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Predigten

Predigt am Ostermontag in St.Michael Neunkirchen

 

Osterleuchter und Evangeliar in St. Johanes Großenbuch
Osterleuchter und Evangeliar in St. Johanes Großenbuch
Auferstehung gemäss der Schrift

Auferstehung Jesu nur Wunschdenken?

Die älteste Osterpredigt des Petrus in der Lesung hörend könnten kritische Geister versucht sein, dem Apostel frommes Wunschdenken zu unterstellen: Was nicht sein darf, kann nicht sein. Weil es nicht sein darf, dass Leben und Werk Jesu durch den Tod am Kreuz zerstört ist, kann es mit ihm nicht aus sein.

Die Behauptung des Petrus, "denn es war unmöglich, dass Jesus vom Tod festgehalten wurde", klingt für genau hinhörende Menschen zunächst wenig überzeugend. Und doch wäre es zu kurz gedacht, so zu reagieren.

Für die Urkirche war die Auferstehung Jesu ein lange in der Heiligen Schrift vorhergesagtes Geschehen. Deshalb argumentiert der Apostel Petrus in seiner Pfingstpredigt mit der Heiligen Schrift für die Auferweckung Jesu.

Die Christusverkündigung des Petrus

Petrus versucht mit der Behauptung der Unmöglichkeit, dass Jesus vom Tod festgehalten wurde den Kernsatz seiner Christusverkündigung für die Zuhörer einsichtig zu machen. Dieser heißt: "Gott hat Jesus von den Wehen des Todes befreit und auferweckt.“ Befreiung von den Wehen des Todes meint: Jesus, der Christus, ist vom Verstrick- und Gefesseltsein an die Macht des Todes befreit.

Petrus lässt keinen Zweifel daran: Der von den Toten Auferweckte ist der, "den sie haben kreuzigen und töten lassen." Indem der Apostel den Tod Jesu in Verbindung mit dessen Auferweckung bringt, macht er das sich darin zeigende Heilshandeln Gottes sichtbar. Zugleich erinnert Petrus daran, dass Gott Jesus "vor ihnen beglaubigt hat durch machtvolle Taten, Wunder und Zeichen, die er durch ihn in ihrer Mitte getan hat, wie sie selbst wissen."[1] Sie haben also den "von Gott Beglaubigten" getötet.

In der prophetischen Tradition Israels stehend zeigt Petrus in seiner Pfingstpredigt wie schon David auf den Auferstandenen vorausschauend im Psalm 16 Gott als den Anteil seiner Getreuen preist. David in der Person des Messias sprechend preist den Herrn, ”der ihn beraten hat.“ (V 7) Auf sein Herz in der Nacht hörend und den Herrn beständig vor Augen habend, wird ihm die Erkenntnis zuteil: "Er steht mir zur Rechten, ich wanke nicht." (V 8) David sieht den Messias also als jemand, der ganz in der Gegenwart Gottes und vor seinem Angesicht lebt.

Genauso lebt und verhält sich auch der Nachkomme Davids Jesus von Nazareth. Auch er darf wie David sagen, in der Liebe Gottes ganz und gar geborgen zu sein; Darum legt ihm Petrus die Verse aus dem Psalm 16 mit Recht in den Mund und lässt Jesus zum Vater sprechen: "Denn du gibst mich nicht der Unterwelt preis; du lässt deinen Frommen das Grab nicht schauen." (V 10) Petrus betont ausdrücklich, dass David dies vorausschauend über die Auferstehung des Christus gesagt hat.

Wer so vor dem Angesicht Gottes lebt, dem zeigt Gott den Pfad zum Leben, zu einem Leben, dem kein Tod mehr etwas anhaben kann. Er wird vor dem Angesicht Gottes Freude in Fülle erfahren, eine Freude, die ihm nichts und niemand rauben kann.

Aber die letzten Dinge auch der Frommen scheinen anders zu sein. David und alle Frommen nach ihm sind gestorben. Auch Jesus ist gestorben. Ist etwa doch der Wunsch der Vater des Gedankens, bei Gott auch über dieses irdische Leben und über den Tod hinaus für immer geborgen zu sein? Keineswegs!

