Startseite | Predigten
Boxbild
  Druckversion   Seite versenden

Predigten

Übesicht

2006

Homilie zu Psalm 145,1 am Fest des Heiligen Augustinus 28.8. in Neunkirchen

Gott loben - warum?[1]

Mit dem Loben ist es so eine Sache.

Ein Sprichwort sagt: Eigenes Lob stinkt, fremdes Lob klingt.
Manchmal vergessen wir einfach das Loben, weil wir zu sehr mit uns selber beschäftigt sind. Anderseits tut es gut, wenn uns jemand lobt. Es gefällt uns weniger oder ist uns zuwider, wenn wir getadelt werden. Und doch ist es für unser Werden und Wachsen nach innen wichtig, dass wir sowohl Lob als auch Kritik ernten.
Gelobt werden spornt an. Es kann aber auch eitel und überheblich machen. Und die nicht Gelobten können sich schnell neidisch oder frustriert abwenden.
Auch ist zu unterscheiden, zwischen echtem Lob und Lobhudelei. Der Lobhudelnde will sich bei dem Gelobten einschmeicheln und lieb Kind machen. Nur stolze Menschen fallen darauf rein.
Schon die Menschen der Antike wussten sehr wohl zu unterscheiden zwischen zu wenig und zu viel Lob. Euripides lässt in seinem Drama »Iphigenie in Aulis« Klytämnestra zu Achill sprechen:
„O Herrlichster! wie stell’ ich’s an, wie muss Ich reden, um zu sparsam nicht zu sein in deinem Preis, / und deine Gunst auch nicht durch mein ausschweifend Rühmen zu verscherzen? / Zu vieles Loben, weiß ich wohl, macht Dem, der edel denkt, den Lober nur zuwider.“

Hat Gott das Lob der Menschen nötig?

Für unseren 2. Pfarrpatron wurde es nach seiner Bekehrung ein Herzensbedürfnis Gott zu loben. Seine zu allen Zeiten viel gelesenen Bekenntnisse beginnen daher so:
„GROSS BIST DU, HERR, UND HOCH ZU LOBEN; GROSS IST DEINE  KRAFT UND OHNE MAßEN DEINE WEISHEIT.“
Sprachlich leitet sich das Wort lob von dem Eigenschaftswort lieb ab. zu loben ist zuerst, das was liebenswert, wertvoll ist, was geschätzt, vorzüglich ist. Die Hervorhebung des Vorzüglichen geschieht durch Sprache, durch musikalische Mittel und so wird daraus lobsingen, Lobgesang.
Nun weiß Augustinus sehr wohl, wie klein und gering unser menschliches Loben gegenüber dem Schöpfer des Alls ist. Darum fährt er fort: „Und der Mensch will dich loben, dieser geringe Teil deiner Schöpfung, der Mensch, der seine Sterblichkeit mit sich trägt, das Zeugnis seiner Sünde mit sich trägt, das Zeugnis dafür, dass du den Stolzen widerstehst: und dennoch will dich der Mensch loben, dieser geringe Teil deiner Schöpfung.“
Augustinus weiß, dass Gott zu seiner Größe und Vollkommenheit das Lob des Menschen nicht nötig hat. Unser Loben kann den Höchsten nicht größer machen, den Heiligen nicht heiliger, den Allbarmherzigen nicht barmherziger, den der Liebe ist nicht liebender. Aber warum soll der Mensch dann ihn loben?
In seinen Bekenntnissen zeigt Augustinus, dass Gott selber um unsretwillen uns zu seinem Lob antreibt; denn

Das Lob Gottes erquickt den Menschen

Darum spricht er am Anfang seiner Bekenntnisse zu Gott:
„Es ist dein Antrieb, dass dich zu loben erquickt, weil du uns zu dir hin erschaffen hast, und unser Herz kommt nicht zur Ruhe, bis es ruht in dir.“ Wer sich also nach der Ruhe und den Frieden des Herzen sehnt, der wird anfangen Gott zu loben.
Und so greift Augustinus zu dem großen Liederschatz Israels zu den Psalmen, die auch Jesus sang und betete und die das Gesangbuch der Kirche des Anfangs bis heute ist.
In einer groß angelegten Predigt in UTICA zum Psalm 145 spricht er in glühenden Worten über den Lobpreis Gottes. Er fing seine Predigt mit folgenden Worten an:
„WIR SEHNEN UNS DANACH, MIT EUCH GOTT ZU LOBEN.“ Ja, das Lob Gottes bekommt seine größte Kraft durch die Gott singend preisende Gemeinschaft, der an Ihn Glaubenden, auf IHN Hoffenden und IHN Liebenden.
Der Psalm 145 trägt die Überschrift »ein Loblied Davids«. Jesus kommt als Mensch aus David Geschlecht. Als solcher singt und betet er dieser Psalm. Da Jesus aber durch den Heiligen Geist auch der geliebte Sohn Gottes, »selbst aber unser König ist, der uns regiert und in sein Reich führt, kommt das Lob nicht nur aus Menschenmund, sondern auch aus seinem göttlichem Mund«. Darum meint Augustinus, lobe sich Gott im Psalm selbst.  „Um vom Menschen recht gelobt zu werden, hat sich Gott selbst gelobt. Und weil er sich gewürdigt hat, sich selbst zu loben, deshalb findet der Mensch, wie er ihn loben soll. Für Gott gilt nämlich nicht, was zum Menschen gesagt ist: »Ein andrer mag dich loben, nur nicht dein eigner Mund«.[2]“
In der Auslegung zur heutigen Ökumenischen Bibellese aus dem 1.Buch der Chronik (Lesung), wo David Gott lobend und preisend vor der in die Davidsstadt übertragenen Bundeslade tanzt, steht ein altes die Bedeutung des Lobes Gottes verdichtendes Sprichwort: „Loben zieht nach oben, danken schützt vor Wanken.“
Augustinus sagt es so: „Den zu lieben, den wir loben, fördert uns; wenn wir den Guten loben, werden wir selber besser. Und da er weiß, dass es uns fördert, wenn wir ihn lieben, macht er sich durch sein eigenes Lob liebenswert, das uns erklärt, warum er liebenswert ist. So ermuntert er unser Herz zu seinem Lob, mit seinem Geist erfüllt er seine Knechte, auf dass sie ihn loben.“
Wenn wir also Gott loben, ist sein Geist in uns am Werk, werden wir durch ihn verwandelt.
Also beginnt der Psalm 145 so:
„Ich will dich rühmen, mein Gott und König, und deinen Namen preisen immer und ewig;  ich will dich preisen Tag für Tag und deinen Namen loben immer und ewig.“
Seinen Namen wollen wir preisen. Er ist unser Gott und König, der gegenwärtig für uns da ist.
Nicht nur hie und da, sondern

