Startseite | Predigten
Boxbild
  Druckversion   Seite versenden

Predigten

Übersicht

2006

Ansprache am Fest Joachim und Anna 26.7. in der Heilig Grab Kapelle Neunkirchen a.B.

 Die erfüllten Verheissungen weiter geben
Väter und Mütter des Glaubens

Aus den beiden Schrifttexten kann man ableiten, dass die Eltern Mariens wohl noch zu den “Gerechten” des Alten Bundes zu zählen sind. Sie gehören zu den Vätern und Müttern im Glauben, deren Hoffnung nicht vergeht, sondern deren Glaubenszeugnis und Weisheit von ihren Nachkommen bewahrt werden.[1] Ihre Nachkommen, das sind nicht nur die eigenen Kinder, sondern das ist die Kirche, die ihr Andenken durch die Jahrhunderte lebendig hält, das sind wir, die ihrem Beispiel folgen. Die Menschen des ersten Bundes erwarteten den Messias und damit den Anbruch der Gottesherrschaft.
Die Verheißung, dass Gott seine Königsherrschaft über Israel und alle Völker der Erde errichten wird, haben sie als Hoffnung an ihre Nachkommen weitergegeben. So war Anna und Joachims Tochter Maria offen für den Anruf Gottes, dass durch sie der Messias Gottes in diese Welt eintreten und zu den Menschen kommen wird. Der Verkündigungsengel sagt zu Maria von dem Messiaskind, das sie gebären soll: "ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen." (Mt 1,21)
Weil im ersten Volk Gottes die an Jahwe Glaubenden diese Hoffnung durch alle Generationen weiter trugen, dass Gott sein Volk von seinen Sünden erlösen werde, wie es der Psalm 130,8 besingt, darum konnte Jesus Männer und Frauen in seine Nachfolge rufen und sie bis an die Enden der Erde senden, sein Evangelium zu verkünden.

Erben der Verheißung

Die auf Jesus hörenden und ihm folgenden Menschen, seine Jünger und Jüngerinnen seit 2000 Jahren, also wir, sind Erben dessen, was für die Gerechten des ersten Bundes, also auch für die Großeltern Jesu noch Verheißung und ersehnte Erfüllung war.
Wir, die wir nach Jesu Tod und Auferstehung Lebenden und Glaubenden werden selig gepriesen,[2] denn unsere Augen sehen, wie Gott in Jesus am Werke ist, und unsere Ohren hören, dass Gott uns von Ewigkeit her liebt und erwählt hat, und wir mit allem Segen seines Geistes durch Christus gesegnet sind.
Wir Heutigen sind gleichsam Nutznießer jener Gottesfürchtigen, die den Verheißungen Gottes trauend diese auf Hoffnung hin an ihre Kinder und Kindeskinder weitergaben. In Jesus dem Sohn Mariens, dem Enkel Joachims, dem Sohn Gottes hat sich die uralte Verheißung erfüllt: "Gott selbst wird kommen und euch erretten." Jes 35,4
Für uns heißt dies:

Nutznießer werden zu Investoren für das Reich Gottes

Das heutige Fest stellt uns vor die Frage: Werden wir von schöpferischer Unruhe, von hoffnungsvoller Vorfreude, von Leidenschaft für das “Reich Gottes” bewegt – oder sind wir in unserem Glauben sesshaft geworden? Leben wir rückwärtsgewandt ganz den alten Traditionen, ohne Gott zuzutrauen, dass er aus dem Alten, dem Guten und dem Unzulänglichen, aus Fragmenten und sogar aus Trümmern etwas ganz Neues schaffen kann?
Sind wir wirklich davon überzeugt, dass Jesus, der Messias, in unserer Welt wirkt durch seinen Geist und dass er die Schöpfung zur Vollendung führen wird, wie er gesagt hat? Dann sollte sich dieser zuversichtliche Glaube auch in unserem Tun und Handeln ausdrücken! Unsere Kinder und Enkel und all unsere Zeitgenossen warten auf unser Glaubens- und Lebenszeugnis, dass wir von Gott geliebt Erlöste sind.
Wir sind Erben der Verheißungen Gottes. Wir sind Nutznießer der Gerechten des Alten Bundes und des Glaubens, der Hoffung und Zuversicht unser Väter und Mütter, Großväter und Großmütter. Aus Erben und Nutznießer müssen Investoren für werden. Wir werden daher alles einsetzen, damit die Sache Jesu vorankommt: unser Gebet, unseren Glaubenseifer, der Gott die Ehre gibt; unser persönliches Glaubens- und Lebenszeugnis, unseren Besitz und unser Geld.
Denn Gott will durch Jesus Christus sein Reich, das Reich der Wahrheit und des Friedens, der Gerechtigkeit und der Liebe aufrichten. Er will in seiner Welt mit seiner schöpferischen Liebe regieren. So helfen wir mit, dass die Mächte der Finsternis nicht überhand nehmen. Wenn Gott in jedem von uns regiert, dann wird die mutige Investition unseres Glaubens, unserer Hoffnung und unserer Liebe, mithelfen, dass die kommenden Generationen den Verheißungen Gottes trauen.


[1] Lesung Sir 44, 1.10-15
[2] Evang Mt 13, 16-17