Das Evangelium der Augenzeugen

Petrus und die Urkirche waren ganz in den Texten des ersten Gottesvolkes in den Heiligen Schriften zuhause. Sie haben sie von Christus her neu gelesen und gedeutet. Von ihnen her beweist der Apostel die Auferstehung Jesu. Er kann dies glaubwürdig tun, weil er zu den von Gott erwählten Zeugen gehört, denen Jesus nach seiner Auferstehung erschienen ist. "Diesen Jesus hat Gott auferweckt. Dafür sind wie alle Zeugen."[2]

Weil Jesus Jahwe, den Gott Israels, den er seinen Vater nennt, immer vor Augen hatte, konnten die Worte des Psalms an ihm wahr werden: „Er steht mir zur Rechten, ich wanke nicht." So wird an Jesus sichtbar,

Worauf es auch in unserem Leben ankommt

Dass wir den Herrn, dessen Name Jahwe - der Ich-bin-da ist, beständig vor Augen haben. Da wir Gott aber nicht sehen können, ist er in Jesus Mensch geworden. In Jesus zeigt er uns sein menschliches Antlitz. Er, der GottMensch wandelte und wirkte auf unserer Erde. Und er starb unseren Tod; denn Gott hat ein Herz für den Menschen. Jesus ist einer von uns. (GL 552/2)

Er, der durch seine Auferstehung und Himmelfahrt ganz beim Gott zuhause ist, also zu seiner Rechten thront, kann daher auch immer und überall bei uns sein.

Immer wenn wir in der Heiligen Schrift lesen oder ihr Wort hören, tritt er unsichtbar an unsere Seite, um uns die Schrift aufzuschließen, wie er es nach seiner Auferstehung bei den Jüngern tat.

Freilich dazu bedarf es einer großen Wachheit. Schlafende Wächter und Zeugen im heutigen Evangelium sind jedenfalls keine glaubwürdigen Zeugen. Über einer Todesanzeige stand der Satz: "Die Menschen schlafen, und wenn sie sterben, erwachen sie." Gut wenn sie nach dem Sterben erwachen, besser wenn wir jetzt schon aufwachen und den Auferstanden erkennen und das neue Leben ergreifen, das er uns schenkt. Denn nur dann werden wir begreifen, was auch in einer anderen Todesanzeige stand: "Unser Glaube lehrt uns: Wir werden geboren, um zu sterben. Und wir sterben, um zu leben." Weil wir jetzt schon mit dem Auferstandenen leben, können wir auch glauben, dass wir sterben, um zu leben.

Die Frauen jedenfalls waren als erste nach dem Tod Jesu zum Leben erwacht. Eine Frau, Maria aus Magdala, war der erste Mensch, dem der Auferstandene erschien und damit seine erste Gesandte. Weshalb sie in der frühen Kirche auch Apostolin der Apostel genannt wird.

Die Liebe zu Jesus hatte sie und die anderen Frauen frühmorgens schon zum Grab Jesu getrieben. Vor der Liebe wach gerüttelt konnten sie am leeren Grab die Botschaft vernehmen, dass Jesus auferstanden ist. So sind Sie tatsächlich die ersten Boten, welche die Auferstehung Jesu verkünden.

Die Botschaft von der Auferstehung verändert das Leben

das Leben der Frauen um Jesus und das Leben seiner Jünger. In der Kraft des Heiligen Geistes bringen sie das Evangelium von der Auferstehung Jesu zu den Menschen. Von nichts und niemanden lassen sie sich aufhalten.

Wie aber sieht es mit uns nach Ostern aus? Mit dem Autor Michael Langer fragen wir uns:

"Was hat sich verändert in meinem Leben seit dieser großen Nacht? Gab es da nicht schon einmal Ostern in meinem Leben, oder gar schon mehrere Male?

Waren es nicht jene Wege ins Licht, immer dann, wenn ich von der Lüge in die Wahrheit, vom Streit in den Frieden, von der Depression zum Mut, von der Resignation zur Tat, vom Ich zum Du aufgestanden bin?

Und weiter: Klammere ich mich immer noch an das bisschen Prestige und Erfolg, an Wohlstand, Gesundheit und langes Leben?

Langsam entdecke ich die Gräber und Gefängnisse meines Herzens und meines eigenen Lebens, die Gitterstäbe, die mich einschließen und lähmen. Auch in diese Finsternis fällt das Licht des Auferstandenen, manchmal nur zaghaft, manchmal grell, explosionsartig, aufregend und belebend."[3]

Was wünsche ich uns allen zum Osterfest? O wenn doch auch wir mit dem Psalm 16 und mit Jesus sprechen könnten:

 

Ich habe den Herrn beständig vor Augen.
Er steht mir zur Rechten, ich wanke nicht.
Darum freut sich mein Herz und frohlockt meine Seele;
auch mein Leib wird wohnen in Sicherheit.
Denn du gibst mich nicht der Unterwelt preis;
du lässt deinen Frommen das Grab nicht schauen.
Du zeigst mir den Pfad zum Leben.
Vor deinem Angesicht herrscht Freude in Fülle,
zu deiner Rechten Wonne für alle Zeit.[4]

 

 

[1] Apg 2,22

[2] Apg 2,32

[3] Michael Langer, Erschienen in: K. Elija (Hg.), Lebensgesätze, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg.

[4] Ps 16,8-11