Startseite | Predigten
Boxbild
  Druckversion   Seite versenden

Predigten

Ansprache am Gedenktag der hl. Gertrud von Nevilles

zu den Texten vom Freitag 3.Fastenwoche: L Gen 37,3–4.12–13a.17b–28; Ev Mt 21,33–43.45–46

 

Gott wirkt Gutes inmitten von Sünde und Schuld

Mord aus Habgier, versuchter Totschlag aus Eifersucht: Die beiden biblischen Lesungen legen die schwarzen Seiten menschlichen Lebens offen. Beide Geschichten sind Urgeschichten für vieles, was täglich über Fernsehen, Radio oder die Zeitung auf uns einströmt. Warum kann ein Mensch so grausam sein? Ist der Mensch an sich gut oder ist er schlecht? Sollte man nicht am Menschen verzweifeln? Die fränkischen Herrscher in der Zeit vor Pipin, dem Vater der heiligen Gertrud waren alles andere als von christlichem Geist durchdrungen. Mord und Totschlag, blutige Rache und Gewalttat waren an der Tagesordnung. Die fränkische Königin Brunhilde war deswegen gefürchtet. Pipin, der Vater der hl.Gertrud, sicher bestärkt durch seine später heiliggesprochene Frau, bereitete mit Gleichgesinnten dem schlimmen Wirken Brunhildes ein Ende.

Es gibt keine eindeutigen Antworten auf die Frage, warum Menschen Böses tun. Aber immer, wenn der Mensch sich selber zum Maß alles Dinge macht, wenn er statt Gott Götzen anbetet, vor allem den Götzen der Macht. dann ist er zu allem fähig.

Aber die jüdisch-christliche Tradition weiß, dass sie selbst die grausamen Abgründe des Lebens nicht verschweigen braucht. Der Kanon biblischer Geschichten holt sie in ihre Erzähltradition. Die Bibel zeigt, dass Gott hinter allem unmenschlichen Planen und Tun dennoch die Fäden in der Hand behält und für die auf ihn Vertrauenden alles zum Guten webt. So werden diese Unheilsgeschichten doch noch zu Gottes-Geschichten, ja zu Heilsgeschichten.. Nicht in dem Sinne, dass Gott hinter den fürchterlichen Ereignissen steht. Oder dass wir ihn anklagen können: Warum, Gott, lässt du so etwas zu? Vielmehr in der Hinsicht, dass Gott nichts im Menschenleben fremd ist. Trotz all dem, was der Mensch dem Menschen antutt bleibt Gott noch am Wirken.

Aus dem versuchten Totschlag in der Josefsgeschichte wird mit Gott eine Rettungsgeschichte: Josef kann Jahre später seine Familie vor dem Hungertod bewahren. Die Parabel von den brutalen Winzern spricht bildhaft vom Sterben Jesu Christi. Gott ist in allem Leiden und will, dass Leid zum Leben wird. Damit darf nicht schön geredet werden, wenn Menschen anderen Menschen an die Gurgel gehen. Aber die Botschaft unseres Gottes lässt uns wenigstens nicht allein, wenn wir diesen Erfahrungen gegenüberstehen. Gott verzweifelt nicht am Menschen.

Wie wir an der Familie der heiligen Gertrud sehen, kann Gott mitten im Unheil, Menschen durch seine Gnade erwecken, welche das Unheil beenden und selber für Garanten für eine heilvolle Gegenwart und Zukunft werden. Eine Familie von Heiligen kann die Geschichte vom Bösen zum Guten wenden. Gott wirkt Gutes inmitten von Sünde und Schuld.

 

HL. GERTRUD VON NIVELLES Abtissin (Lesung zur Laudes)

 

Gertrud mit dem Mäuslein am Stab, die Karolingerin voll Wissen und Weisheit

Würde man statt "Nivelles" den ursprünglichen Namen ihrer Abtei, "Nifels", gebrauchen, so merkte man eher, daß sie zu den deutschen, genauer umschrieben: zu den Brabanter Heiligen gehört.

Gertrud war die Tochter des fränkischen Hausmeiers Pipin des Älteren, gehört also zum karolingischen Geschlecht. Ihr Geburtsjahr ist 626. Pipin war der erste der karolingischen Hausmeier. Er wurde es 622 unter König Dagobert, nachdem er der Führer des fränkisch-austrasischen Adels gegen die Königin Brunhilde gewesen war.

Ihre Schwester war die heilige Äbtissin Begga. Ihre Mutter, die heilige Iduberga, hatte die Abtei Nifels gestiftet. Hier wurde Gertrud Klosterfrau und nach dem Tod ihrer Mutter Äbtissin. In ihrem Wirken verband sie, ähnlich den großen Frauen um Bonifatius, Bildung und Erziehung, den Glanz der christlichen Persönlichkeit und die Klarheit eines energischen Regimes zugunsten der Armen und der Bedrängten.

Man darf sagen: Sie ist das gerade Gegenteil der von ihrem Vater abgesetzten Königin Brunhilde. Besondere Aufmerksamkeit erweckt in ihrer religiösen Kultur die Tatsache ihrer hervorragenden Bibelkenntnis und ihres Interesses für die Liturgie. Sie ließ aus Rom liturgische Bücher kommen, begann also den historischen liturgischen Austausch zwischen gallikanischer und römischer Liturgie. Vielleicht war sie so wichtig für die Liturgiegeschichte wie drei Jahrhunderte früher Egeria, die Pilgerin in Jerusalem. Aus Irland ließ sie Mönche kommen, um den exegetischen Unterricht, also eine gute Auslegung der Heiligen Schrift zu gewährleisten.

Als Gertrud am 17. März 653 (oder 659) starb, war sie etwa dreißig Jahre alt. Aber sie lebte weiter in der Liebe des Volkes. Fünf heilige Frauen trugen ihren Namen und ihr Ideal. Unzählige Male wurden Mädchen zur Taufe auf den Namen Gertrud oder Gertraud getragen.

Humorvoll unterschied man sie von den anderen Gertruden mit dem Hinweis: "Gertrud mit dem Mäuschen am Stab". Sie ist ja die Helferin gegen die früher so schadenbringenden Ratten- und Mäuseplagen. Sie trägt die Spindel zum Zeichen ihres Verständnisses für die frauliche Arbeit. Sie bittet um Versöhnung und um Beilegung von Feindschaften. Von St. Gertrud geht eine Woge des Vertrauens aus. Ihr Grab im kostbaren Schrein ist in der Stiftskirche von Nifels.

 

 

===>> als PDF Datei herunterladen

Laudes-GD-Vorlage als PDF herunterladen