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Predigten

Fastenpredigt am 3. Do. der österlichen Bußzeit Neunkirchen St. Michael

Das Gott wohlgefällige Opfer

1. Erwählung und Antwort

Die Erwählung durch Gott gründet in der Freiheit der Liebe Gottes. Wer erwählt ist, kann sich deswegen nicht rühmen oder gar Privilegien für sich daraus ableiten. Er wird vielmehr mit ganzer Kraft versuchen, auf die Erwählung durch Gott mit Liebe und Hingabe zu antworten.

Es ist ein großes Geschenk im Leben, wenn einer um das Woher, Wozu und Wohin seines Lebens weiß. Das Volk Israel wusste um sein Woher. Es verstand sich immer als Erstling des Heilswirkens Gottes. Daran erinnert der Prophet Jeremia: "Heilig war Israel dem Herrn, ein Erstling der Ernte Gottes." (Jer 2,3)

Zeichen, dass sie dies wissen und dankbar annehmen, war die Erfüllung des Auftrags, die Erstlinge darzubringen, d.h. das Erste und Beste, gleichsam die Handelsklasse l A von den Erträgen und Ernten nicht selbst zu verbrauchen und zu essen, sondern Gott zu übergeben.
Im Buch Genesis wird dies an der Beispiel Erzählung von Kain und Abel dramatisch geschildert.

2. Die Beispielerzählung von Kain und Abel

sollte immer wieder aufmerksam machen, wie wichtig dieses Thema ist. Kain und Abel verehren den gleichen Gott, feiern denselben Gottesdienst. Und doch verwirft Gott das Opfer des Kains, das des Abels nimmt er an. Handelt Gott willkürlich oder steckt dahinter etwas anderes, etwas was mit uns Menschen, mit unserer inneren Einstellung zu tun hat?

Nach jüdischer Auffassung hat das Verhalten Gottes seinen Grund darin, dass Abel Gott die Erstlinge seiner Lämmer und das kostbare Fett, das zur Lichterzeugung dient, darbringt. Wir wissen, in welch enger Beziehung die Nomaden zu ihren Tieren stehen. Sie sind gleichsam die Grundlage ihrer irdischen Existenz. Abel brachte im Opfern der Erstlinge seiner Lämmer seine ganze Existenz, sich selber Gott dar.

3. Nur wenn einer sich selber darbringt, gefällt Gott sein Opfer

Von Kain sagt dieselbe jüdische Tradition, dass dieser erst seine Mahlzeit aß. Nachdem er seinen Appetit gestillt hatte, opferte er Gott, das was übrig war. Gott will nicht unseren Abfall, sondern unser Bestes. "Denn jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von ihm." (Jak 1,17) Qualitatives Fasten nennt man dies. Wenn ich faste darf es nicht zuerst darum gehen, dass ich abspecke und nachher das Ersparte wieder für mich verwende, sondern dass ich das Ersparte Gott für die Menschen gebe, die unsere Hilfe dringend brauchen. Was will Gott von uns?

3.1 Er will die erste Stunde unseres Tages.

der Psalm 5,4 bringt diese Haltung zum Ausdruck: "Herr, am Morgen hörst du mein Rufen. am Morgen rüst ich das Opfer zu, halte Ausschau nach dir." Für eine solche Gemeinschaft, die das lebt, ist Gott ganz da, wie der Psalm 46 bezeugt: "Gott ist in ihrer Mitte, darum wird sie niemals wanken. Gott hilft ihr, wenn der Morgen anbricht." (Ps 46,6)
Die Kirche stellt daher an den Beginn des Tages im Stundengebet, die Laudes, das Morgenlob. Damit dies im Bewusstsein unserer Gemeinde lebendig bleibt, singen oder beten wir immer am Freitag zu Beginn der Messfeier die Laudes. Wer will kann die Laudes jeden Morgen um 7.00 in Radio Horeb hören. Es gibt inzwischen auch viele Laien, die das Stundengebet der Kirche beten.
Die Kirche weiß mit dem ersten Gottesvolk und mit Jesus, welche Kraft aus dem Lob Gottes am Morgen für den ganzen Tag kommt: Im Psalm 59 wird es besungen: "Aber ich will deine Macht besingen, will über deine Huld jubeln am Morgen. Denn du bist eine Burg für mich, bist meine Zuflucht am Tage der Not." (Ps 59,17)

3.2 Gott will, dass unser Tag ihm gehört

Dreimal läutet täglich die Gebetsglocke und erinnert uns daran: In der Frühe, um die Mittagsstunde und am Abend. Der Psalm 50 bekennt, dass Gott einen solchen Menschen hört und sich zu ihm niederbeugt, ihn befreit und sein Leben in Sicherheit bringt (Ps 55,19f.) Tiefverwurzelt ist im Volke Gottes das Wissen, dass der Tag durch das Gebet, durch das Aufschauen und Rufen zum Herrn, geprägt sein soll. Darum folgen wir dem Beispiel des Psalmisten, der betet: "Am Abend, am Morgen, am Mittag seufze ich und stöhne; er hört mein Klagen." (Ps 55,18) In der Messfeier setzt sich dies fort.

3.3 Bei der Gabenbereitung will Gott uns selber.

und nicht nur ein Lied oder ein Geldstück. Beides kann Ausdruck dafür sein, dass wir ihm gehören wollen. Aber wichtig ist, dass wir dies auch bewusst vollziehen: Ich will heute, diese Woche, dir gehören. Meine Freude und meinen Schmerz, meine Erfolge und Sorgen weihe ich dir.

Im Römischen Hochgebet, das ich heute sprechen werde, wird nach der Wandlung bei der Darbringung des Opfers Christi diese Linie von Abel über Abraham und Melchisedek zu Jesus aufgezeigt.

3.4 Immer geht es um die Selbsthingabe,

um die Bereitschaft, Gott das Beste von sich selber zu geben. Dies gipfelt in der Aussage Jesu am Jakobsbrunnen. Die mit Nahrung aus der Stadt zurückkommenden Jünger wundern sich, dass er mit dieser zweifelhaften Frau redet.
Während sie ans Essen denken, spricht er von der Speise, die sie nicht kennen. (Joh 4,32) Für ihn ist es wichtig, den Willen Gottes zu erkennen und ihm gegen alle Vorurteile zu folgen. Eben gegen jede Konvention dieser übel beleumundeten Frau, den Weg des Heiles zu zeigen. Und er bekennt: "Meine Speise ist es den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat, und sein Werk zu Ende zu führen." (Joh 4,34)

Das Werk der Erlösung, das Gott begonnen hat, kann nur Christus Jesus zu Ende führen, der ganz für Gott offen ist und sein Bestes für ihn hergibt.

Darum bekennen wir Jesus Christus als unseren Erlöser, als "den Urheber und Vollender des Glaubens; er hat angesichts der vor ihm liegenden Freude das Kreuz auf sich genommen, ohne auf die Schande zu achten, und sich zur Rechten von Gottes Thron gesetzt." (Hebr 12,2)

Nur diese uns von Jesus vorgelebte Gott geschuldete Großzügigkeit bewahrt uns vor der Sünde, vor dem Sich Absondern vom Bruder, von der Schwester; vor der Sünde, die nicht nur vor der Tür Kains, sondern auch unseres Herzens lauert.