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2006

Ansprache zum Gedenktag des hl. Papstes Leo des Großen bei der Laudes und Meßfeier in der Augustinuskapelle St. Michael Neunkirchen am Brand

HL. Leo DER GROSSE Papst, Kirchenlehrer in schwieriger Zeit

Die Kirche nennt Papst Leo I. den Großen. Das hat einsichtige Gründe. Von kristallener Klarheit sind Wort, Person und Werk, ein Gipfel des Papsttums in schwieriger Zeit, als das weströmische Reich untergegangen und die Stürme der Völkerwanderung Europa erschütterten. Wenn die Kirche einen der Ihren groß nennt, dann nicht im weltlichen Sinn. Vielmehr will sie damit zum Ausdruck bringen, dass durch diesen Menschen und Christen Gottes Größe, seine Weisheit und Liebe vor aller Welt offenbar geworden sind.

Von Leo haben Kirche und Papsttum, Glaube und Theologie, Kultur und Weltpolitik bedeutende Anregungen empfangen. Er starb am 10. November 461. Sein Grab ist in Sankt Peter, links von der Apsis.
Leo stammte aus Etrurien, der heutigen Toskana. Er wurde Archidiakon seines Vorgängers Cölestin l., hatte somit die Funktionen des heutigen Kardinalstaatssekretärs inne. Als er zum Bischof von Rom gewählt wurde, war er nicht in der Stadt anwesend. Er befand sich auf einer Legationsreise in Gallien. Am 29.September 440 wurde er geweiht. 21 Jahre lang war er Bischof von Rom und Papst.
Seine Hauptsorge war der Glaube. Schon als Archidiakon hatte er den Abt Kassian veranlasst, seine Schrift "De incarnatione Domini - Über die Menschwerdung des Herrn" zu schreiben. Die Inkarnationslehre - die Lehre von der Menschwerdung Gottes - wurde für Papst Leo der große Auftrag.

Gegen Irrlehren im Osten wie im Westen musste er ankämpfen. Auf den Konzilen ging stürmisch zu. Nach dem peinlichen Zwischenspiel der sog. "Räubersynode", wie Leo die 449 in Ephesus stattgefundene Synode nannte, wußte er das kirchendiplomatische Kunststück zu vollbringen, dass Kaiserin Pulcheria und ihr Gemahl Makrian der Einberufung des Konzils in Chalkedon 451 zustimmten. Das Konzil von Chalcedon entschied den lange und erbittert geführten Streit um das Verhältnis zwischen der göttlichen und der menschlichen Natur in Jesus Christus.

Hören wir den wichtigsten Abschnitt des Konzilsbeschlusses: "In der Nachfolge der heiligen Väter also lehren wir alle übereinstimmend, unseren Herrn Jesus Christus als ein und denselben Sohn zu bekennen: derselbe ist vollkommen in der Gottheit und derselbe ist vollkommen in der Menschheit: derselbe ist wahrhaft Gott und wahrhaft Mensch aus vernunftbegabter Seele und Leib; derselbe ist der Gottheit nach dem Vater wesensgleich und der Menschheit nach uns wesensgleich, in allem uns gleich außer der Sünde; derselbe wurde einerseits der Gottheit nach vor den Zeiten aus dem Vater gezeugt, andererseits der Menschheit nach in den letzten Tagen unsertwegen und um unseres Heiles willen aus Maria, der Jungfrau (und) Gottesgebärerin, geboren; ein und derselbe ist Christus, der einziggeborene Sohn und Herr, der in zwei Naturen unvermischt, unveränderlich, ungetrennt und unteilbar erkannt wird..."

Leo richtete an den Konstantinopler Patriarchen Flavian den berühmten "Tomus Leonis", ein Sendschreiben, das vom Konzil gebilligt wurde mit dem Ruf: "Petrus hat durch Leo gesprochen!"

Mit gleicher Energie wandte sich Leo gegen die Priscillianer in Spanien. Sie verlangten einerseits eine strenge Askese für Priester und Laien, forderten und wollten die Kirche auf der Grundlage des Heiligen Geistes erneuern. In ihrem Denken aber standen sie den Manichäern nahe. Sie behaupteten eine Doppelnatur des Menschen, eine von Gott kommende und vom Bösen stammende. Nach katholischer Lehre ist der Mensch als ganzer von Gott nach seinem Bild geschaffen. (Gen 1,26) Er ist zwar vom Bösen angefochten, aber nicht von Naur aus verderbt.

