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2006

Homilie zu Mk 9,2-20 am Fest der Verkläsung des Herrn
auf dem Jakobsweg in Pamplona

Auf ihn sollt ihr hören!

Interessante Zusammenhänge

Wer die Geschichte von der Verklärung des Herrn im Markus Evangelium aufschlägt, entdeckt interessante Zusammenhänge. Auf dem Weg nach Jerusalem kündet Jesus dreimal seinen Jüngern an, daß er leiden, sterben und auferstehen werde. Die Jünger sind irritiert. Petrus stellt sich Jesus sogar in den Weg. Der Weg der Nachfolge beinhaltet also auch Leiden und Tod.

Weil die Jünger seine Ankündigungen nicht verstehen und verkraften, nimmt Jesus sie mit auf den Berg Tabor. Weil sie seine Worte nicht verstehen, sollen sie zeichenhaft erleben, wohin sein Weg führt. Für einen kurzen Moment dürfen sie etwas von der Herrlichkeit des Auferstandenen erahnen, dann müssen sie wieder herunter vom Berg und mit Jesus den Leidensweg nach Jerusalem antreten. Erst nach Ostern werden sie wirklich begreifen, was sie dort oben erlebt haben.

Auch unser Leben gleicht manchmal dem Weg nach Jerusalem.

Vieles kommt über uns, das wir nicht verstehen. Viele Wege unseres Lebens sind Sackgassen oder Umwege. Vieles bleibt dunkel und geheimnisvoll. Zwischen Verklärung und Ostern lag der Weg der Jünger, zwischen der Verklärung des Herrn und unserem eigenen Ostern liegt auch unser Weg. Auch wir werden erst nach unserem Ostern alles wirklich begreifen.

Was hilft uns, diesen unseren Lebensweg trotzdem zuversichtlich zu gehen?

Der Weg der Santiago Pilger begann mit dem Blick auf ein großes Ziel, das Grab des Apostels Jakobus, des Herrenbruders, also eines nahen Verwandten Jesus. Zugleich war er der Vorsteher der Jerusalemer Urgemeinde und starb dort als erster der Apostel den Märtyrertod durch Enthauptung.

Wie seine Gebeine nach Santiago kamen, ist ein Rätsel. Vielleicht haben aus dem Heiligen Land geflohene Christen nach der Zerstörung Jerusalems seine Gebeine mitgenommen, um so den Apostel bei sich zu haben. Vielleicht sind tatsächlich in Galizien gestrandet, wo dann im 8. Jht. die Gebeine des Apostels entdeckt wurden. Dies geschah in einer Zeit als der Islam die christlich geprägten Länder in Nordafrika und Spanien in seine Gewalt brachte und der christliche Glaube immer mehr verschwand.

Wer sich zu Fuß, wie unsere Jakobspilger, auf den Weg zum Grab des Apostels macht, nimmt große Strapazen auf sich. Christian Bschirrer aus Neunkirchen ist im Jahr 2005 beladen mit seinem Rucksack den ganzen Weg  in knapp vier Monaten gegangen. Es geht dabei nicht nur um einen Weg nach innen, zum eigenen Selbst, sondern wie das Eingangsportal in Santiago zeigt: Durch den Apostel sollen die Pilger bei Christus ankommen, den Gott verherrlicht und zum Richter über Lebende und Tote gemacht hat.

Jede Wallfahrt der Christen macht deutlich, dass wir als Volk Gottes unterwegs sind. Auf diesem Weg ist uns Jesus zum Vater vorangegangen und zur Vollendung gelangt. Das hat uns das 2.Vat. Konzil neu bewusst gemacht.

Die Stimme des Vaters zeigt uns den Weg

Damit sind wir wieder beim Evangelium des heutigen Festes der Verklärung des Herrn. Es ist die Stimme aus der Wolke, die uns sagt: „Dies ist mein geliebter Sohn. Auf ihn sollt ihr hören!“

Und gleichsam als Bekräftigung treten Mose und Elija dazu. Sie vertreten den ersten Bund Gottes mit seinem Volk. Die Begebenheiten und Weisungen des Bundes stehen in den Büchern des Gesetzes und der Propheten. Den Ausdruck „Altes Testament“ haben erst wir Christen geprägt; Jesus spricht immer vom „Gesetz und den Propheten.“

Nach seiner Auferstehung erklärt er den Emmaus Jüngern, „ausgehend von Mose und allen Propheten, (Lk 24,27), dass alles so geschehen musste.“

Wenn Gott nun im Beisein von Mose und Elija sagt, daß Jesus sein geliebter Sohn ist, auf den wir hören sollen, dann heißt das: In Jesus hat sich die Verheißung des ersten Bundes erfüllt.

