Predigten
Übersicht2006Homilie zu Ijob 38.1.12-21; 40,3-5 am Herz-Jesu-Freitag und Gedenktag des hl.Bruno von Köln in Neunkirchen in der AugustinuskapelleSchweigend sich dem Geheimnis Gottes öffnen Homilie zu Ijob 38,1.12–21; 40,3–5;
Ijob ist angesichts der ihn alles nehmenden Schicksalschläge am Boden. Viele Fragen quälen ihn. Die ihn besuchenden Freunde verschärfen sein Problem. Ist sein Unglück Sündenschuld? Aber er hat doch immer nach Gottes willen gelebt. Ist Gott ein menschenferner Tyrann, der sich nicht um Gut und Böse kümmert? Ist alles Rechtsein und Rechttun sinnlos? Der wirkliche Gott, der ihm begegnet, zeigt sich als ein anderer denn jener, den er selber geglaubt hatte und zu kennen wähnte. Gott zeigt sich als das große Geheimnis des Menschen.
In eigener Sache ist sich Ijob seines Rechts so sicher, wie seiner Ohnmacht bewußt, es nicht durchsetzen zu können. Die Verteidiger Gottes fordert er auf zu schweigen. Er wendet sich selber an Gott: "Ruf, so will ich entgegnen. Oder ich red, du erwidre!"1
Die heutige Lesung enthält den Schluss des Ijobbuches. Jetzt stellt Gott dem Ijob Fragen: "Wer ist es, der den Ratschluss verdunkelt mit Gerede ohne Einsicht?" 2 In drei Frageformen fragt Gott ihn: "Weißt du?", "Wirkst du?", "Wer wirkt?" "Mit dem Allmächtigen will der Tadler rechten? Der Gott anklagt, antworte drauf!" 3 Da antwortet Ijob dem Herrn: "Siehe, ich bin zu gering. Was kann ich dir erwidern? Ich lege meine Hand auf meinen Mund. Einmal habe ich geredet, ich tu es nicht wieder; ein zweites Mal, doch nun nicht mehr!"4
Demütiges Schweigen vor dem Geheimnis Gottes ist also eine wichtige Haltung des Glaubenden. Das lehrt uns auch der Heilige Bruno. In der Regel der Kartäuser heißt es: "Unser Bemühen und unsere Berufung bestehen vornehmlich darin, im Schweigen und in der Einsamkeit Gott zu finden. Denn dort unterhalten sich der Herr und sein Diener häufig miteinander, wie jemand mit seinem Freund. Oft zieht dort das Wort Gottes die treue Seele an sich, der Bräutigam verbindet sich mit seiner Braut, Himmlisches wird dem Irdischen, Göttliches dem Menschlichen geeint. Doch zumeist ist es ein langer Weg, auf dem man durch dürre und wasserlose Gegend bis zum Quell des lebendigen Wassers pilgert."5
Der Film "Die Stille", die vor kurzem in manchen Kinos lief, hat dies eindrucksvoll gzeigt. Es gehört große Selbstlosigkeit dazu, sich der Stille auszusetzen und mit schweigender Offenheit vor Gott und vor Jesus zu sein. Bei der "Aussetzung des Allerheiligsten" setzt sich Christus uns aus. Es geht dabei nicht darum, dass wir viele Worte vor ihm machen, sondern dass wir uns IHM in offenem Schweigen anbetend aussetzen, damit er zu uns reden und seine sich erbarmende Liebe in uns einströmen kann. Das Geheimnis der Liebe Gottes, die in Jesus Mensch wurde, eröffnet sich zu allererst dem Menschen, der dem Herrn schwiegend seine Seele hinhält. "Alles anbetet und schweiget."6 Schweigend und anbetend steht der Mensch vor dem göttlichen Geheimnis und öffenet sich so der unendlichen Liebe, die in Jesus Mensch wurde.
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