Erntedank
Inzwischen dürfte es sich
bei allen den Glauben praktizierenden Katholiken herumgesprochen haben, dass der ursprüngliche Name für die Heilige Messe
Eucharistie ist. Eucharistie aber
heißt nicht nur Dank sagen, sondern auch Dank bringen. Unser Dank
darf sich nicht nur auf schöne Worten beschränken, sondern muss sich auch in Taten der Liebe zeigen. Bei jedem
Geburtstag oder Jubiläum handeln wir so. Wie aber ist
es, wenn wir Gott feiern? Ihm Dank sagen für die Ernte des Jahres?
Es ist gut, dass viele von
Ihnen etwas von dem, was sie geerntet, vor dem Altar
niedergelegt haben. Ihre Gaben werden anschließend in unser Altenheim St.
Elisabeth gebracht und dienen dort den Menschen zur Nahrung. Auf diese Weise geben wir Menschen, die keinen Garten mehr
besitzen und keine Früchte mehr ernten können, Anteil an dem, was uns durch
Gottes Güte und durch unser Bemühen geschenkt ist.
Eucharistie
Die
Heilige Messe ist der große Dank an Gott. Heute
am Erntedankfest danken wir Gott für die Früchte der Erde, die unser Leben
nähren und unser Herz erfreuen. Immer aber
ist die Heilige Messe Dank für die übernatürlichen Gaben, die Gott uns in
seiner Kirche schenkt: Dank für die durch Jesus erwirkte Erlösung,
die Vergebung unserer Sünden, das Wort der Wahrheit, das uns den Weg zum ewigen
Leben, zur Fülle des Lebens bei Gott zeigt; Dank für die Gaben des heiligen
Geistes, die uns immer wieder aufrichten und Befreiung schenken.
Brotbrechen
In
der Frühzeit der Kirche sprachen die Christen auch vom “Brotbrechen”, wenn sie
die Heilige Messe meinten. Der Priester bricht das heilige Brot nach
dem Friedensgruß, während wir Christus als das Lamm Gottes anrufen, der sein Leben zerbrechen ließ. Durch diese äußerste
Tat der Liebe hat er uns die Vergebung unserer Sünden bei Gott erwirkt.
In
jeder Heiligen Messe geschieht das Teilen, das Brechen des Brotes, das
Austeilen der eucharistischen Gestalten. Deshalb geschieht das
Brechen des Eucharistischen Brotes unmittelbar vor der Kommunion. Christus teilt sich für jeden von uns. Und
obwohl er sich für die vielen teilt, empfängt ihn jeder ganz. Der hl.Thomas von
Aquin
hat dies in der 8.Strophe des Liedes "Lauda Sion - Deinem Heiland, deinem
Lehrer" so ausgedrückt: "Wer zu diesem
Gastmahl eilet, nimmt ihn ganz und ungeteilet, ungebrochen, unversehrt. Einer
kommt und tausend kommen, keiner hat doch mehr genommen, und der Herr bleibt
unverzehrt." Das ist
das Wunder des sich Verschenkens, dass es uns nichts wegnimmt, sondern dass wir
gerade dadurch erst ganz werden und zur Vollendung gelangen. So ist es bei
Jesus. So soll es bei uns sein.
Die Weite der Liebe Gottes annehmen
Umfassend
danken kann nur, wer die Weite der Liebe Gottes annimmt. Die Lesungen des Sonntagsdass Gott größer ist als das Herz der Menschen.
Unser Danken wird desto intensiver, je mehr wir
in unserem Denken und Fühlen ergriffen werden von seiner grenzenlosen Güte und
Liebe, von der Weite seines sich Verschenkens an uns und seine ganze Schöpfung. zeigen uns,
Der Geist weht, wo er will
In der ersten Lesung zeigt Gott uns, dass sein Geist weht, wo er will. Er lässt sich nicht eingrenzen auf Hierarchien, auf von
Menschen geschaffene Strukturen. Auch außerhalb des Lagers der Israeliten
werden Menschen vom Geist Gottes ergriffen. Wir
sollten deshalb dankbar anerkennen und Gott danken, dass auch außerhalb unserer
Kirche, unserer Religion Menschen für die Menschenrechte eintreten, Gutes
bewirken und sich einsetzen für Gerechtigkeit.
Gottesdienst und Dienst am Mitmenschen
Der Apostel Jakobus, der durch die Jakobspilger und den
durch Neunkirchen führenden Jakobusweg wieder intensiv in unser Blickfeld
geraten ist, zeigt in der 2. Lesung seiner
Gemeinde und uns, dass die Güter diese Erde nicht für uns allein da sind.
Ja, dass sie in den Augen Gottes nichts sind, wenn wir sie nicht in sozialer Verantwortung zum Nutzen aller verwenden.
Deshalb spricht unser Grundgesetz von der sozialen
Verpflichtung des Eigentums.
Die wenigsten von uns
zählen sich unter die Reichen. Doch unsere sozialen Strukturen sind heute nicht
mehr so überschaubar wie in biblischen Zeiten. Als
Konsumenten in einem Land, das immer noch zu den reichsten der Erde gehört,
sind wir alle “Arbeitgeber”, die in der Pflicht stehen, gerechte Löhne zu
bezahlen.