Auf ihn, so sagt uns die Stimme aus der Wolke, den verborgenen und doch nahen Gott  offenbarend, auf Jesus Christus sollen wir hören, wenn wir unseren Lebensweg im Tal gehen, das manchmal auch ein Tal der Tränen ist. Oder wenn der Weg steil und schwer wird. Auf ihn sollen wir hören, dann gelingt unser Leben, kommen wir ans Ziel. »Das Ziel ist der Weg« heißt der Titel eines der neusten Bücher über den Jakobsweg. Aber

Wir haben viele Ratgeber,

wir erhalten jeden Tag „gute“ Ratschläge. Wir hören auf Finanzfachleute, auf unseren Steuerberater, auf unseren Hausarzt, auf unseren Rechtsanwalt, auf unsere Diätassistentin. Auf allen Kanälen der Medien, werden uns tägliche viele Ratschläge erteilt. Manche schauen auf den Mondkalender und auf ihr Horoskop. Von überallher erhalten wir Tips, wie unser Leben gelingt. „Worauf sollen wir hören, sag uns worauf?“ singen wir Gott fragend in einem Lied. (Gl,623) Das Lied gibt die Antwort: „So viele Beweise, welcher ist richtig? So viele Reden! Ein Wort ist wahr!“

Welche Rolle spielt in der Flut der Worte Jesus, auf den wir hören sollen?

Jesus sollte Leben und Wort sollte unser erster Ratgeber sein.

Man mag vielleicht den Einwand bringen: „Die Apostel hatten es einfacher, sie haben ihn wirklich erlebt. Aber ich habe Jesus noch nie reden hören. Wann und wie spricht er denn zu mir?“ Doch, Jesus spricht auch heute noch zu uns, wenn auch nicht so direkt wie damals.

Wir hören ihn, wenn uns im Gottesdienst das „Wort des lebendigen Gottes“ und das „Evangelium unseres Herrn Jesus Christus“ verkündet wird. Dazu wurde jede Kirche errichtet, damit wir uns als Jüngerinnen und Jünger Jesu versammeln können, um sein Wort zu hören, seine Heilsgaben zu empfangen und durch ihn und mit ihm und in ihm Gott anzubeten.

Wir erleben ihn, wenn wir die Bibel zur Hand nehmen und uns von seinem Wort treffen lassen. Wir spüren seine Gegenwart in vielen Situationen unseres Alltags. Wenn wir nur offen sind für die Begegnung mit ihm. Wer ihm sein Herz auftut, wer bereit ist, die Weisung Jesu über alle andere Ratgeber zu stellen, dem werden auch im dunklen Tal des Lebens österliche Gifelerlebnisse aufblitzen.

Wenn wir jetzt mitten im Jahr dieses österliche Fest der Verklärung feiern, dann soll es uns daran erinnern, dass

wir selber unterwegs sind auf Ostern zu.

In der Auferstehung Christi ist uns das Leben in Fülle verheißen, das Leben in Herrlichkeit, das den Jüngern – und damit auch uns  auf dem Tabor ansatzweise enthüllt wurde. Und es soll uns wieder neu Anstoß sein, auf Jesus und sein Wort zu hören. „Auf ihn sollt ihr hören!“

Dieses Wort vom Berg sollte uns auf unserem Weg durch das Tal begleiten. Dann ist dieser Weg kein Weg ins Ungewisse. Sicher ist er oft ein Kreuzweg. Aber das ist er auch, wenn wir nicht an die Auferstehung glauben. Nur ohne diesen Glauben ist dieser Weg ohne Sinn und ohne rettende Aussicht.

Er, der von sich gesagt hat, er sei selber der Weg, die Wahrheit und das Leben, er geht diesen Weg mit uns. Es ist der Weg in die österliche Vollendung, in die ewige Verklärung mit Christus bei Gott, unserem Vater.

Bei dem, was wir hier im Hause Gottes und auf unserer Wallfahrt erfahren dürfen, können wir deshalb mit Recht singen: „die Herrlichkeit des Herr währet ewiglich.“

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