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2006

Homilie am 28. Sonntag (B) zu Mk 10,17-30 in Großenbuch

Frei werden für den Weg des Lebens [1]

1 Sehnsucht nach Leben

Jeder Mensch möchte gut und sinnvoll leben können. Wer aber realistisch denkt, weiß, dass unser irdisches Leben begrenzt ist, sich in ihm nicht alles erfüllt, dass vieles offen und unvollendet bleiben wird.

Und doch ist in jedem von uns die Sehnsucht nach der Fülle des Lebens lebendig. Es darf aber nicht bei der Sehnsucht bleiben. Sie ermutigt uns vielmehr, auch konkrete Schritte zu unternehmen, damit aus der Sehnsucht Wirklichkeit werden kann. Der Weg zu einem sinnvollen irdischen Leben wie der zum ewigen Leben, zur Fülle des Lebens bei Gott, verlangt ganz konkrete Schritte.

Die Bibeltexte des heutigen Sonntags wollen uns dazu ermutigen. Dabei geht es vor allem um

2. Die Begegnung mit Jesus, dem Messias Gottes.

Der erste Schritt, so sagt uns Jesus im Evangelium ist daher, dass wir die Begegnung mit ihm suchen."Als sich Jesus wieder auf den Weg machte, lief ein Mann auf ihn zu, fiel vor ihm auf die Knie und fragte ihn: "Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?" [2]

2.1 Jesus heute begegnen

Wer Jesus wirklich begegnen will, wird sich ihm nicht nur neugierig nahen, sondern er wird nach der Fülle des Lebens ausschauend

2.1.1 aus innerem Antrieb die Nähe Jesu suchen.

Wir werden also wie der Junge Mann im Evangelium auf Jesus zugehen; denn der Herr wird auch heute auf vielerlei Wegen zu uns unterwegs sein. Wo zwei oder drei sich in seinem Namen versammeln, ist er mitten unter ihnen[3]; Wenn wir miteinander sein Wort hören, an ihn denkend sein Opfer und Mahl feiern; uns in das Wort der Schrift vertiefen, wird der Herr uns, wie die 2. Lesung aus dem Hebräerbrief bezeugt, in der Tiefe unseres Wesens berühre, "dringt sein Wort durch bis zur Scheidung von Seele und Geist, von Gelenk und Mark; richtet es über die Regungen und Gedanken des Herzens;"[4] 

Auch im geistlichen Gespräch mit geistlich erfahrenen Menschen, mit Seelsorgern und Seelsorgerinnen, kann uns der Herr begegnen und ansprechen.

Dem Herrn begegnen wir, wie die Lesung aus dem Buch der Weisheit bezeugt, wenn wir ihn anrufend um den Geist der Klugheit und Weisheit bitten.[5]

2.1.2 Jesus ehrfürchtig sich nahen

Dieses auf Jesus Zugehen geschieht in einer großen Ehrfurchtsgeste. Der Junge Mann fällt vor ihm auf die Knie. Jesus ist nicht unser Kumpel. Er ist unser Bruder und Herr. In ihm zeigt Gott uns sein menschliches Antlitz. Jesus ist ganz Mensch. Gottes Liebe ist in ihm gegenwärtig, darum können wir uns ihm ohne Angst aber mit Respekt nahen.

Zugleich aber ist er geliebte Sohn Gottes, der Auferstandene und beim Vater Erhöhte. Es begegnet uns in ihm das unergründliche Geheimnis Gottes. Darum spüren wir vor ihm auch unser Kleinsein und darum nahen wir uns ihm in großer Ehrfurcht. Durch die Ehrfurchtsgeste des Knieens drücken wir dies leibhaftig aus.

2.1.3 Jesus und der gute Gott

Jesus duldet kein Anhimmeln seiner Person. Menschlicher Personenkult ist ihm ein Gräuel. Mit "guter Meister", spricht ihn der junge Mann an.

Fast schroff und zurechtweisend klingen die Worte Jesu: "Warum nennst du mich gut? Niemand ist gut außer Gott, dem Einen."[6] Jesus stellt also klar, dass Gott allein der Gute und die Quelle des Guten ist. Jesus geht es zu allererst um Gott nicht um seine eigene Person. Gott gebührt die Ehre.