Eucharistie, das ist zwar
vor allem das Geschehen am Altar, aber nicht nur: Unser
ganzes Leben soll Eucharistie werden! Alltag und Sonntag, Gebet und
Leben, meine persönliche Frömmigkeit und die soziale Dimension des Glaubens,
Gottesdienst und Dienst am Mitmenschen, das alles muss für uns Christen eins
sein!
Toleranz und soziales Handeln
Im
Evangelium begegnet uns Jesus in seinem Kampf gegen das Böse und den
Widersacher. Aber er macht seinen Jüngern auch klar, dass er keinen Fanatismus akzeptiert, wo es um Menschen
geht, die zwar nicht zur Jüngergemeinschaft gehören, aber in seinem Namen
wirken. Da gilt der Grundsatz der Toleranz:
"Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für
uns." Anders ist es, wenn es um das
Böse oder den Satan geht. Da ist absolute
Entschiedenheit angesagt: Da heißt es in diesem Zusammenhang mit
Recht bei Mt und Lk: "Wer nicht für mich
ist, der ist gegen mich; wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut."
Dieser
Kontrast wird auch im Evangelium deutlich. Schon die geringste Geste der
Gastfreundschaft, der einem Jünger gereichte Trunk Wasser, wird von Gott mit
dem ewigen Lohn beschenkt. Keine gute Tat ist zu
gering, als dass sie Gott nicht sehen und lohnen würde.
Sozial
zu denken und zu handeln, bezieht sich aber nicht nur aufs Finanzielle.
Dazu gehört ebenso: Zeit haben für andere, freundlich
sein auch zu Menschen, die einem nicht so wohl gesonnen sind, eintreten für
Benachteiligte, auch einmal eigene Rechte zurückstecken können zum Wohl
anderer, Familien fördern und unterstützen, Unrecht beim Namen nennen,
einstehen für das Lebensrecht der Ungeborenen wie der Sterbenskranken usw. usw.
Jeder
der sozial verantwortlich handelt, ist bei Gott angesehen, ganz gleich welcher
Religion und Konfession, welcher Hautfarbe und welchem Volk er angehört. In diesem Fall
arbeiten all diese Menschen im Sinne Jesu.
Keine Gemeinsamkeit und
Toleranz aber gibt es, wo Verführung zum Bösen geschieht, die dem
Menschen das Wichtigste nimmt: seine Glauben an den Gott, der Liebe und
Erbarmen ist, dessen Liebe weit und grenzenlos ist.
Wer aber die Kleinen, die
an diesen Gott glauben, zum Bösen verführt, vor allem zum Abfall vom Glauben, dem
wird die schlimmste Strafe, die Hölle, zuteil. Die Verführer der Kleinen, die
diese zum Glaubensabfall bringen, sind bei Markus unter den Christen selbst zu
suchen, nicht bloß außerhalb der Gemeinde. Markus bezeichnet es als
einen Skandal, wenn getaufte Christen, welche die sich vor Gott klein
Wissenden, "irremachen am Glauben"
und damit "um das ewige Heil bringen."
Die scharfen Bilder vom
Abhacken oder Ausreißen der Glieder sind keine Aufforderung zur
Selbstverstümmelung; denn dies war im
Judentum streng untersagt. Es ist erst recht keine Empfehlung schuldig Gewordenen Gliedmaßen zu
amputieren, wie es heute noch dort praktiziert wird, wo das muslimische Gesetz
der Scharia angewandt wird. Diese Bilder wollen vielmehr zum Ausdruck bringen,
dass der Mensch radikal brechen muss von seinem verführerischen Tun, weil er
sonst als ganzer den Sinn seines Lebens verfehlt, an der Fülle des Lebens bei
Gott teilzuhaben. Das aber wäre für ihn die Hölle.
Dank und Gelassenheit
Der
Glaubende und Dankende lebt nicht in Angst. Er ist gelassen, weil er sich
beschenkt weiß. Die Großzügigkeit Gottes
lässt Jesus gelassen sein gegenüber seinen aufgeregten Jüngern und großzügig
gegenüber dem Menschen, der in seinem Namen Menschen heilt und befreit, obwohl
er kein Jünger ist.
Großzügigkeit
ist der Schlüssel zur Gelassenheit.
Gelassenheit
bedeutet, anderen ihre Erfolge zu gönnen, und mehr als das: anderen
dabei zu helfen, sich zu entwickeln und größer zu werden. Es bedeutet, diese
Entwicklung mit Freude zu betrachten und den Erfolg der anderen mitzufeiern.
Großzügigkeit heißt auch, andere zu empfehlen.
Das
Wort Gelassenheit haben die deutschen Mystiker, jene großen Beter und Lehrer
des Lebens mit Gott gebildet. Sie haben
gemeint, dass der Mensch sobald der Gott gegenübertritt, »sich lassen« müsse,
ganz locker, krampflos, unbesorgt, vertrauend sich sinken lassend, bis er
spürt, dass er gehalten und getragen ist.
Der Grund der tiefen und erstaunlichen Gelassenheit Jesu liegt in seinem
Gottesverhältnis. Er hat darum keine Sorge, weil
die Sorge Sache des Vaters ist.
Weil
Gott für uns sorgt, können wir ihm Dank sagen und Dank bringen, feiern wir
Sonntag für Sonntag Eucharistie. Weil Gott für uns sorgt, können wir großzügig
sein im Schenken.