärung für die schnelle Heilung.
Dass Viktor nach zwei Chemotherapien, die vor dem Papstbe such durchgeführt wurden, inzwischen genesen ist, führt Mutter Michaela in erster Linie auf die Arbeit der Ärzte zurück. Aber die Kraft für die Behandlung und den Glauben an ein gutes Ende habe ihr Sohn sicher durch die Begegnung mit dem Papst bekommen.

 

[1] Texte der Heiligen Schrift: L Ijob 7,1–4.6–7; 2. L 1Kor 9,16–19.22–23; Ev Mk 1,29–39
[2] Fliege, die Zeitschrift Nr. 2 Februar 2006 S. 56

 

 

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