»Tag für Tag« und »immer und ewig«.

Beides gehört zusammen. Augustinus sagt: „Also nicht nur für und für, sondern gleich von Ewigkeit zu Ewigkeit, das heißt für alle Zeiten. Zumindest beginne du hier schon zu loben, da du ihn für alle Zeiten loben sollst. Wer nicht in diesen Zeitläuften loben will, der wird verstummen, wenn die Ewigkeit kommt.“
Wenn wir jetzt Gott Tag für Tag, für und für loben, dann hat das eine große Bedeutung für unsere ewige Seligkeit. Darum mahnt Augustinus seine Zuhörer:„Lobe und preise also deinen Herrn und Gott Tag um Tag, damit, wenn die letzten Tage kommen und der eine Tag ohne Ende gekommen sein wird, sie von einem Lob in das andre wie von einer Kraft in die andre übergehen werden.“
Aber geht das überhaupt Gott Tag für Tag zu loben? Gibt es nicht Tage und Situationen, wo uns das Loben und Preisen vergeht, wo wir verstummen?  Augustinus sagt: „Es ist kein Wunder, wenn du an deinem frohen Tag Gott preisest. Was aber, wenn vielleicht ein trüber Tag anbricht, wie es im menschlichen Leben schon geht, wo es der Ärgernisse in Fülle gibt bei der Vielzahl an Versuchungen? Was dann, wenn dem Menschen Trübsal begegnet? Hörst du dann auf, Gott zu loben?“
Ja dann dürften wir die Worte des Psalms gar nicht in den Mund nehmen. Nimmt da der Psalmenbeter den Mund nicht doch zu voll. Augustinus kennt die Menschenseele nur zu gut. Darum sagt er: “Dann hat dein Gebet gelogen: „Tag um Tag will ich dich preisen, Herr.“ Wenn du aber nicht aufhörst, auch wenn es dir an einem trüben Tag schlimm zu ergehen scheint, wird es dir in deinem Gott gut sein…. Und was ist so gut wie dein Gott, von dem gesagt ist: „Niemand ist gut außer der eine Gott“ (Lk 18, 19)?
Auf Gottes Güte vertrauend dürfen wir uns ihm immer, in guten wie schlechten Tagen nahen; der Psalm 34.6 ermutigt uns dazu: „Blickt auf zu ihm, so wird euer Gesicht leuchten.“ Oder wie Augustinus übersetzt: „Nahet euch ihm, und ihr werdet erleuchtet werden.“
Natürlich dürfen wir in schweren Situationen, bevor Gott loben, ihn auch bitten, wie es im Psalm 80 mehrmals geschieht: „Lass dein Angesicht leuchten, dann ist uns geholfen.“ Ps 80,4.8.20 ich könnte aber auch beten: Ich preise dich Herr, dass du dein Angesicht über mir leuchten lässt und mir helfen wirst.

Auf Gott, das höchste Gut, ausgerichtet, wird in allen Sorgen, Schmerzen und Traurigkeiten die Freude wiederkehren, wie es Ps 37,4 uns nahe legt: „Freu dich innig am Herrn! Dann gibt er dir, was dein Herz begehrt.“ Augustinus schärft uns ein: „Sieh also zu, wie du dich Tag um Tag innig am Herrn freuen kannst, denn dein Gott entlässt dich nicht, auch wenn dir etwas Trübes begegnet.“ Mit dem Lob Gottes dürfen wir nicht sparen. Loben zieht nach oben, danken schützt vor Wanken. Darum darf jeder mit dem 1 Vers des Psalms 145 sprechen:

„Ich will dich rühmen, mein Gott und König,
und deinen Namen preisen immer und ewig;
ich will dich preisen Tag für Tag
und deinen Namen loben immer und ewig.“


[1] Schriftlesung: 1 Chr 4,7-12.23-28; Anwortgeang Ps 145, 1-10; Evang:
[2] Spr 27, 2

===>> zur Übersicht
===>> Bei Messfeier verwendete Bibeltexte
===>> Predigt als Pdf Datei ansehen oder herunterladen
===>> Gottesdienstvorlage ansehen oder herunterladen