Auf dem Weg zu einem sinnvollen Leben und zur Fülle des Lebens bei Gott, das ewige Leben, geht es als Zweites um

2.2 Das Halten der Gebote

Auf die Frage "was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?" stellt Jesus dem jungen Mann die Gegenfrage "Du kennst doch die Gebote...?" Er führt einige an, welche die Liebe zum Nächsten betreffen. Auf dem Weg zum ewigen Leben befindet sich jener Mensch, der die Gebote Gottes hält. Ob wir auch von uns sagen könnten: "Meister, alle diese Gebote habe ich von Jugend an befolgt?"

Vor allem, wenn es um das Hauptgebot der Gottes- und Nächstenliebe geht. Bleiben wir da nicht immer ein ganzes Stück zurück? Jesus kommentiert die Antwort des jungen Mannes nicht. Er untersucht sie auch nicht auf ihren Wahrheitsgehalt.

Vielmehr wendet er sich dem jungen Mann ganz zu.

2.3 Das Annehmen der Liebe Jesu.

Den Griechischen Text wörtlich übersetzt heißt es: "Jesus aber, ihn angeblickt habend gewann ihn lieb..." Der Blick der Liebe trifft einen Menschen nicht rein zufällig. Jeder muss auch auf Jesus zugehen.

Dieses vom Herrn angesehen und liebend angenommen Werden steht am Anfang einer jeden persönlichen Berufungsgeschichte, auch der meinigen. Diese liebende Annahme durch Jesus zieht die Einladung nach sich: "Folge mir nach."

Was sind die Voraussetzungen für die Nachfolge? Was verhindert die Nachfolge Jesu? Für den jungen Mann bedeutet es, dass er loslassen muss, was ihn fesselt, unfrei macht für die Nachfolge Jesu: "Eines fehlt dir noch: Geh, verkaufe, was du hast, gib das Geld den Armen, und du wirst einen bleibenden Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach!"[7]

Sein trauriges Weggehen zeigt, dass er unfrei ist, dass Besitz und Geld ihn gefangen halten. Verdeutlicht wird dies noch durch die Jesusworte: "Wie schwer ist es für Menschen, die viel besitzen, in das Reich Gottes zu kommen!"[8] und "Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt."[9]

Anscheinend hingen auch die Jünger noch an ihrem kleinen Besitz, der ihnen unentbehrlich schien, sonst würden sie nicht so erschrocken reagieren.

Jesus weiß um die Befindlichkeit seiner Jünger, zu denen auch wir gehören. Er weiß, dass es für den Menschen schwer ist, sich von dem zu lösen, was ihn fesselt und unfrei macht, in der Nachfolge Jesu die Gottes Herrschaft bei sich zuzulassen.

Er lässt uns aber nicht in hoffnungsloser Resignation zurück, sondern verweist uns auf die Macht Gottes, zu der wir unsere Zuflucht nehmen werden. Sie ansehend antwortet er auf ihre erschrockene Frage: "Wer kann dann noch gerettet werden?" mit den tröstlichen Worten: "Für Menschen ist das unmöglich, aber nicht für Gott; denn für Gott ist alles möglich."[10]

3 Worum geht es Jesus?

Es geht Jesus nicht darum, dass der Mensch nun einmal Opfer bringen soll, um ewigen Lohn zu erwerben. Er will auch nicht eine neue Wirtschafts- oder Gesellschaftsordnung begründen. Es geht ihm auch nicht in erster Linie darum, dass man den Armen helfen muss.

Seine Rede ist nicht sozial motiviert, sondern rein religiös: Es geht ihm einzig darum, dass wir unser Herz nicht an die Dinge dieser Welt hängen sollen, uns nicht von Geld und Besitz abhängig machen, indem wir uns davon Sicherheit versprechen. Wir sollen einzig und allein im Vertrauen auf Gott unser Leben bauen.

Damit werden wir jeden Tag neu beginnen, damit wir Jesus wirklich nachfolgen und ihm ähnlich werden, damit Gott in uns seinen Sohn erkennt, der sich für uns alle hingegeben hat. Jede Heilige Messe hält uns dazu an: Im Wort des Lebens, das wir hören, und im Opfer und Mahl Jesu, das wir feiern. Wir gehen in sein Opfer ein, wenn wir ganz frei werden für Gott und unser Leben allein auf ihn bauen. Nur so werden wir frei für den Weg des Lebens, jetzt in dieser Zeit und in Ewigkeit.

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[1] Homilie zu L Weish 7,7–11; 2. L Hebr 4,12–13; Ev Mk 10,17–30

[2] Mk 10,17

[3] Mt 18,20

[4] Hebr 4,12

[5] Weish 7,7

[6] Mk 10,18

[7] Mk 10,22

[8] Mk 10,23

[9] Mk 10,25

[10] Mk 10,27