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Predigten

Homilie zu Jak 1,19-27 in der Abendmesse 6. Woche Mittwoch im JK

Das Wort der Wahrheit drängt zur Tat

Verstehens Schwierigkeiten

Um das heutige Evangelium in seiner Tiefe und seinen Sitz im Leben der Urkirche zu verstehen, ist der voraus gehende Text zu beachten.
Die Jünger hatten bei der Überfahrt über den See vergessen genügend Brot mitzunehmen. Darüber machen sie sich sorgenvolle Gedanken. Und Jesus ihre Gedanken wahrnehmend sagt zu ihnen: "Was macht ihr euch darüber Gedanken, dass ihr kein Brot habt? Begreift und versteht ihr immer noch nicht? Ist denn euer Herz verstockt? Habt ihr denn keine Augen, um zu sehen, und keine Ohren, um zu hören? Erinnert ihr euch nicht: Als ich die fünf Brote für die Fünftausend brach, wie viele Körbe voll Brotstücke habt ihr da aufgesammelt? Sie antworteten ihm: Zwölf.... Da sagte er zu ihnen: "Versteht ihr immer noch nicht?" [1]

Heilung vom Blindsein

Für den auf seine irdischen Bedürfnisse fixierten Menschen fällt es anscheinend selbst wenn er ein Jünger Jesu ist, immer noch schwer mit den Augen des Glaubens das Handeln Gottes durch Jesus wahrzunehmen. Die Jünger sind blind für die Wirklichkeit, in die sie hineingestellt sind. Es ist mühsam, sie zum Sehen zu bringen, so mühsam, wie einen Blinden zu heilen. Vielleicht ist das der Grund, warum die Heilung dieses Blinden so ausführlich beschrieben wird.

Auch im Ritus der Taufe werden symbolhaft die Sinne des Menschen mit dem Jesuswort „Effata- Öffne dich“ berührt; er soll lernen, die Wirklichkeit Gottes zu sehen und zu hören, um darauf die Antwort des Glaubens zu geben. Erst wer deutlich sieht, dass Gott schöpferische Macht in der Schöpfung und in unserem Leben wirkt, ist geheilt.

Öffnung des inneren Auges

Wie kann unser inneres Auge geöffnet werden, so dass es hinter die Dinge, die äußere Wirklichkeit schauen kann und den darin wirkenden Gott erkennt?
Der heutigen Lesung aus dem Jakobusbrief geht voraus, dass jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk von oben, vom Vater der Gestirne kommt. [2] Es ist sein Werk, wenn wir durch das Wort der Wahrheit geboren, gleichsam die Erstlingsfrucht seiner Schöpfung sind.[3] Das Wort der Wahrheit meint also das Wort des Evangeliums mit seiner Christusbotschaft und seiner sittlichen Forderung.

Das heutige Wort der Wahrheit heißt also: Jesus Christus muss uns die Augen für die in ihm anwesende Wirklichkeit Gottes öffnen. Das ist oft ein langer anstrengender Prozess, der sowohl der Verkünder, wie dem Hörenden abverlangt wird. Das sollten Eltern, Religionslehrer und Priester bedenken, wenn es um die religiöse Erziehung der Kinder oder aber um das Wachsen im Glauben von Erwachsenen geht.
Aber erst wenn das gehörte Wort zur Tat wird, finden wir zur Vollgestalt des Glaubens und zu unserem wahren Wesen. Gelangen wir zur göttlichen Freiheit, zur Fähigkeit, wie Gott zu lieben und das Gute zu tun. Und darin werden wir selig, erfahren wir unzerstörbaren Sinn.

Aus den Hörern müssen Täter des Wortes werden.

In der Lesung schließt sich deshalb eine Spruchreihe an über das rechte Hören, Reden und Tun, über den rechten Umgang mit Gott und den Menschen. Der Mensch muss hören lernen. Das richtige Hören ist ein Empfangen, ein Sich-erfüllen- und Sich-beglücken-Lassen, ja es ist auch schon ein Tun: das innere Tun des Lernens und Einübens, aus dem sich das äußere Tun des frei gewordenen Menschen ergibt.
Die Mahnungen dieses Abschnitts sind nicht in den leeren Raum hineingesprochen. Es sind Folgerungen, die sich für uns Getaufte daraus ergeben, dass Gott uns angesprochen und angenommen hat. Mit dem, was der getaufte Mensch sagt und tut, ehrt er Gott - oder er beschimpft ihn.

Am Schluss der Lesung zeigt der Jakobusbrief, wie sich dieses das Wort der Wahrheit ganz konkret auswirkt. Er verweist auf die Witwen und Waisen, die nicht nur in der damaligen Gesellschaft es besonders schwer hatten. Für sie zu sorgen, wenn sie in Not sind, erhält die christliche Bestnote: Es ist ein reiner makelloser Dienst vor Gott, dem Vater. [4]
Nur der wird aus der Tiefe eines gläubigen Herzens heraus die Dinge so sehen, wie sie sind, und erkennen, was Gott von ihm will, "der sich vor jeder Befleckung durch die Welt bewahrt.“ Damit ist nicht die Schöpfung gemeint, sondern die den irdischen Genüssen und dem Reichtum verfallene Mensch.
So ist und bleibt die Mahnung des Jakobusbriefes immer aktuell: "Darum legt alles Schmutzige und Böse ab, seid sanftmütig und nehmt euch das Wort zu Herzen, das in euch eingepflanzt worden ist und das die Macht hat, euch zu retten." [5]

[1] Mk 1,20 f.
[2] Jak 1,17
[3] Jak 1,18
[4] Jak 1,27
[5] Jak 1,21

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