Auch gegen den Pelagianismus musste Leo ankämpfen. Bei den Anhängern des Pelagius spielte die Gnade Gottes nur eine untergeordnete Rolle; Im Vordergrund steht das menschliche Bemühen. Katholische Lehre aber ist, dass uns Gott mit seiner Gnade zuvorkommt, und in dem zu ihm hin offenen Menschen "das Wollen und das Vollbringen bewirkt noch über unseren Willen hinaus." (Phil 2,13)
Leo musste außerdem in Italien den Kampf gegen den Manichäismus bestehen. In der manichäistischen Weltsicht stehen sich das göttliche Lichtreich und das Reich der Finsternis als Gegner gegenüber. Durch den Kampf zwischen diesen Mächten sind Teile des Lichts von der Finsternis gefangen und in der Welt eingeschlossen worden. Um das Licht zu befreien und wieder zum Reich Gottes hinzuzufügen, braucht es die „Auserwählten“. Sie vermeiden jegliche Verletzung des eingeschlossenen Lichtes bzw. Verlängerung seiner Gefangenschaft, indem sie keinen Geschlechtsverkehr haben und weder Menschen, Tiere, noch Pflanzen verletzen. Erlösung also durch das Bemühen des Menschen und nicht durch Jesus Christus. 2 Kor 5,18; Eph 2,13; Paulus bekennt im Phlipperbrief (4,19): "Mein Gott aber wird euch durch Christus Jesus alles, was ihr nötig habt, aus dem Reichtum seiner Herrlichkeit schenken."

Außerdem ordnete Leo die durch die Völkerwanderung instabil gewordenen kirchlichen Verhältnisse in Nordafrika, Gallien und Illyrien. Er lehnte die im can. 28 von Chalkedon vorgenommene Rangerhöhung des Konstantinopler Patriarchen über die Patriarchte von Alexandrien und Antiochien ab.

Von weltpolitischer Bedeutung war sein Auftreten gegen Attila in Mantua 452. Keine wunderbaren Erscheinungen, sondern der Eindruck der Persönlichkeit Leos veranlaßte Attila, sich mit seinen Hunnen über die Alpen zurückzuziehen. Ebenso verhandelte er 455 mit Geiserich, erreichte aber nur, daIs die Vandalen Rom von Brand und Mord verschonten. Was wir in der Laudes und im Psalm 94 gesungen haben, lebte Leo der Große: "Herr, hilf uns vor dem Bösen, das mächtig uns bedrängt. Wir aber bauen auf dein Wort."

Höhepunkt seiner Weltpolitik war wohl schon vorher 450 der Staatsbesuch Kaiser Valentinians III. mit Kaiserin Eudokia und Kaisermutter Galla Placidia in Rom, wobei der Kaiser dem heiligen Petrus huldigte und die Primatialgewalt reichsgesetzlich verankerte. Von der göttlichen Weisheit überzeugt und inspiriert gewann Leo auch den mächtigen Kaiser des öströmischen Reiches.

Leo hat uns etwa hundert Predigten hinterlassen, eine Sammlung von Briefen und Beiträge zur Liturgie. In allen leuchtet seine kristallklare Formulierung, seine liebenswürdige Redekunst. Predigend wird er zum Dichter, der im Gleichmaß der Verse des Cursus spricht. Wo man ihn studiert, erweist er sich als "der Große". "Wie schön ist es, dem Herrn zu danken," haben wir zum Psalm 92 gesungen. In seinen Predigten leuchtet dies immer wieder auf.
Hören wir in den Anfang seiner 5.Fastenpredigt im Dezember hinein, wie Himmlisches und Irdisches miteinander verbindet:
"Unter der Wirkung der erhabenen göttlichen Gnade wendet sich tagtäglich alles Sehnen der christlichen Herzen von der Welt dem Himmel zu. Ebenso genießt auch das irdische Leben des Menschen den Beistand seines Schöpfers und findet es an seiner Fürsorge eine Stütze. Spendet doch der auch zeitliche Güter, der ewige verheißt. Wie wir also in Erwartung der künftigen Glückseligkeit, der wir durch den Glauben entgegengehen, Gott zu Dank verpflichtet sind, weil er uns zum Genusse eines so herrlichen uns bereiteten Reiches emporführt, so müssen wir auch für den irdischen Segen, der uns im Verlaufe der einzelnen Jahre zuteil wird, Gott ehren und preisen."

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